Kapitel 42 ~ Wiedersehen?

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Zum Abendessen traute ich mich endlich wieder aus meinem Zimmer. Zuerst begegnete ich Charlie, der mich mit großen Augen ansah. "Wow, Isabella, du siehst super aus." Ich musste leicht lächeln. "Danke. Ich brauchte mal eine Veränderung." Charlie nickte und wollte etwas erwidern, als Freds wütende Stimme von unten zu uns hoch drang. "Was ist denn da los?" Charlie seufzte. "Fred redet gerade mit Hermine. Er denkt, dass euer Gespräch etwas mit deinem Absturz zu tun hat." Ich schaute zu Boden und zuckte die Schultern. "Das stimmt leider sogar." "Was hat sie gesagt?" "Das wir vier Geschichte sind und ich gut auf die Seite der Todesser passen würde." Für andere hörten sich diese Worte vielleicht nicht so schlimm an, aber nachdem, was ich alles mit ihnen erlebt hatte, waren es Stiche ins Herz. Charlie nahm mich in den Arm. "Du passt auf jede Seite, nur nicht auf die der Todesser. Du bist so ein warmherziger Mensch, du wärst bei denen völlig fehl am Platz." Leicht lächelnd löste ich mich wieder von ihm. "Danke." Doch ich musste an Draco denken. Er war auch kein schlechter Mensch. Aber er war auf deren Seite.

Charlie und ich machten uns, nachdem der Streit immer mehr hochschaukelte, auf den Weg nach unten. Hermine stand dort mit Tränen in den Augen vor Fred, hinter ihr stand Ron mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Harry war nirgends zu sehen. "Ich hab ihr doch nicht gesagt, dass sie sich zur Besinnungslosigkeit trinken soll! Da siehst du doch, wie sehr sie sich verändert hat. Sie betrinkt sich, anstatt mit jemandem von uns zu reden." Fred schnaubte. Er war feuerrot vor Wut. "Ich will gar nicht wissen, was du ihr an den Kopf geworfen hast! Aber ohne deine Worte hätte sie vielleicht Spaß gehabt! So hatte sie das Bedürfnis, sich fast umzubringen!" Mein Herz klopfte wie wild gegen meine Brust. Natürlich war es nicht mein Bedürfnis, mich umzubringen. Ich wollte einfach nur vergessen. Hermine starrte mich nun genau an. Somit bemerkte mich auch Fred, der sich zu mir umdrehte. Sein Blick änderte sofort von wütend zu besorgt. "Bella." Seufzend nahm ich ihn einfach in den Arm. Nicht nur mir half dies, sondern ich spürte auch, wie er sich entspannte. Ron nahm Hermines Hand. "Wir sollten gehen."

Nach dem Abendessen, welches nicht wie sonst von lauten Gesprächen und Gelächter begleitet wurde, sondern von bedrückender Stille, setzten Fred und ich uns nach draußen, um zu reden. Es herrschte lange Stille, die ich irgendwann unterbrechen musste. "Fred, es tut mir unglaublich Leid." "Wieso? Wieso bist du nicht zu mir gekommen?" Er sah mich mit einem solch verletzten Blick an, dass mir das Herz zum gefühlt tausendsten Mal in meinem Leben zerriss. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich wollte einfach vergessen. Frei sein von Sorgen und Problemen. Sowas hatte ich noch nie." "Bitte versprich mir, dass du so etwas nie wieder tust. Rede mit mir, wenn es dir nicht gut geht." Ich nickte und er nahm mich in den Arm. Ich drückte mich an ihn und genoss die Wärme meines besten Freundes. "Ich hab dich lieb, Fred." "Ich dich auch Kleines. Und deine Haare sehen toll aus." Lächelnd wuschelte er mir durch die Haare, als wir uns voneinander lösten. Ich erwiderte sein Lächeln und zog ihn hoch. "Komm, lass uns spazieren gehen."

Wir liefen einige Meter, ohne etwas zu sagen, bis Fred die Stille ersterben ließ. "Was hat Hermine gestern eigentlich zu dir gesagt?" Ich atmete tief durch und erzählte ihm alles von unserem Gespräch. Fred's Augen funkelten vor Wut. "Du bist mit Sicherheit nicht besser bei den Todessern aufgehoben! Damit wollte sie dich doch nur verletzen!" Ich zuckte mit den Schultern. "Hat sie doch auch geschafft. Zu hören, dass meine beste... ehemalige beste Freundin so von mir denkt, hat mir den Rest gegeben." Fred blieb stehen und strich mir behutsam über den Arm. "Niemand denkt so von dir. Hermine und die anderen sind einfach nur enttäuscht. Klar entschuldigt das ihre Worte nicht, aber auch die drei denken so von dir." Ich nickte, nicht wirklich überzeugt davon.

Auch die nächsten Tage wechselten weder Hermine noch Harry oder Ron ein Wort mit mir. Die Hochzeit stand in einer Woche an und Ginny und ich saßen gemeinsam über den letzten Planungen. Mrs. Weasley wollte, dass wir die Feier nach der Hochzeit noch etwas genauer planten und den Sitzplan überarbeiteten. "Geht es dir gut?" Ginny riss mich aus meinen Gedanken. Gespielt lächeln nickte ich und wand den Blick vom Alkohol ab, den Mr. Weasley gerade rein brachte und ins Zelt schleppte. Noch immer war das Verlangen, einfach alles für einige Stunden vergessen zu können, riesig. Aber ich wollte Fred einfach nicht noch mal enttäuschen, geschweige denn dafür sorgen, dass Hermine noch mehr Grund hatte, meine Veränderung zu argumentieren. "Hast du denn ein Date für die Hochzeit?" "Nein.", murmelte ich und meine Gedanken schweiften mal wieder zu Draco. Noch immer hatte er nicht auf meinen Brief geantwortet, dabei musste ich ihn so dringend sehen. "Und du? Gehst du mit Harry?" Ginny nickte. "Ist wahrscheinlich unsere letzte Gelegenheit, uns nahe zu sein." Fragend sah ich sie an. "Hermine, Ron und Harry gehen auf die Suche nach den Horkruxen. Direkt nach der Hochzeit." Meine Verwunderung war wohl nicht zu übersehen, denn Ginny fügte hinzu: "Ich dachte, du wüsstest es." Ich schüttelte leicht den Kopf. Angst überkam mich. Was, wenn die drei ihre Suche nicht überlebten? Würden wir dann im Streit auseinandergehen und nie wieder die Chance bekommen, uns zu versöhnen?

Als Hermine zur Küche herein kam, sah ich direkt, dass sie geweint hatte. Besorgt beobachtete ich sie. Hermine drehte sich um, als sie meinen Blick bemerkte. Er war jedoch nicht wütend oder genervt, eher besorgt und ängstlich. Ich sah, dass sie etwas sagen wollte, sie es sich aber anders überlegte und die Küche ohne ein Wort verließ. "Warum ist sie so traurig?", fragte ich Ginny. "Sie muss ihre Eltern vergessen lassen, wer sie ist. Nur so, waren sie sicher." Trauer stieg in mir auf. Meine beste Freundin hatte all dies alleine durch machen müssen und ich hatte nur an mich gedacht. Wie konnte ich nur so egoistisch sein? "Entschuldigst du mich? Ich muss kurz auf Toilette." Ginny nickte und widmete sich wieder der Planung.

Mein Weg führte mich in mein Zimmer, wo ich meine Handtasche packte und nach London apparieren wollte. Ich wusste, dass Fred gesagt hatte, ich konnte immer mit ihm reden, aber alle waren mitten drin in Hochzeitsvorbereitungen, ich wollte niemandem die Stimmung vermiesen. Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, als eine Eule gegen mein Fenster tippte. Sofort öffnete ich es und erkannte sie wieder. Draco. Mein Herz klopfte schneller, als ich den Brief öffnete.

Es ist riskant, aber triff mich heute um 18 Uhr im New London Café.

Ich konnte das Lächeln nicht verhindern. Heute würde ich endlich Draco wiedersehen. Ich machte mir keine Gedanken darüber, woher er überhaupt ein Café in London kannte, sondern sah sofort auf die Uhr. 17 Uhr. Also musste ich schnell sein. Ich zog mir eine schwarze Lederhose, ein hellblaues T-Shirt und eine hellblaue Jacke darüber an. Meine Haare ließ ich, wie sie waren. Ich war gespannt, wie Draco die neue Frisur fand. Schnell schnappte ich meine Tasche und verließ den Fuchsbau. "Fred!" Er drehte sich sofort zu mir um. "Wow, was hast du denn vor?" Als er bei mir ankam, flüsterte ich ihm zu: "Ich treffe mich mit Draco. Ich muss sofort los." Er machte große Augen, nickte dann aber und nahm mich in den Arm. "Sei vorsichtig."

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