Kapitel 61 ~ Beerdigung

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Jede einzelne Beerdigung hinterließ einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Doch vor der Beerdigung von Fred hatte ich am meisten Angst. Es war die letzte auf einer langen Liste. Ich zupfte an meinem schwarzen Kleid herum und wünschte mir nichts sehnlicheres, als Draco bei mir zu haben. Mein Herz klopfte stark gegen meine Brust und der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und größer. Mich von Fred zu verabschieden, fiel mir am schwersten. Der komplette Fuchsbau war still, George hatte sich in seiner Wohnung verschanzt. Mittlerweile lebte ich wieder bei meinen Eltern, Melissa war wieder in London und ging ihrer Arbeit als Aurorin nach. Wir lebten, als wäre nie etwas gewesen. Doch ich spürte in meinem Herzen, in mir drin, dass nie wieder etwas sein würde wie früher. Hermine übernachtete die letzten Tage bei mir, da sie die Stille im Fuchsbau nicht ertragen konnte. Trotz, dass sie und Ron endlich zusammen waren, verschloss er sich vor ihr und ließ keine Träne in ihrer Gegenwart fließen.

Ein zartes Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. Meine Mutter steckte den Kopf in die Tür. Sie hatte ein schwarzes Kleid mit weißer Spitze am Ende an und ihre Haare hatte sie hochgesteckt. "Wir müssen gleich los, Schatz." Auch sie sah traurig aus. Sie wusste, wie viel mir Fred bedeutet hatte. Sie wusste, dass mich sein Tod genauso sehr traf wie der von Ben. Ich nickte und ging mit ihr nach draußen. Unten warteten schon mein Vater und Hermine, die ebenfalls traurig aussahen. Hermine nahm meine Hand und drückte sie fest. "Bist du okay?" Wieder wurde der Kloß größer. "Nein. Aber vielleicht hilft die Beerdigung." Hermine nickte, ließ meine Hand nicht los und apparierte mit mir nach Godric's Hollow.

Es waren viele Leute da, so viele alte Freunde von Fred und George, ehemalige Mitschüler, Lehrer, Familie. Der Friedhof stand voll mit Hexen und Zauberern aller Altersklassen. Hermine hatte Ron begrüßt, sein Gesicht war traurig und erschöpft. Die letzten Tage der Weasleys mussten anstrengender als je zuvor gewesen sein. George stand abseits seiner Familie, starrte auf den Sarg, der gerade ins Grab gelassen wurde. Selbst der sonst so starke Charlie stand mit hängenden Schultern am Grab, vergoss eine Träne. Ginny gesellte sich zu George, ebenfalls mit geröteten Augen und weiteren Tränen. Mr. und Mrs. Weasley versuchten krampfhaft stark zu bleiben, doch irgendwann sank Molly in die Arme ihres Mannes und weinte bitterlich. Wieder einmal kam ich mir unheimlich allein vor. Hermine war bei Ron, Harry bei Ginny. Ich stand bei meiner Familie und starrte auf die Inschrift des Grabsteines. "Fred Weasley. Geliebter Sohn, Bruder, Freund und für immer der Meister der Scherze." Ich musste leicht lächeln. Er war der Meister der Scherze, aber er war auch immer für andere da, konnte ernst sein und war besorgt. George hielt eine Rede, am Ende brach seine Stimme und er ließ sich von Bill zurück führen. Meine Hände zitterten unkontrolliert. "Als nächstes wird die beste Freundin von Fred, Isabella, noch zu uns sprechen." Ich schluckte schwer. Meine Mutter drückte leicht meine Hand und lächelte mir zu. Also ging ich nach vorne, neben das Grab meines besten Freundes.

"Ich muss niemandem erzählen, wie witzig Fred immer war und wie viele Streiche er sich einfallen gelassen hat." Ich atmete tief durch, bevor ich weiter redete. "Fred war ein Mensch mit einer großartigen Seele. Er war immer für mich da. Unabhängig davon, wie viel Mist ich gebaut habe, Fred war da um mir Trost zu spenden. Fred war ein unfassbar toller Bruder, für jeden. Binnen Minuten hat er Percy verziehen." Ich lächelte ihn leicht an, was er erwiderte. "Das Leben geht weiter, auch ohne Fred, aber es wird nie wieder so sein wie vorher. Aber er wird immer bei uns sein, Tag für Tag und Nacht für Nacht. Wir werden ihn nur nicht sehen dürfen. Aber ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns freuen, dich wiederzusehen, Fred. Ich danke dir für alles. Du warst wie mein Bruder. Ich hab dich lieb." Ich blickte in das Grab und ließ den Tränen freien Lauf. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und zog mich etwas weg. Es war Charlie. Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich heran. In diesem Moment tat es gut, ihn bei mir zu haben. Zu spüren, dass wir alle nicht alleine waren.

Nachdem das Grab vollständig mit Erde bedeckt war, löste sich die Menge langsam auf. "Schätzchen, kommst du?" Meine Mutter sah mich erwartungsvoll an, doch ich schüttelte den Kopf. "Gebt mir bitte noch einen Moment." Sie nickte und lief gemeinsam mit meinem Vater durch das Tor. Ich kniete mich zu George, der am Grab seines Zwillings saß. "Es war mir eine Ehre, sein Zwilling gewesen zu sein. Meinst du, er ist gerade hier?" "Mit Sicherheit. Er lässt sich diesen großen Moment doch nicht entgehen." George lachte und ich lehnte mich an ihn. "Vergeht der Schmerz jemals?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Es wird nur leichter, damit umzugehen." George stand auf und reichte mir seine Hand. Dankend nahm ich sie und stand ebenfalls auf. "Bis bald, Fred." Wir liefen in Richtung Tor und gerade, als wir durchgehen wollten, nahm ich etwas rechts neben uns wahr. Ich blickte an die Stelle, doch ich sah nur noch einen blonden Haarschopf, bevor er weg apparierte. Mein Herz flatterte durch meinen Brustkorb. Draco war hier gewesen.

Meine Eltern warteten vor dem Tor, als ich mich von George verabschiedete. "Kommst du mich bald besuchen?" Ich nickte. "Natürlich." Wir lächelten uns schwach an und gingen getrennte Wege. Doch bevor ich meinen Weg zu meinen Eltern fortsetzen konnte, hielt mich jemand am Handgelenk fest. Fragend drehte ich mich um, nur um Harry und Ron hinter mir zu sehen. "Hey Jungs. Was gibts denn?" "Können wir reden?" "Klar." Wir stellten uns etwas abseits von den anderen. Erwartungsvoll sah ich die beiden an. Harry ergriff als erstes das Wort. "Bella, es tut uns Leid. Wir hätten dich nie so verurteilen dürfen. Malfoy hat während des Krieges mehr als einmal gezeigt, dass er nicht aus vollem Herzen Todesser war." Die beiden sahen mich aufrichtig an. "Ach Jungs. Natürlich verzeih ich euch. Mir tut es Leid, euch das alles viel zu lange verschwiegen zu haben." "Schon vergessen." Ron zuckte mit den Schultern. Ich musste leicht grinsen und umarmte die beiden. Ernst sah ich dann zu Ron. "Du musst mit Hermine reden. Ewig kannst du deine Gefühle nicht vor ihr verstecken. Und sie bräuchte auch deine Hilfe." "Bei was denn?" "Frag sie das selbst. So kannst du ihr auch gleich zeigen, wie gern du sie hast." Ron nickte und lächelte schwach. "Du hast Recht. Bis dann." Er verabschiedete sich und lief zu Hermine, der ich ein Lächeln schenkte, welches sie erwiderte. "Geht es dir denn gut?" Harry zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Naja. Wie mans nimmt. Ich bin froh, dass die Beerdigungen vorbei sind." "Ja, das kannst du laut sagen. Hör mal, ich wollte mit dir noch über Teddy sprechen." Wieder zerriss mein Herz etwas mehr. Ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich zuhörte. "Er wird erst mal bei Tonks Mutter leben, solange bis wir ein eigenes Leben auf die Beine gestellt haben. Sie hat aber gefragt, ob einer von uns ihn nehmen möchte. Weil Tonks und Remus so viel Vertrauen in uns gesetzt haben." Überrumpelt blickte ich zu Boden, dann wieder zu Harry. "Ich denke, diese Entscheidung sollten wir nicht Hals über Kopf entscheiden. Bei seiner Oma ist er erst mal gut aufgehoben." Ich lächelte und Harry erwiderte es sofort. "Du hast Recht. Ich werde ihn morgen besuchen. Kommst du mit?" "Natürlich." Und somit verabschiedeten wir uns voneinander, von den Beerdigungen und hoffentlich auch von dem ganzen Schmerz.

Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Die letzten Tage waren voll mit Beerdigungen, Schmerz, Trauer und Leid. Endlich war es vorbei. Alles was ich wollte, war Ruhe und Schlaf. Vor allen Dingen Schlaf ohne Albträume, die mich plagten, seit der Kampf vorbei war. Ich schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Doch viel Ruhe wurde mir nicht vergönnt, denn schon einige Minuten später klopfte es an meiner Tür. Seufzend stand ich auf, richtete mein Kleid und öffnete die Tür. Charlie stand vor mir, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, doch die Trauer um seinen Bruder konnte er nicht verbergen. "Hi.", hauchte ich. "Hey. Ich wollte mich verabschieden." Verwundert blickte ich zu ihm auf. "Du gehst zurück nach Rumänien?" Charlie nickte. "Nicht lange. Ich muss nur ein paar Dinge klären. Dann komm ich wieder." "Bleibst du dann hier?" "Erst mal, ja. Ich kann meine Familie jetzt nicht alleine lassen." "Verständlich." Ich lächelte ihn leicht an. "Dann, bis bald." "Bis bald." Er nahm mich in den Arm und ich schmiegte mich an ihn. Er wandte sich zum Gehen, als ich ihn aufhielt. "Ich freue mich, dass du erst mal hier bleibst." Charlie grinste und nickte. "Ich mich auch."

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