Dieser Schmerz. Ich wollte, dass er aufhört. Das alles aufhörte. Das die Stimmen, die zu mir hallten, still waren. Warum gerade er? Warum nicht ich? Warum musste Fred sterben, seinen Zwilling alleine lassen, seine ganze Familie in einen trauernden Haufen verwandeln? Ich verstand die Welt nicht mehr. Es war alles taub. Ich bekam mit, wie mich jemand zu einer Bank an einer Wand trug und mich behutsam darauf setzte. Immer wieder wurde mir beruhigend über den Rücken gestrichen. Sanfte Worte sollten an mein Ohr dringen, doch ich hörte nichts. Noch immer sah ich nur Freds leblosen Körper vor mir. Mein ganzer Körper begann zu zittern. Das Atmen fiel mir schwer. Plötzlich war ich unglaublich müde. Schlaf. Vielleicht war das alles nur ein böser Traum. Bald würde ich aufwachen und einen besorgten Fred vor mir sehen, der mir sagt, dass alles gut werden würde. Doch es wurde nie mehr alles gut.
Irgendwann kam ich wieder zu mir. Die Große Halle war schon leerer, doch noch immer lagen Verletzte am Boden. Ich schluckte. Draco saß neben mir und hatte meinen Kopf auf seine Beine gelegt. Er sah so kaputt aus. Traurig. Hilflos. Er strich mir abwesend durch die Haare und blickte starr in eine Richtung. Langsam richtete ich mich auf, was ihn sofort zu mir sehen ließ. "Isabella. Oh, bei Merlins Bart." Er nahm mich sofort in den Arm. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. "Wo ist Harry? Ist er in den Wald?" Die Panik erschlug mich fast. Was, wenn Harry auch getötet wurde? Wo waren Hermine und Ron? Draco nickte leicht, was meine Angst nicht abebben ließ. "Und Hermine?" "Da vorne." Er zeigte in eine Richtung. Hermine half Madam Pomfrey mit den Verletzten. Ich sah mich weiter um. Die Weasleys saßen zusammen auf einer Bank, alle um George versammelt, und redeten beruhigend auf ihn ein. Seine Tränen waren getrocknet, doch in seinem Blick konnte ich den Schmerz und die Trauer sofort sehen. Es war, als würde die Welt still stehen.
Draco räusperte sich und richtete damit meine Aufmerksamkeit auf ihn. "Isabella. Es tut mir Leid. Nichts von all dem hier wollte ich." Er machte eine Handbewegung und zeigte auf die Große Halle. Ich nahm seine Hand in meine. "Ich weiß das, Draco. Und es ist nicht deine Schuld. Du hast niemanden getötet. Du bist kein Mörder." Seufzend ließ er meine Hand los und blickte zu Boden. "Ich war blöd. Ich hätte nie meine Eltern über dich stellen sollen. Aber ich war es gewohnt, dass ich nur sie hatte. Irgendwie ging das nicht aus meinem Kopf. Ich werde mich ab jetzt immer für dich entscheiden, Isabella." Trotz der Trauer und dem Schmerz wurde mir warm ums Herz. Dracos Worte berührten mich und ich sah ihm an, dass er es ernst meinte. Ich wollte etwas darauf erwidern, doch er machte eine ausladende Handbewegung und brachte mich zum Schweigen. "Trotzdem sollst du wissen, dass ich nicht gut für dich bin. Ich habe das alles hier erst in Gang gesetzt. Hätte es mich nicht gegeben, wären nicht so viele Menschen gestorben." "Draco, wir hatten das schon mal. Ich entscheide, wer gut für mich ist. Du hast mir an Silvester gesagt, dass ich dein Anker bin. Und du bist meiner. Ohne dich würde ich Freds Tod nicht überleben. Oder Tonks' und Remus'. Ich liebe dich Draco. Niemand gibt dir die Schuld hier dran. Er hätte einen anderen Weg gefunden, um den Stein ins Rollen zu bringen, glaub mir. Der Krieg wäre so oder so ausgebrochen. Und ich bin sehr froh, dass es dich gibt." Dracos Augen leuchteten auf. Endlich nahm er wieder meine Hand und strich sanft darüber. "Ich liebe dich, so sehr." Sein Gesicht näherte sich meinem und schon lagen meine Lippen auf seinen. Die ganze Trauer, der ganze Schmerz, war für diesen kurzen Augenblick vergessen. Ich liebte Draco und er liebte mich. Wir brauchten einander. Und ich würde alles für diesen Jungen tun, der mir mein Herz geraubt und nie wieder zurück gegeben hatte.
"Ich unterbreche nur ungern, aber Neville denkt, die Todesser kommen zurück." Hermine stand vor uns und wir lösten uns voneinander. Draco lächelte mich matt an. Ich drückte seine Hand mit neu gewonnenem Mut. Fred hätte nicht gewollt, dass ich aufgebe und nicht weiter kämpfe. "Lass uns gemeinsam kämpfen." Draco nickte und stand auf. "Gemeinsam." Draußen standen schon fast alle Schüler und Lehrer, die nicht beim Kampf verletzt wurden. Draco und ich stellten uns neben Hermine und die Weasleys. Ich nahm Georges Hand in meine und lächelte ihn tapfer an. "Wir gewinnen das, für Fred." George nickte und lächelte, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Ich hoffte so sehr, dass sein Lachen irgendwann wieder echt war. Von weitem sahen wir Voldemort und seine riesige Schar von Anhängern auf uns zu kommen. Harry konnte ich nicht erkennen. Hermine neben mir schnappte nach Luft. "Bella, schau da, auf Hagrids Arm." Ich folgte ihrem Blick und mein Herz blieb einen Moment stehen. Hagrid hatte den leblosen Körper von Harry auf dem Arm. Neue Tränen sammelten sich in meinen Augen und meine Knie wurden wackelig. Nicht auch noch Harry. Wenn er tot war, war alles verloren. Draco nahm seine Hand aus meiner und legte den Arm um mich, um näher bei mir zu sein. Ich konnte seine Eltern bei den Todessern erkennen. Narcissas Augen sahen sich angstvoll um.
Voldemort blieb mit einem Grinsen vor uns stehen und deutete auf den leblosen Körper von Harry. "Harry Potter ist tot!" Seine Anhänger lachten stolz, nur ein paar, unter anderem Dracos Eltern, schauten eher gequält. "Harry Potter ist tot!" Wieder Lacher. Mir wurde speiübel. Ich klammerte mich an Draco fest, dessen Gesichtsausdruck ebenso gequält war. "Es wird Zeit, euch mir anzuschließen. Oder sterbt!" Alle auf unsere Seite sahen sich an. Eins war mir bewusst: Ich würde nie auch nur einen Gedanken daran verschwenden, mich Voldemort anzuschließen. Er war ein Monster, welches ohne Skrupel tötete. Lieber wurde ich ermordet, als dass ich einem verrückten Psycho angehörte. Ein Flüstern drang an mein Ohr, dann wurde es lauter. "Draco." Narcissas Augen lagen auf ihrem Sohn. Dracos gesamter Körper spannte sich an. "Draco, komm." Als er keine Anstalten machte, auch nur einen Fuß auf die andere Seite zu setzen, sagte sein Vater energischer. "Draco. Komm zu uns." Alle Blicke lagen auf uns. Dracos hingegen lag auf mir. Ich löste mich aus seinem Arm und nahm seine Hände in meine. "Wenn du zu ihnen willst, dann geh. Ich versteh das." Ich konnte den Konflikt in Dracos Augen sehen, bis er den Kopf schüttelte und laut "Nein." rief. Dracos Eltern sahen erschrocken zu ihm. Voldemorts Zorn konnte man in seinen Augen erkennen. "Entblöß deinen Arm, du nichtsnutziger Junge!" Draco tat es, einige sogen scharf die Luft ein. "Ja, ich bin ein Todesser. Aber ich heiße nichts von dem gut, was er tut." Er redete, als wäre Voldemort gar nicht hier. Dieser sah nun sauer auf mich. "Alles nur wegen einem lächerlichen Mädchen, das dich verlässt, sobald der Krieg vorbei ist?" Meine Augen verengten sich und ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Voldemort hob schon seinen Zauberstab gegen mich und rief: "Avada Kedavra." Ich sah den grünen Blitz auf mich zukommen, wusste, dass es nun zu Ende war. Mein letzter Gedanke war Draco. Mit meinem letzten Herzschlag sah ich zu ihm.
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Everything for you
FanfictionZwei Menschen, die sich noch nie leiden konnten und völlig verschieden sind. Können sie überhaupt befreundet sein, geschweige denn wirklich ineinander verliebt sein? Isabella Gabott ist 15 Jahre alt und geht auf die Hogwartsschule für Hexerei und Za...