Isabella
So standen wir nun hier und küssten uns. Die Welt um mich herum versank in einer Wolke. Ich vergaß alles. Erst als sich hinter uns jemand räusperte, lösten wir uns voneinander. Professor McGonagall stand am Ende des Ganges und sah uns prüfend an. "Was tun Sie beide hier auf dem Gang?" War das nicht offensichtlich? "Ich denke, Sie haben Unterricht!" Sie kam auf uns zu. "Mr. Malfoy, sofort in Ihren Unterricht. Ms. Gabott, könnte ich noch kurz mit Ihnen sprechen?" Sofort überkam mich ein ungutes Gefühl. Das letzte Mal, als McGonagall mit mir reden wollte, hatte sie mir von Ben's Tod erzählt. Ich nickte nur. Draco sah mich entschuldigend an und lief in die andere Richtung.
Im Büro angekommen, erweichte McGonagalls Blick etwas. "Professor, es tut mir Leid, dass wir nicht im Unterricht waren." "Deswegen wollte ich nicht mit Ihnen sprechen." Fragend und sorgenvoll sah ich sie an. Ohne Worte reichte sie mir einen Brief. Der Name von Professor Dumbledore stand fein säuberlich darauf. "Professor Dumbledore ist der Meinung, Sie sollten etwas hierzu sagen." "Ich soll ihn lesen?" Nickend setzte sie sich mir gegenüber. Mit zitternden Händen öffnete ich den Briefumschlag und las den Brief. Mein Blut gefror in meinen Adern, als ich die Zeilen immer und immer wieder überflog. "Ms. Gabott, Ihre Eltern scheinen Recht damit zu haben, nach dem, was ich gerade im Gang gesehen habe."
Während des Lesens hatte ich ganz vergessen, dass sie hier war, weswegen mein Blick erschrocken auf ihr lag. "Melissa hat es ihnen erzählt, oder?" "Ich habe selbst nur den Brief, Ms. Gabott. Ihre Eltern wissen von Ihrer Beziehung, vom wem, weiß ich nicht." Mein Herz sackte zu Boden. Im Brief stand nur, dass sie Dumbledore bitten, mich von Hogwarts zu beurlauben, da sie von einer schrecklichen Beziehung zu Draco Malfoy erfahren haben, dessen Vater nachweislich ein Todesser ist. "Können meine Eltern mich denn einfach so beurlauben?" McGonagall nickte bedauernd. "Natürlich. Sie sind noch nicht volljährig." Wütend stand ich auf. "Aber unter dieser Begründung? Weil ich mich verliebt habe? Was soll das?" Ich schmiss den Brief auf den Tisch.
Natürlich wusste ich, dass die Professorin nichts dafür konnte, aber meine Wut und Trauer übermannte jeglichen Anstand. "Ms. Gabott, beruhigen Sie sich. Wir haben Ihre Eltern zu einem klärenden Gespräch eingeladen. Sie dürften bald hier sein." Vor Wut kamen mir die Tränen. "Ich werde nicht gehen! Ich lasse mir nichts verbieten!" Mit diesen Worten stapfte ich aus McGonagalls Büro und schlug die Tür hinter mir zu.
Nie hätte ich gedacht, dass Melissa mich verraten würde. Okay, sie war sauer, aber es unseren Eltern zu erzählen? Das ging zu weit. Ich hatte ihr vertraut. Warum hatte sie es ausgerechnet jetzt erzählt? Sie hatte so lange Zeit und wählte den scheinbar ungünstigsten Zeitraum. Mein Weg führte mich geradewegs zum Gemeinschaftsraum. Dieser war menschenleer, da alle noch im Unterricht waren. Wütend schmiss ich meine Tasche in die Ecke und setzte mich auf das Sofa. Die Trauer nahm Überhand und mir liefen Tränen die Wangen hinab. Meine Enttäuschung war riesig. Ich hatte immer gewusst, dass meine Eltern nicht begeistert davon wären, aber das sie mich direkt von Hogwarts beurlauben ließen, hätte ich nie gedacht.
Der Unterricht war vorbei und immer mehr Schüler strömten in den Gemeinschaftsraum. Als ich Hermine erblickte, war ich schon fast erleichtert, bis mir einfiel, dass ich ihr den Grund für meine Beurlaubung gar nicht erzählen konnte. Besorgt kam sie zu mir. "Was ist passiert?" "Meine Eltern. Sie wollen mich beurlauben." Hermines Blick wirkte erschrocken, bevor er zu neugierig überging. "Wieso das denn?" "Das ist eine lange Geschichte." Bevor meine beste Freundin etwas erwidern konnte, kam Professor McGonagall in den Gemeinschaftsraum. "Ms. Gabott, Ihre Eltern sind nun hier."
Bedrückt lief ich hinter der Professorin her. Mein Blick ging sturr zu Boden, mein Herz hämmerte heftig gegen meinen Brustkorb und Übelkeit stieg in mir auf. Vor Dumbledores Büro blieben wir stehen. Professor McGonagall sagte das Passwort und wir liefen die Treppen zur Tür hinauf. "Herein." Die ruhige Stimme von Dumbledore beruhigte irgendwie auch mich. McGonagall öffnete die Tür und gewährte mir zuerst Einlass. Alle Blicke ruhten auf mir. Die meiner Eltern, der von Dumbledore und, zu meiner Überraschung, der von Draco. Er sah mir geschockt und fragend in die Augen. Kaum merklich zuckte ich mit den Schultern. Nun überkam mich die Angst, dass er dachte, ich hätte ihn verraten.
McGonagall schob mich sanft in das Büro, sodass sie die Tür schließen konnte. "Guten Abend, Ms. Gabott, setzen Sie sich doch." Ich setzte mich auf den freien Platz neben meiner Mutter, die ihren Blick abwandte und zu Dumbledore sah. "Ms. Gabott, Ihre Eltern möchten Sie gerne beurlauben, aufgrund einer Beziehung zu dem jungen Mr. Malfoy." Er sah erst zu mir, dann zu Draco. Warum war er überhaupt hier? "Stimmt es?" Die Stimme meiner Mutter war belegt und enttäuscht. "Ja." Eine kurze und knappe Antwort, doch ich hatte das Lügen satt. Meine Mutter sog scharf die Luft ein, während mein Vater enttäuscht drein blickte. Mein Blick hingegen ging zu Draco, der mich leicht aufmunternd anlächelte.
"Du wirst hier nicht länger bleiben. Am Ende schließt du dich denen noch an." Wütend starrte ich meiner Mutter in die Augen. "Wem soll ich mich anschließen?" "Na, den Todessern!" Falsch lachend sah ich zu Dumbledore. "Tut mir Leid, Professor Dumbledore." Verdutzt sah er mich an. "Mutter, du bist verrückt! Todesser haben Ben getötet, falls du es vergessen hast! Nie würde ich mich ihnen anschließen." Bei Dumbledore hatte ich mich nur für mein Lauterwerden entschuldigt. "Hör auf, über Ben zu reden! Er wäre enttäuscht von dir." Augenblicklich traten Tränen in meine Augen. "Nein. Er hätte es verstanden! Er wollte immer nur das Beste für mich." "Und du denkst, dass ein Sohn eines Todessers das Beste für dich wäre?" Die ersten Worte meines Vaters für den heutigen Abend. Er blickte mir direkt in die Augen. "Kinder können nichts für die Taten ihrer Eltern." Meine Stimme überschlug sich und ich kämpfte gegen das Weinen an.
"Mr. Malfoy, haben Sie böse Absichten gegenüber Ms. Gabott?" Sowohl Draco als auch ich sahen Dumbledore verstört an. "Natürlich nicht, Professor. Ich würde Isabella nie etwas antun!" "Du hast sein Gesicht gesehen, oder? In den Ferien, als dich die schlimmen Schmerzen überkamen?" Ich hätte nie gedacht, dass sich meine Mutter noch daran erinnern würde. Ich nickte nur. "Also hast du ihr schon etwas angetan." Abschätzig sah meine Mutter Draco an. "Das ist nicht wahr!" Ich wusste, dass ich mich wie ein trotziges Kind verhielt, aber ich war alt genug, um selbst meine Entscheidungen zu treffen. "Nun, ich denke, wir haben nicht wirklich einen Anlass, Ihre Tochter zu beurlauben. Mr. Malfoy scheint Ihre Tochter wirklich gern zu haben." Die ruhige Stimme von Professor McGonagall trat an mein Ohr, während ich noch immer patzig drein schaute.
"Haben Sie sich vergewissert, dass er kein Todesser ist?" Die Frage meines Vaters warf mich völlig aus der Bahn. Draco schien es nicht anders zu gehen. Nackte Panik stand in sein Gesicht geschrieben. "Wieso sollten wir das tun? Wir haben keinerlei Anhaltspunkte!" "Sehen Sie sich doch einfach seinen Arm an. Wenn er das Mal nicht hat, kann Bella gerne bleiben." Der Tonfall meines Vaters ließ keine Wiederworte zu, weswegen Professor Dumbledore widerwillig aufstand und auf Draco zuging. "Es tut mir Leid, Mr. Malfoy, aber könnten Sie mir bitte Ihren linken Arm zeigen?"
Draco blickte mir in die Augen. Ich erkannte die Angst darin. Seine Eltern würden sterben, wenn er jetzt enttarnt würde und ich vielleicht auch. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen. Dracos Hand ging an seinen linken Arm, bereit den Ärmel seines Hemdes hochzuziehen. Panisch blickte ich mich um, doch mir fiel nichts ein. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, bis mir auf einmal eine Idee kam.
"Findet ihr es auch so stickig hier drin?" Alle sahen mich erstaunt an, auch Draco. "Mir ist so warm und schwindelig. Kann ich raus gehen?" Dumbledore nickte, während meine Mutter besorgt aufstand. "Ich komme mit dir." Gespielt erschöpft nickte ich, stand auf, nur um im selben Moment so zu tun, als würde ich ohnmächtig werden. "Bei Merlins Bart!" Ich spürte meine Mutter neben mir, meinen Vater auf der anderen Seite. "Gehen Sie sofort zum Krankenflügel. Mr. Malfoy, Sie können gehen." Ich hörte, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Erleichtert öffnete ich die Augen. Ich tat so, als wäre ich noch immer benommen. "Was ist passiert?"
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Everything for you
FanfictionZwei Menschen, die sich noch nie leiden konnten und völlig verschieden sind. Können sie überhaupt befreundet sein, geschweige denn wirklich ineinander verliebt sein? Isabella Gabott ist 15 Jahre alt und geht auf die Hogwartsschule für Hexerei und Za...