Kapitel 85 ~ Ich kann dich nicht verlieren

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Die Ferien vergingen schneller als erwartet. Nun war es Januar, der Schnee lag hoch und wir mussten uns von den Weasleys verabschieden. Dieses Mal war es ein schwerer Abschied, da ich nicht wusste, wie oft ich diese wunderbare Familie noch sehen würde. Ginny war bereits durch das Flohnetzwerk nach Hogwarts gereist, während Draco und ich erst gegen Nachmittag zurück wollten. George hatte die gesamten Ferien im Fuchsbau verbracht, obwohl der Laden derzeit boomte. Doch ich genoss seine Anwesenheit. Alles in allem ging es mir gut. Bis auf die Ungewissheit. Und die Symptome. Ich sagte es erst mal niemandem, doch diese wurden von Tag zu Tag schlimmer. Ich wachte morgens auf und mein ganzer Körper schien zu brennen vor Schmerz. Das Atmen fiel mir schwer, mein Kopf drohte zu explodieren und mein Herz raste. Jeden weiteren Tag wurde die Angst größer. Mir war bewusst, dass ich Madam Pomfrey all das sagen musste, doch ich hatte Angst, dass die Krankheit sich doch schneller ausbreitete, als gedacht. Seufzend stieg ich aus der Dusche und betrachtete mein Spiegelbild. Ich erkannte mich kaum noch selbst. Meine Augen waren ständig trocken und rot, meine Augenringe eine Mischung aus rot und blau und mein Gesicht war eingefallen. Eigentlich war mein gesamter Körper eingefallen. Von Tag zu Tag verging mir mehr der Appetit, sodass ich mich nur noch zwang, zu essen. All dies bereitete mir solch eine Angst. Doch noch größer war die Angst, Draco zu beichten, dass es mir schlechter ging. Natürlich hatte er eine Ahnung und fragte immer wieder nach, doch ich beruhigte ihn und sagte ihm jedes Mal, dass alles wie immer war. Doch das war es nicht. Mein Körper wurde schwächer, die Krankheit größer. Meine Knie fühlten sich plötzlich weich an und ich hielt mich mit Mühe am Waschbecken fest. Dann klopfte es an der Badezimmertür. "Isabella? Wir müssen langsam los." Draco's Stimme drang nur gedämpft zu mir, als ich gegen den wiederkehrenden Schwindel ankämpfte. Ich biss die Zähne zusammen, zog mein Handtuch enger und öffnete die Tür. "Alles in Ordnung?" Draco legte sofort besorgt eine Hand um meine Taille, doch ich nickte nur und schob sie weg. "Alles gut." Meine Stimme war zittrig und ich setzte mich aufs Bett. "Isabella, lüg mich nicht an. Dir geht es schlecht." Ich sah zu ihm auf und plötzlich fühlte ich mich wie ein Kind. Würde es so enden? Ich, krank, hilflos wie ein kleines Kind und Draco, der sich immer besorgt um mich kümmern musste. Mein Körper begann zu zittern. "Komm, zieh dich an. Du frierst doch sicherlich." Draco legte meine Kleidung neben mich und ich begann, vorsichtig meine Hose anzuziehen. Wieder klopfte es und George steckte den Kopf durch die Tür. "Oh, entschuldigung." Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, dass ich mich umzog. "Mom hat nur gefragt, wo ihr bleibt." "Wir kommen gleich." Ich lächelte George leicht an und er nickte, jedoch lag sein Blick besorgt auf Draco. Dieser sah mich kurz an. "Ich bin gleich wieder da, Prinzessin." Er küsste mich auf den Scheitel und verließ gemeinsam mit George das Zimmer. Ich atmete tief durch und ließ meinen Tränen freien Lauf. Es war klar, worüber die beiden reden würden. Beide hatten bemerkt, dass es mir schlechter ging und die beiden war diejenigen, die mir am nächsten standen. Endlich schaffte ich es, meinen Pullover anzuziehen. Ich blinzelte einige Male, um die Tränen zu stoppen und trocknete dann meine Haare. Die Tür öffnete sich und Draco kam wieder herein. "Können wir reden, Isabella?"

George saß schon in seinem alten Zimmer, als Draco und ich hinein gingen. Nachdem ich meine Tränke genommen hatte, ging es mir wieder einigermaßen besser. Mein Magen knotete sich zusammen, als ich Fred's Bett sah, auf seinem Nachttisch standen noch immer einige Bilder. George bemerkte meinen Blick und zog mich zu sich aufs Bett. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn und Draco, der an dem Kleiderschrank stehen blieb. "Was gibts?" Draco atmete tief durch, bevor er mir ernst in die Augen blickte. "Wir haben bemerkt, dass es dir schlechter geht, Isabella." Ich seufzte und sah zu Boden. "Wir denken, es wäre besser, wenn du eine Weile hier bleiben würdest und nicht nach Hogwarts zurückkehrst." George drückte meine Hand doch ich entzog sie ihm und stand entsetzt auf. "Spinnt ihr? Natürlich kehre ich nach Hogwarts zurück." Entgeistert sah ich Draco an. "Du willst mich los werden?" Er kam sofort auf mich zu, doch ich wich zurück. "Ich will dich nicht loswerden! Nicht heute, nicht morgen, nie! Ich möchte, dass es dir gut geht." "Und du denkst, dass es mir besser geht, wenn ich getrennt von dir bin?" Tränen stiegen in meine Augen. Verzweifelt fuhr sich Draco durch die Haare. "Nein! Ich würde auch hier bleiben, Isabella." Nun war ich vollkommen perplex. "Was?", flüsterte ich. "Nur wegen dir bin ich überhaupt zurück nach Hogwarts. Ich bleibe bei dir, bis du bereit bist, zurück zu gehen." "Aber ich bin bereit!" George stand nun auch auf. "Nein, bist du nicht. Du solltest ins St.-Mungos. Dich komplett durchchecken lassen, sehen, ob sie nicht doch irgendwas finden. Du kannst nicht kampflos aufgeben." Tränen glitzerten in seinen Augen und plötzlich wurde mir klar, warum wir ausgerechnet hier drin darüber redeten. "Ihr wollt Fred wirklich als Druckmittel benutzen?" Georges Augen weiteten sich. "Was? Nein!" "Warum reden wir dann ausgerechnet hier?" "Weil er dein bester Freund war! Er war wie dein Bruder! Und er würde verdammt nochmal wollen, dass du gesund wirst! Isabella, du gehst verdammt nochmal zu Grunde! Und du willst es lieber verstecken, statt dir selbst zu helfen!" Dracos Gesicht war rot vor Wut und er schrie mich an. All die Angst, all der Schmerz steckte er in diese geschrienen Worte. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken. "Malfoy!", flüsterte George mit zusammengebissenen Zähnen und drückte mich an sich, doch ich löste mich sofort wieder. "Du hast Recht. Und es tut mir Leid, dass ich euch Leid ersparen will. Ich möchte gesund werden. Mehr als alles andere auf der Welt. Aber man sollte auch die Tatsache akzeptieren können, dass es vielleicht zu spät ist." Nun entwich meiner Kehle doch ein Schluchzen und ich sank auf Freds Bett. Draco starrte mich einfach nur an, dann verließ er das Zimmer und alles was zu hören war, war das Knallen der Tür.

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