Kapitel 21 ~ Todesser

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Draco hatte mich mit in den Raum der Wünsche gezogen. Draußen war die Gefahr zu groß, dass jemand unser Gespräch mitbekam. Auffordernd sah ich ihn an. Dieses Mal würde ich mich nicht abspeisen lassen. Ich musste die Wahrheit erfahren, auch wenn mein Verstand sie mir schon die ganze Zeit zuschrie. Draco stand vor mir, fuhr sich durch die Haare und lief auf und ab. Seine Hände zitterten ungemein. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen. Aber eine Berührung von ihm und ich hätte vergessen, was ich von ihm wollte. Also hielt ich genug Abstand zwischen uns, um einigermaßen, soweit es der Alkohol zuließ, klar denken zu können.

"Ich weiß nicht wirklich, wo ich anfangen soll." Verständnisvoll nickte ich. "Fang da an, wo du willst. Ich höre zu." Er sah mir nicht in die Augen, doch ich konnte sehen, wie fertig ihn das alles machte. "Es wäre besser, ich würde es dir zeigen." Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Es mir zeigen. Ich wusste genau, was er mir zeigen wollte. Ich schluckte fest und nickte.

Als seine Hand in die Richtung seines linken Armes ging, stiegen mir Tränen in die Augen. Sie begannen zu fallen, als er es offenbarte. Auf seinem Arm prangte das Dunkle Mal. Das Zeichen der Todesser. Harry hatte von Anfang an Recht gehabt. Mein Herz klopfte mir so heftig gegen den Brustkorb, dass mir übel wurde. Auch Draco standen die Tränen in den Augen. Tief Luft holend ging ich auf ihn zu. Ich wollte seinen Arm in meine Hand nehmen, doch er wich zurück. "Vertrau mir." Zögerlich nahm ich seinen Arm und strich über das Mal. "Tut es weh?" Draco schüttelte den Kopf. "Solange er uns nicht ruft, nein."

Seine Stimme erschreckte mich. Sie war rau und kratzig, nicht mehr sanft. "Hast du es freiwillig getan?" Wieder eine Verneinung. Ich konnte nichts anderes tun, als erleichtert aus zu atmen. "Mein Vater kam nach Askaban, wie du weißt. Er hat versagt. Dafür musste meine Familie büßen. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte er meine Mutter getötet." Er sprach so monoton. Doch als ich in seine Augen blickte, sah ich, dass ihm einzelne Tränen aus ihnen liefen. Aus meinem Mund kam kein Laut mehr. Ich sollte Angst haben. Weg laufen, so schnell ich konnte. Es allen sagen, bevor es zu spät war. Doch alles was ich tat, war, ihn anzustarren und daran zu denken, wie sehr er mir Leid tat. Die Liebe zu ihm wurde von Tag zu Tag größer, weswegen ich einfach nicht weg rennen konnte. Ich würde bei ihm bleiben.

Draco entzog mir seinen Arm und sah mich verzweifelt an. "Ich verstehe, dass du jetzt gehen willst. Mit Sicherheit sagst du es deinen Freunden. Ich werde verschwinden." Mit großen Augen sah ich ihn an. "Ich will nicht gehen." Erschrocken sah er mich an. "Bitte? Isabella, ich bin ein Monster!" Draco sah mich verzweifelt an, seine Augen voller Tränen. Ich legte ihm eine Hand an seine Wange. "Du bist alles, nur kein Monster!" Die Distanz überbrückte ich schnell und küsste ihn.

Wir saßen eine Weile im Raum der Wünsche und schwiegen einfach nur. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. Es war kein unangenehmes Schweigen. Uns beiden tat es gut. Ich konnte es noch immer nicht wirklich fassen, dass Draco einer von denen war. Ein Todesser. Ein Anhänger von Voldemort. Meine Gefühle spielten komplett verrückt. Ich war unsterblich in Draco verliebt, weswegen das Misstrauen weg blieb. Obwohl ich ihm nicht vertrauen sollte, tat ich es.

Irgendwann brach ich die Stille: "Warum ist es so rot?" Draco sah mich fragend an, während ich auf seinen Arm blickte. "Ich wollte es am Anfang immer abwaschen. Ich wollte es loswerden. Irgendwie ist es so rot geblieben." Draco zuckte mit den Schultern. "Und jetzt? Willst du es nicht mehr los werden?" "Doch, aber ich habe mein Schicksal akzeptiert. Es ist da und es wird nicht verschwinden, egal wie sehr ich dagegen ankämpfe." Es sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. Er hatte es akzeptiert.

"Kann ich dich noch etwas fragen?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Natürlich." "Du hast mit Professor Snape über eine Aufgabe von Voldemort gesprochen. Was für eine ist das?" Er zuckte bei seinem Namen zusammen, stand dann aber auf. Sein Blick wurde wieder kalt. "Das werde ich niemandem erzählen. Er hat mich auserwählt!" Auch ich stand auf und hielt seinem Blick stand. "Wow, ein Mörder und Verrückter hat dich auserwählt! Darauf kann man mächtig stolz sein." Überrascht sah er mich an. "Ich bin nicht stolz.." "Oh doch. Auch wenn du es dir nicht eingestehst, du bist stolz, dass du mit dieser Aufgabe deinen Vater stolz machen kannst!"

Draco seufzte und sah auf den Boden. Mein Blick verschleierte und ich wurde wütend. "Dein Vater war schon immer ein Todesser! Wie kannst du ihm immer noch alles Recht machen wollen? Er hat dich in diese Lage gebracht!" "Er ist immer noch mein Vater!" Draco schrie mich an und mein Herz drohte zu zerreißen. "Ja, ein Vater, der seinen Sohn in die Lage gebracht hat, ein Todesser zu werden!" Ich drehte mich von ihm weg. Sein kalter Blick ließ mein Blut gefrieren und mir war unglaublich übel. Zudem war ich müde. Müde vom Abend und müde von all dem hier.

"Ich werde schlafen gehen." Meine Stimme war heißer vom ganzen Weinen und meine Augen brannten. "Isabella... Bitte... Wenn ich dir von meiner Aufgabe erzähle, dann wird meine Mutter getötet. Das werde ich nicht zulassen. Sie ist alles, was ich noch habe." Dracos Stimme war wieder sanfter und auch sein Blick war nicht mehr so kalt. "Du hast mich, Draco." Sein Atem stockte. "Wenn er von uns erfährt, wird er auch dich töten." "Soll er doch." Keine Ahnung, woher plötzlich der Mut kam. Aber es war mir egal, was Voldemort dachte oder tat. Sollte er mich doch töten, kampflos aufgeben würde ich aber nicht. Draco kam auf mich zu. "Sag so etwas nicht. Bitte. Ich will nicht, dass er dir etwas antut." Sanft blickte ich in sein wunderschönes Gesicht.

"Wird er nicht. Soll er es versuchen, aber ich habe keine Angst vor ihm. Und du solltest auch keine haben." Er nickte zögerlich, trotzdem wusste ich, dass er immer Angst vor Voldemort haben würde. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, wie es war, einem verrückten Mordlustigen zu dienen. Aber ich würde an seiner Seite stehen. Denn meine Gefühle waren stärker als alles andere.

"Ich liebe dich Isabella." Es platzte einfach plötzlich aus ihm heraus. Geschockt, verwundert und gefühlvoll sah ich ihn an. Seine Augen blitzten auf und er kam auf mich zu, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Er küsste mich so voller Gefühl und er strahlte eine Wärme aus, die mich fast umhaute. Mein gesamter Körper kribbelte und ich hatte das Gefühl, jeden Moment in die Luft zu fliegen. Mein Herz klopfte wie wild vor Glück. Als er sich von mir löste, sah ich ihm tief in seine wunderschönen grauen Augen. "Ich liebe dich Draco."

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