Kapitel 89 ~ Abschlussball

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Alle Abschlussprüfungen verliefen trotz meiner Krankheit perfekt. Das stundenlange Lernen hatte sich definitiv gelohnt. Trotzdem war es frustrierend, den ganzen Tag im Krankenflügel zu sein. Madam Pomfrey ließ mich höchstens eine Stunde am Tag nach draußen, die ich meist mit Draco, Blaise und Hermine am Schwarzen See verbrachte. Die Stunde war das Highlight meiner Tage. Ich lag mit dem Kopf auf Dracos Beinen, die Augen geschlossen. Ich genoss einfach nur das wärmende Gefühl der Sonne auf meiner Haut. Blaise und Hermine spielten Zauberschach und alberten herum. Es war schön, meine beste Freundin so glücklich zu sehen. Draco strich mir sanft durch die Haare. Ich öffnete leicht die Augen und betrachtete wieder einmal meinen Ring. "Den muss ich morgen besonders schön zur Geltung bringen." Lächelnd blickte ich vom Ring in Dracos grauen Augen. "Das wirst du, da bin ich mir sicher." Auch er lächelte, doch es erreichte nicht wirklich seine Augen. Es belastete uns beide, dass ich den Großteil meiner Zeit im Krankenflügel war. Aber morgen war endlich der Abschlussball. Wir hatten es geschafft. Mein Körper hatte tatsächlich durchgehalten, wenn auch mit einigen Rückschlägen. Doch der Abschlussball bedeutete auch, dass ich meine Zeit ab übermorgen im St.-Mungos verbringen würde. Wer wusste schon wie lange. "Hey ihr Turteltäubchen! Möchte jemand von euch gegen mich spielen? Granger ist einfach zu gut für mich!" Hermine lachte leicht und wurde rot. Ich schüttelte grinsend den Kopf. "Tut mir Leid Blaise. Ich muss gleich zurück." Er nickte und sah zu Draco. "Wie wärs?" "Nein. Ich begleite Isabella." Seufzend ließ er das Schachbrett verschwinden und legte einen Arm um Hermine. "Könnt ihr fassen, dass ab morgen alles anders sein wird? Nie mehr Hogwarts." Wir alle seufzten in Zustimmung. Hermine legte ihren Kopf auf Blaise' Schulter, während ich mich aufsetzte. "Aber das heißt nicht, dass alles vorbei ist. Wir haben jede Menge Zeit." Ich lächelte die drei an. Blaise und Hermine nickten zustimmend und grinsten leicht, während Draco abwesend auf die Weiten des Sees starrte. Ich nahm seine Hand in meine und drückte sie leicht. "Gehen wir?" Er nickte, stand auf und zog mich mit sich. "Ich besuche dich später noch, Bella!" Ich lächelte meine beste Freundin dankbar an, bevor wir uns auf zum Krankenflügel machten. Mittlerweile hasste ich diesen Weg. "Ah Ms. Gabott, da sind Sie ja." "Bin ich zu spät?" Verwirrt blickte ich zur Uhr, dann zu Draco, der mit den Schultern zuckte. "Nein, aber Sie haben Besuch." "Besuch?" Hinter einem der Vorhänge kamen meine Eltern zum Vorschein und mir fiel vor Schreck die Kinnlade nach unten. "Hallo Schatz." Meine Mutter umarmte mich sofort stürmisch, während mein Vater einen Arm um uns beide legte. "Was macht ihr hier?" "Du hast morgen deinen Abschlussball. Den lassen wir uns doch nicht entgehen!" Klasse. Einfach klasse.
Meine Eltern redeten und redeten, während Draco neben mir saß und immer wieder meine Hand drückte. Er wusste, wie sehr es mich nervte. Als meine Mutter kurz aufschrie, sah ich erschrocken zu ihr. Sie blickte geschockt auf den Ring. „Was, bei Merlins Bart, ist das?" Der Blick meines Vaters ging ebenfalls zum Ring. Dracos Augen waren weit aufgerissen und er schluckte schwer. Ich atmete tief durch, bevor ich die beiden ansah. „Draco und ich sind verlobt." „Ihr seid was?" Ich konnte die Wut in den Augen meiner Mutter deutlich erkennen. „Wir sind verlobt." „Seid ihr verrückt? Verlobt? Du bist erst 18!" „Und? Spielt das wirklich eine so große Rolle? Du warst mit Ben schwanger, als du 20 warst. Nicht viel älter, oder?" Meine Mutter schnaubte. „Bring jetzt bloß nicht Ben ins Spiel!" Draco drückte meine Hand etwas fester, er wusste, dass ich es hasste, wenn meine Mutter mich anschrie. Mein Vater legte meiner Mutter beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Denk doch bitte an ihre Gesundheit." Sie atmete tief durch und sah mich enttäuscht an. „Ihr werdet nicht heiraten." „Werden wir. Ich habe nicht mehr lange zu leben, Mom. Ich will die restliche Zeit mit Draco verbringen. Als seine Frau." Meine Mutter schluchzte auf und sah mich unter Tränen an. „Sag das nicht." „Doch, ich sage es. Weil es die Wahrheit ist. Und du solltest sie endlich akzeptieren!"

Zu sagen, meine Eltern wären besorgt, wäre noch untertrieben. Sie erdrückten mich fast mit ihrer Anwesenheit. Ständig fragten sie mich, wie es mir ging, ob ich etwas brauchte. Es nervte. Doch ich konnte ihnen das so einfach nicht sagen. Es würde sie nur verletzen. Nach meinem Wutausbruch hatte ich dies schon genug getan. Doch es ging mir auf die Nerven, dass sie die Augen verschlossen. Doch trotzdem ließ ich die Sorgen über mich ergehen und freute mich riesig, als endlich Zeit war, mich für den Ball fertig zu machen. Mom und Dad ließen mich widerwillig zum Schlafsaal gehen, um mich gemeinsam mit Hermine fertig zu machen. Ich öffnete die Tür und ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen, welches ich wirklich vermisst hatte. "Sind deine Eltern so anstrengend?" Meine beste Freundin saß auf ihrem Bett und legte ihr Buch beiseite. Es war angenehm, dass sie so war wie ich. Niemand von uns machte sich verrückt wegen dem Ball. Wir genossen einfach mal wieder unsere Zeit zu zweit. "Anstrengend ist gar kein Ausdruck. Alle fünf Minuten die Frage, ob es mir gut geht und jede Stunde in der Nacht die Kontrolle, ob ich noch lebte." Hermine unterdrückte ein Grinsen, was mich ebenfalls grinsen ließ. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß, dass sie sich Sorgen machen, aber es ist lästig." Sie nickte verständnisvoll, bevor sie aufstand. "Komm, wir sollten uns fertig machen! Das lenkt dich auch ab." Lächelnd nahm ich ihre Hand und verließ widerwillig mein Bett. Zuerst schminkten wir uns, danach stiegen wir in unsere Kleider. Hermines war gold, was ihr unfassbar gut stand. Es glitzerte am Oberkörper und ging dann in eine schöne, goldene Farbe über. Ich hingegen hatte mich für ein blaues Kleid entschieden, welches eng am Oberkörper lag, doch ab der Taille wurde es breiter. Hermine blickte mich an und wir fielen uns in die Arme. "Wir haben es tatsächlich geschafft Bella!" Ich nickte, unfähig etwas zu sagen, da mir Tränen in die Augen stiegen. Sanft schob mich Hermine von sich weg und lachte. "Bloß nicht weinen! Wir wollen uns doch nicht nochmal schminken!" Ich lachte ebenfalls. "Nein." Ich frisierte noch Hermines Haare. Ich steckte sie in einem ordentlichen Dutt nach oben, ließ zwei Strähnen an ihrem Gesicht aber lose. Diese flocht ich ihr dann an den Seiten. Hermine lächelte mich durch den Spiegel an. "Du siehst toll aus, Hermine." "Du auch. Los, lass mich deine Haare machen!" Ich lachte, doch schüttelte den Kopf. "Ich werde sie einfach nur glätten. Von einer schicken Frisur bekomme ich nur Kopfschmerzen." "Verstehe." Wir betrachteten uns noch einmal im Spiegel. "Wir sehen heiß aus." Hermine nickte lachend und hakte sich bei mir ein. "Lass uns unsere Jungs verrückt machen."

Draco und Blaise warteten bereits vor der Großen Halle. Als Draco mich erblickte, erhellte sich sein Gesicht sofort. Er grinste breit und hielt mir seine Hand hin, die ich dankbar annahm. „Du siehst wunderschön aus, Isabella." Ich lächelte. „Du siehst auch nicht schlecht aus." „Nicht schlecht? Wow. Sehr nett von dir." Lachend schlug ich ihm leicht auf die Brust, bevor wir unseren Weg in die Große Halle fortsetzten. Viele Schüler tanzten schon. Einige saßen an den Tischen und aßen oder tranken. Doch jeder hatte ein Lächeln auf den Lippen. Es war wunderschön. Schnell erblickte ich George, der zusammen mit allen Weasleys da war. Ich zog Draco mit mir und umarmte George stürmisch. Lachend legte er seine Arme um mich. „Hallo Bella." „Hallo George! Ich freue mich so, dich zu sehen." „Geht mir auch so. Wie geht es dir?" Ich zuckte mit den Schultern, als ich mich von ihm löste. „Ganz okay. Derzeit wird es weder besser noch schlechter." George nickte und begrüßte dann Draco. Ich sah mich weiter um, erblickte Harry und Ron, die bei Ginny standen, Hermine, die mit Blaise tanzte, Luna und Neville, die beim Buffett standen. Ich war überglücklich und trotzdem bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Eine Person fehlte. Fred. Eine Träne lief über meine Wange, doch ich wischte sie schnell weg. Ich sah auf mein Armband, welches er mir geschenkt hatte. Sanft strich ich darüber und flüsterte: „Du fehlst mir." Jemand legte seinen Arm um meine Taille und schnell stellte ich fest, dass es Draco war. „Möchtest du tanzen?" Ich nickte lächelnd. Fred würde wollen, dass wir diesen Abend genossen.

Einige Stunden und viele Tänze später saßen George, Angelina, Hermine, Blaise, Harry, Ron, Draco und ich an einem Tisch und stießen auf unseren Abschluss an. Hermine lehnte sich an Blaise und Ron warf ihnen einen kurzen Blick zu, doch wand sich schnell wieder ab. Er hatte es endlich so weit akzeptiert und ich glaubte, dass er sich freute, Hermine glücklich zu sehen. Ich lehnte mich an Draco, der einen Arm um mich legte. „Alles in Ordnung?" „Klar. Der Abend ist perfekt." Draco lächelte und küsste mich kurz. „Wann willst du heiraten?" Ich grinste leicht und zuckte mit den Schultern. „Wie wäre es mit übermorgen?" „Und wo?" Auch Draco grinste. „Vorm Fuchsbau? Oder im Manor!" Draco schüttelte sofort den Kopf. „Nicht im Manor. Zu viele schlechte Erinnerungen!" Ich nickte zustimmend. „Wir fragen Molly und Arthur. Der Fuchsbau ist perfekt." „Wird sie nicht ausrasten? Zwei Tage sind wenig Zeit." „Ich brauche nicht viel. Nur meine Familie und dich." Draco lächelte und küsste mich wieder. „Einverstanden."
Ich tanzte gerade mit George, als ich den Schwindel zuerst bemerkte. Ich blinzelte ein paar mal und es wurde wieder besser. Erleichtert atmete ich aus. „Alles gut?" George löste sich leicht und blickte mich besorgt an. „Klar." Ich lächelte schwach. „Darf ich dir meine Begleitung wieder stehlen?" Draco stand hinter uns und ich hatte nicht mal bemerkt, dass das Lied zu Ende war. George nickte, sah aber immer noch besorgt zu mir. Draco legte seine Hände an meine Hüfte, während ich meine um seinen Nacken legte und die Augen schloss. Mein Puls raste. „Draco?" „Hm?" Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und küsste mich unter meinem Ohr. „Ich..." Die Musik wurde dumpfer und plötzlich wurde alles schwarz.

Draco

Ich bemerkte, dass Isabellas Arme immer lockerer um meinen Nacken lagen. Sie flüsterte etwas, dann war sie still. Plötzlich sackte sie nach unten. Sofort fing ich sie auf und legte sie sanft zu Boden. „Isabella?!" Die Menge löste sich auf und stellten sich in einem Kreis um uns auf. „Isabella! Sag doch was!" Ich fühlte ihren Puls, der raste. Hermine und George ließen sich neben mich fallen und redeten ebenfalls auf Isabella ein. Panik machte sich in mir breit. George rüttelte an meinen Schultern und löste mich somit aus meiner Trance. „Was ist passiert?" Ich schüttelte den Kopf und sah wieder zu Isabella. „Ich... ich weiß es nicht. Sie ist einfach zusammengebrochen." Ein Schluchzer war zu hören, erst Sekunden später erkannte ich, dass er von mir kam. Madam Pomfrey rannte zu uns, McGonagall im Schlepptau. Sie hob ihren Zauberstab über Isabella, dann schüttelte sie den Kopf. „Sie muss sofort zum St.-Mungos. Sonst ist es zu spät!"

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