Kapitel 27 ~ Herzschmerz

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Draco

Sie lief weinend davon. Ich hatte den Menschen, den ich am meisten im Leben liebte, verloren. Mit Tränen in den Augen hielt ich die Halskette in der Hand. Sie hatte mir alles verziehen, jedes Mal, wenn ich ihr das Herz gebrochen hatte, hatte sie mir verziehen. Doch nun war es zu viel. Mit Pansy zu schlafen, war der größte Fehler. Ich hatte nur Sex mit ihr, weil ich mich ablenken musste, weil Isabella mich vor die Wahl gestellt hatte.

Plötzlich wurde ich wütend. Auf Pansy, auf den Dunklen Lord, auf meinen Vater, aber vor allem auf mich. Ich boxte gegen die Wand hinter mir und schrie vor Wut. Wie hatte ich sie verlieren können? Den einzigen Menschen, der mir je etwas bedeutet hatte? Ich ließ mich die Wand hinuntergleiten und ließ den Tränen freien Lauf. Es war mir egal, wer mich hier jetzt sah. Mein Leben war zu Ende.

Isabella

Drei Tage war es nun her, seit ich im Krankenflügel aufgewacht war. Fred hatte mich gefunden und dort hin gebracht. Es war ein typischer Schwächeanfall. Heute war der erste Tag, an dem ich wieder zum Unterricht durfte. Madam Pomfrey gewährte mir noch zwei freie Tage, doch heute musste ich mich wieder unter die Leute begeben. In den drei freien Tagen hatte ich den Schlafsaal nie verlassen. Ich lag in meinem Bett und vegetierte vor mich hin. Hermine brachte mir das Essen mit, doch viel aß ich davon nicht.

Es fühlte sich an, als wäre ich krank. Aber oft genug wird ja gesagt, dass Liebeskummer eine Art Krankheit ist. Und ich spürte es jetzt am eigenen Leib. Ich stand das erste Mal wieder vor dem Spiegel, nachdem ich endlich mal wieder geduscht hatte. Nicht mal dafür hatte ich Kraft aufbringen können. Mein Gesicht war leichenblass, meine Augen blutunterlaufen, die Augenringe fast schwarz. Das Lächeln, welches sonst auf meinen Lippen lag, war weg. Und so schnell würde es auch nicht wieder kommen, dessen war ich mir sicher. Mein Körper schmerzte überall. Ob dies auch Auswirkungen vom Liebeskummer waren, oder es davon kam, dass ich drei Tage nur gelegen hatte, wusste ich nicht.

Am meisten aber schmerzte mein Herz. Ich war mir sicher, dass es komplett zerbrochen war. Als hätte jemand darauf rum getrampelt und zwar mindest 1 000 Mal. Die Tränen waren schon aufgebraucht. Auch wenn ich jeden Tag das Gefühl hatte, los weinen zu müssen, kam nichts. Immer nur trockene Schluchzer.



Zum Glück hatten wir die ersten beiden Stunden Verwandlung, was ohne die Slytherins war. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren würde, wenn ich Draco sehen würde. Professor McGonagall hielt zwar ihren Unterricht, doch ich hörte nicht zu. Ich konnte nichts dagegen tun, ich sah jedes Mal Pansy zusammen mit Draco vor mir. Was mir jedes Mal aufs Neue das Herz zerriss. Hermine sah mich von der Seite an, besorgt, so wie die letzten Tage auch. "Alles in Ordnung?" Ich brachte nur ein Nicken zustande, was sie aber erst Mal auf sich beruhen ließ.

Nach Verwandlung hatten wir Zaubertränke. Dreißig Minuten trennten mich davon, Draco zu sehen. Ich begann, nur bei der Vorstellung daran, zu zittern. Hermine gesellte sich zu mir, denn ich wollte so lange wie möglich weg vom Klassenraum bleiben. "Bella, was ist denn los mit dir?" Seufzend schaute ich sie an. "Ich kann nicht darüber reden. Tut mir Leid." Hermine nickte nur und legte mir einen Arm um meine Schulter. "Wenn du bereit bist, kannst du gerne mit mir reden." Sie nahm mich in den Arm. Ich drückte mich an sie und genoss ihre Nähe. Es tat gut, getröstet zu werden, auch wenn es nicht half.

Irgendwann mussten wir leider los zum Zaubertränke-Raum. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und mir wurde übel. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen, weshalb ich mich kurz an Hermine festhielt. Diese sah mich fragend an. "Alles gut?" Tief einatmend nickte ich und wir setzten unseren Weg fort. Der Raum war schon offen, doch es waren noch nicht viele Schüler darin. Auch Draco nicht. Etwas erleichtert ließ ich mich neben Hermine fallen, die bei Harry und Ron am Tisch saß. "Schön, dass du wieder da bist, Bella." Harry lächelte mir aufmunternd zu. Ich versuchte, zurück zu lächeln, doch es sah wohl eher wie ein Krampf aus.

Auch als Professor Slughorn herein kam und uns alle begrüßte, waren noch nicht viele Slytherins da. Doch es war mir nur Recht. Doch bevor ich mich freuen konnte, erblickte ich in der Tür seinen blonden Haarschopf. Schnell blickte ich auf mein Buch und tat so, als würde ich etwas unglaublich spannendes lesen. Ich spürte seinen Blick so intensiv auf mir, dass ich ihn doch ansehen musste. Er sah fertig aus. Ihm ging es wie mir. So ein Quatsch. Er hatte nur mit der Aufgabe zu kämpfen und nicht mit unserer Trennung. Direkt hinter ihm kam Blaise hinein, gefolgt von Pansy.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und sofort starrte ich wieder auf das Buch. Professor Slughorn begann mit dem Unterricht, doch auch diesem folgte ich kaum. Meine Gedanken und Gefühle waren viel zu durcheinander, als das ich mich konzentrieren könnte. "Ms. Gabott, können Sie mir meine Frage beantworten?" Slughorn riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn erschrocken an. Alle Blicke lagen auf mir. "Tut mir Leid, Professor. Ich war nicht bei der Sache."

So ging es den ganzen Tag weiter. Immer, wenn ich Unterricht zusammen mit Draco hatte, wurde es noch schlimmer. Umso erleichterter war ich, als endlich die letzte Stunde des Tages vorbei war. Schwerfällig und langsam packte ich meine Sachen in meine Tasche. "Soll ich auf dich warten?" Hermine sah mich sorgenvoll an. "Nein, schon gut. Ich komme nach." Sie nickte nur kurz und ging daraufhin aus dem Raum. Es waren kaum noch Schüler da, doch natürlich mussten Draco und sein Gefolge, inklusive Pansy, noch hier sein. Ich nahm meine Tasche, bereit den Raum zu verlassen und lief Richtung Tür. "Du siehst echt scheiße aus, Gabott." Pansy sah mich mit ihrem Schweinegrinsen an.

Augen verdrehend wollte ich einfach nur an ihr vorbei. Ich hatte keine Kraft, mit ihr zu diskutieren. Doch sie stellte sich mir natürlich in den Weg. "Wohin denn so eilig?" "Parkinson, lass mich durch." Sie lachte und sah zu Draco und den anderen. Blaise und Draco verzogen keine Miene, während die anderen auch lachten. "Warum sollte ich dich durch lassen? Ist dein Herz gebrochen, Süße?" "Was gehts dich an, Schweinsnase?" Hinter ihr jubelten alle, auch Draco konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Wie hast du mich gerade genannt, du wertlos Blutsverräterin?" "Du hast mich schon verstanden." Ich setzte ein gefälschtes Lächeln auf und ging an ihr vorbei. Draco schenkte ich keinen Blick. "Ich hasse dich!", schrie Pansy auf einmal und ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um. "Crucio!" Doch Draco stellte sich rasend schnell vor mich: "Protego!" Somit merkte ich keinen Schmerz.

Erschrocken sah ich Draco an, dann Pansy. Draco war außer sich vor Wut. "Spinnst du eigentlich? Du kannst sie doch nicht foltern!" "Merkst du nicht, dass sie dich mir wegnehmen will?" "Warum wegnehmen?" "Du gehörst zu mir!" Pansy machte einen ekelhaften Schmollmund. "Ich habe nie zu dir gehört. Das war doch alles nur Zeitvertreib, Pansy! Mehr nicht. Wenn ich zu jemandem gehöre, dann zu Isabella." Dieser Satz ließ einen Teil meines Herzens heilen, doch nicht genug. "Zu ihr? Zu dieser hässlichen Blutsverräterin?" "Ja. Aber sie ist keine Blutsverräterin! Und jetzt geh einfach, Pansy." Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und lief schnell davon.

Draco drehte sich zu mir um. "Alles in Ordnung?" Ich nickte nur. "Danke", murmelte ich nur und verließ den Klassenraum. "Isabella! Warte!" Seufzend blieb ich stehen. "Draco, das eben hat nichts geändert. Du hast mich betrogen. Du hast einen meiner besten Freunde fast getötet." "Ich wollte doch nie jemandem weh tun!" "Das glaube ich dir sogar. Aber durch diese Aufgabe hast du schon so viel verloren." "Ich habe vor allen Dingen das Wertvollste verloren." Er blickte zu Boden. Meine Augen füllten sich mit Tränen, doch ich wollte nicht mehr weinen. "In einem anderen Leben hätte das mit uns vielleicht funktioniert. Aber du solltest nach vorne sehen, genau wie ich. Wir haben besseres verdient." Mit diesen Worten ging ich davon. Als ich weit genug entfernt war, ließ ich den Tränen freien Lauf.

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