Kapitel 16 ~ Versöhnung

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Draco

Schnell lief ich aus dem Klassenzimmer raus und entfernte mich etwas weiter weg von der Tür. Ich lehnte mich an die Wand und fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Wie hatte das nur passieren können? Warum hatte ich zugelassen, dass sie mir so nah kommt und sich dann auch noch in mich verliebt?

Wütend schlug ich mit voller Kraft gegen die Wand und hätte am liebsten irgendetwas kaputt geschlagen. Natürlich mochte ich Isabella und ich fühlte mich auch wohl und geborgen bei ihr, aber verliebt? Nie im Leben. Außerdem musste ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren. Ich war schon so lange in Hogwarts und hatte es nicht mal annähernd geschafft, das Verschwindekabinett zu reparieren.

Ich lehnte noch immer an der Wand, als ich Isabella sah, wie sie weinend aus dem Klassenzimmer stürmte. Sie sah mich zum Glück nicht, doch sie so fertig zu sehen, zerriss mir mein Herz. Isabella war eh schon so traurig wegen ihren ach so tollen Freunden und jetzt musste ich auch noch ihr Herz brechen. Aber es war besser für sie. Ich war ein Monster, und wenn sie von allem wissen würde, würde sie mich wahrscheinlich nicht mal mehr ansehen.

Schnellen Schrittes machte ich mich auf den Weg zum Raum der Wünsche. Der Unterricht war zwar lange noch nicht vorüber, doch wen kümmerte es schon. Nächstes Jahr würde ich eh nicht nach Hogwarts zurückkehren, also brauchte ich auch keine guten Noten mehr. Ich musste einfach diese Aufgabe schaffen.

Isabella

Die nächsten Wochen verbrachte ich eigentlich nur mit Luna. Im Unterricht versuchte ich sowohl Hermine und den anderen, als auch Draco aus dem Weg zu gehen. Mit der Situation hatte ich mich langsam abgefunden, und außerdem war heute das erste Hogsmeade-Wochenende. Zusammen mit Luna und Neville, der mir mittlerweile auch verziehen hatte, lief ich nach Hogsmeade. Die beiden gingen zum Honigtopf, doch ich setzte meinen Weg sofort zu den Drei Besen fort.

Dort erwarteten mich schon die grinsenden Zwillinge. Schnell rannte ich auf die beiden zu und umarmte zuerst George, dann Fred. Diesen etwas länger, weil es einfach gut tat, ihn wieder zu sehen. Wir setzten uns und bestellten drei Butterbier. "Also erzähl. Was ist passiert?" Fred merkte immer sofort, wenn etwas nicht stimmte. Auch wenn ich meine Gefühle die letzten Wochen gut verstecken konnte, so konnte Fred doch hinter die Fassade blicken.

Ich erzählte ihnen alles. Vom Streit mit Hermine und den anderen, bis hin zu meinen Gefühlen für Draco. Die beiden sahen mich entgeistert an. "Draco? Draco Malfoy?" Zögernd nickte ich. Ich hätte wissen müssen, dass die beiden auch nicht gut darauf reagierten. Immerhin hatte er ihre Familie immer wieder beleidigt. "Das ist...", "interessant", beendete Fred Georges Satz. Fred sah mich an. "Natürlich hättest du dir auch gerne jemand anderen aussuchen können. Aber hey, gegen Gefühle kann man nichts ausrichten."

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. "Ihr seid nicht sauer?" "Was? Natürlich nicht. Du bist immer noch meine beste Freundin und man sucht sich eben nicht aus, in wen man sich verliebt!" Fred sah mich mit solch einer Wärme an, dass ich ihn sofort umarmen musste. "Danke." Auch George nahm ich in den Arm. Ich setzte mich wieder und nippte an meinem Butterbier.

"Es wird nur sowieso nie was werden. Zwischen Draco und mir." "Weil er dir gesagt hat, er wäre nicht verliebt? Glaub mir, Jungs sagen viel, um sich das nicht einstehen zu müssen." George grinste mich an. In diesem Moment kamen Harry, Hermine und Ron in den Drei Besen. Ron sah mich wütend an, als er seine Brüder begrüßte. Währenddessen starrte ich auf den Tisch, bis ich ein räuspern neben mir wahrnahm.

"Hermine?" Ich war erstaunt, als ich sie neben mir stehen sah. "Können wir reden?" Gefühlte 10 Kilo Steine fielen mir gerade vom Herzen. "Natürlich." So schnell ich konnte trank ich mein Butterbier aus und ging mit ihr nach draußen. Hermine stand einfach nur da. Sie schien sehr mit sich zu ringen. "Also. Ich habe viel mit Harry und Ron gesprochen... Und Harry hat dir eigentlich schon verziehen. Ich würde dir auch gerne verzeihen. Nur muss ich vorher wissen: Warum hast du mir nie davon erzählt?"

Ich starrte nur auf meine Füße, die plötzlich viel interessanter waren als Hermines Gesicht. "Weil ich wusste, wie du reagierst. Du hast mich wochenlang ignoriert!" "Ja, weil du mir nichts davon erzählt hast. Hättest du von Anfang an die Wahrheit gesagt, hätte ich nie so reagiert." Sie schnaubte. "Ich weiß, ich hätte es dir erzählen sollen. Und glaub mir, ich wollte es so sehr! Aber dann tat Draco wieder irgendwas, was euch wütend gemacht hat und ich brachte es einfach nicht mehr übers Herz!"

Nun sah Hermine traurig zu mir rüber. Mittlerweile hatte ich mich durchringen können, sie anzusehen, wenn auch nicht ihr Gesicht. "Es war wirklich nur ein Kuss?" Erschrocken sah ich sie an. Ginny hatte den anderen nichts erzählt? Wenn ich Hermine nun noch mal belügen würde und sie würde es raus bekommen, würde sie ausrasten. Doch ich konnte ihr bei ihrer Enttäuschung nicht erzählen, dass ich mich verliebt hatte. Immerhin hatte Draco ja auch unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht das selbe empfand. Also sagte ich voller Überzeugung: "Es war nur ein Kuss."


Stunden später saß ich zusammen mit Harry, Hermine und Ron noch immer in den Drei Besen. Fred und George waren schon gegangen, während wir lachten und unser Butterbier tranken. Auch wenn Ron noch immer etwas sauer war, hatte er sich etwas beruhigt. Wir redeten über alles mögliche, bis Harrys Blick hinter uns hängen blieb. Hermine und ich blickten hinter uns. Dort stand Slughorn und redete mit irgendeinem Mann, während er ein Weinglas in der Hand hielt.

Als er auf uns zukam, stand Harry sofort auf und begrüßte ihn. Okay, was hatte ich verpasst? "Ah, Harry. Ms. Granger, Ms. Gabott, angenehm, Sie beide wieder zu sehen." Wir beide nickten ihm leicht lächelnd zu, während sich Harry total bei Slughorn einschleimte. "Ich gebe jedes Jahr traditionell ein Abendessen für meine liebsten Schüler. Harry, Ms. Granger, Ms. Gabott. Ich würde Sie drei gerne dort sehen." "Natürlich Professor, wir werden da sein." Harry setzte sich grinsend wieder. "Okay, bitte was hab ich verpasst? Warum bist du so scheiße freundlich zu ihm?" Prüfend sah ich Harry an.

"Dumbledore hat mir aufgetragen, nett zu Professor Slughorn zu sein. Wir brauchen eine Erinnerung von ihm." Ich verstand nur Bahnhof. "Und welche Erinnerung?" "Eine Erinnerung mit Tom Riddle. Dumbledore ist der Meinung, dass sie uns helfen kann, Voldemort zu vernichten." Ich nickte verständnisvoll. "Und lass mich raten? Deswegen müssen Hermine und ich auch mitkommen?" Harry nickte und grinste mich an. Na das konnte ja was werden.

Kurz bevor wir gehen wollten, entdeckte ich ihn dann. Draco kam in den Drei Besen, sah sich prüfend um und lief dann geradewegs in einen Nebenraum. Was machte er hier? Und warum sah er so nervös aus? Einige Minuten später kam er wieder heraus. Er sah etwas zufriedener, doch trotzdem ängstlich und verwirrt aus. Am liebsten hätte ich ihn angesprochen.

Sein Blick heftete kurz an mir, doch dann setzte er schnell seinen Weg fort. Hermine sah mich an. "Was hat er da drin gemacht?" Ich zuckte mit den Schultern. Woher sollte ich das denn wissen? Doch meine Sorgen um ihn wuchsen trotzdem. In den letzten Wochen war er kaum noch beim Unterricht und auch beim Essen sah ich ihn nur noch sporadisch. Er war dünner geworden und sah traurig aus. Was war nur los mit ihm?

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