Am Flughafen war es voll, laut und stickig. Es war erst das zweite Mal, dass ich überhaupt in einem Flugzeug flog. Charlie war aber der Meinung, dass wir es traditionell nach Muggel-Art tun sollten. Er trug unsere beiden Koffer hinter mir her, während ich mich durch die Menge an Muggeln kämpfte. "Das nächste Mal benutzen wir Flohpulver oder sowas. Das tue ich mir nicht noch mal an." Charlie grinste. "Also wird dieser Urlaub nicht der letzte gemeinsame sein?" Erschrocken sah ich ihn an. "Keine Ahnung, ich wollte es nur schon mal erwähnt haben." Charlies Grinsen ebbte nicht ab. Er lief nun doch vor mir, da meine Beine langsam schlapp machten. Ich war so tief in Gedanken, dass ich nicht bemerkte, dass er stehen geblieben war. Geradewegs lief ich in seinen Rücken. "Was ist denn? Warum bleibst du stehen?" Ich sah Charlies genervten Blick und folgte diesem. Und da stand er. Draco.
Dieser sah wirklich nicht glücklich aus. Mein Herz dagegen machte direkt Sprünge, als ich ihm in seine grauen Augen sah. "Draco, was machst du hier?" Er hielt Charlies Blick stand. "Warum fliegst du mit IHM in den Urlaub?" Endlich sah er mich an. Sein Blick war kalt, ich konnte jedoch die Eifersucht dahinter erkennen. "Es ist doch nur ein Urlaub. Soll ich mich in einem Zimmer einsperren oder was?" "Ich dachte, du liebst mich." Ich schnaubte. "Natürlich liebe ich dich. Glaub mir, ich liebe dich mehr als alles andere, das müsstest du allein schon daran merken, dass jede andere schon weg gelaufen wäre! Aber hier stehe ich, ich bin immer noch hier und liebe dich." Sein Blick wurde kurz weich, bevor er wieder kalt wurde. "Wenn du mich lieben würdest, würdest du das hier nicht tun. Wie lange läuft das schon?" "Sag mal, spinnst du eigentlich? Wenn DU sie lieben würdest, würdest du hier gar nicht so eine Szene machen. Sie war nicht mal verpflichtet, es dir zu erzählen und sie hat es trotzdem getan!" Charlie war rot vor Wut. Ich kam mir vor wie in einem Film. Wir standen mitten am Flughafen und die beiden ließen ihrer Eifersucht freien Lauf. Ich machte einen Schritt auf Draco zu. "Bitte glaube mir. Dieser Urlaub geschieht nicht, weil ich Gefühle für Charlie habe. Ich brauche einfach etwas Abstand, nach dem Unfall und allem." Draco sah mir das erste Mal für heute richtig in die Augen. Nur so konnte ich den Schmerz in seinem Blick erkennen. Er war nicht nur eifersüchtig. Er glaubte, er hätte mich verloren.
Nach dem ein betretenes Schweigen eingetreten war, verabschiedete sich Charlie schon mal ans Gate, während ich noch bei Draco stand. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich liebe dich. Daran wird auch ein Urlaub nichts ändern." Ich nahm seine Hand in meine und drückte sie leicht. "Isabella, ich will dich einfach nicht verlieren. Ich weiß, dass es nervt, dass wir uns nie sehen können. Am Liebsten hätte ich dich jeden Tag bei mir." Ich schaute bedrückt zu Boden. "Das ist nun mal nicht möglich. Wir müssen das Beste aus der Situation machen." Draco hob mit seinem Finger mein Kinn leicht an und nickte. "Ich liebe dich." Endlich entwich mir ein Lächeln. "Ich liebe dich auch, Draco." Ich gab ihm einen Kuss. "Ich muss jetzt wirklich los. Mach dir keine Sorgen." Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. "Sei einfach vorsichtig, ja?" Ich nickte, küsste ihn noch einmal und lief zu Charlie. Ein Teil von mir schrie mir zu, zurück zu Draco zu gehen und diesen Urlaub nicht zuzulassen. Aber ich brauchte es.
Als ich bei Charlie ankam, sah dieser nicht mehr so glücklich aus. Noch immer starrte er in die Richtung, in der Draco stand. "Irgendwas hat er vor." Fragend sah ich zu der Stelle und sah Draco zusammen mit zwei Männern. Den einen konnte ich als Rowle erkennen, der mich bei der Hochzeit angegriffen hatte. Wut überfiel mich und ich hätte ihn am liebsten auf der Stelle verflucht. Den anderen erkannte ich nicht. "Das sind auch Todesser. Wieso sind die zwei da, wenn er einfach nur wissen will, warum du in den Urlaub fliegst? Er plant etwas." Draco wirkte angespannt und genervt. "Nein, Charlie. Ich glaube eher, dass sie ihm wieder gefolgt sind." Charlie sah misstrauisch zu mir. "Warum haben sie dich nicht geschnappt? Jeder Freund von Harry kann doch wertvoll für Du-weißt-schon-wen sein." Ich zuckte die Schultern und lief weiter. "Wer weiß das schon."
In Spanien war es sehr heiß. Ein Blick auf das Thermostat verriet mir eine Temperatur von 35 Grad. "Ich sterbe." Charlie lachte. "Du bist Hitze wohl nicht gewohnt, was?" "Hallo? Ich komme aus England! Dort ist niemand Hitze gewohnt!" Auf dem Flug hatten wir viel geredet und beschlossen, alles was mit Todessern und Voldemort zu tun hatte, nicht zu erwähnen, bis der Urlaub vorbei war. Eine Woche frei von allen Problemen. Als wäre die Welt friedlich und würde nicht von einer Horde Monster befallen werden.
Wir lagen in der Mittagssonne am Strand. Ich beobachtete die Muggel, die glücklich im Wasser planschten und sich am Strand sonnten. Fast beneidete ich sie für ihre Unbeschwertheit. Doch ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Wir waren im Urlaub und ich würde nicht weiter an Kriege und Kämpfe denken. Ich legte meinen Blick wieder auf das Buch vor mir, als sich ein Schatten über mich legte. Charlie stand nur in Badehose vor mir und hielt mir ein Getränk vor die Nase. "Haben die mir empfohlen." Er zuckte mit den Schultern und ich nahm es dankend an. Doch bevor ich davon trank, sah ich Charlie misstrauisch an. "Mit Alkohol?" Charlie nickte. "Ich denke, du bist überm Berg, oder nicht?" Ich nickte nur und nippte an dem Getränk. Schon seit der Hochzeit hatte ich keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Doch Charlie war bei mir und würde aufpassen, dass ich nicht allzu viel trank und vor allen Dingen nicht die Kontrolle verlor.
Nach zwei Cocktails beschlossen wir, etwas essen zu gehen. Charlie war wirklich sehr aufmerksam, achtete auf mich und lenkte mich von allen Sorgen ab. Wir saßen auf der Terrasse eines Restaurants mit Blick auf den Strand und beobachteten den Sonnenuntergang während dem Essen. "Es ist so wunderschön hier." Charlie nickte und nippte an seinem Weinglas. Ich genoss lieber das kühle Wasser. "Ich finde es schön, dass du deine Grenzen mittlerweile kennst." Er deutete auf das Wasserglas vor mir. Ich lächelte. "Ich denke, die schönsten Momente erlebt man nüchtern." Auch Charlie lächelte. Und so verbrachten wir unseren ersten Urlaubsabend. Mit dem Sonnenuntergang, leckerem Essen und nie endenden Gesprächen.
So lief eigentlich der komplette Urlaub. Am letzten Tag war ich so entspannt, dass ich fast vergessen hatte, was zu Hause alles auf uns wartete. Es klopfte an meiner Hotelzimmertür und ich ließ Charlie hinein. "Ich dachte, wir gehen heute nochmal schick essen, bevor wir morgen zurück müssen?" Charlie lächelte mich mit seinem charmantesten Lächeln an. "Na klar, ich bin dabei." Es war alles so entspannt mit ihm. In diesem Urlaub hatte ich Charlie noch besser kennen gelernt und er war einfach ein Traummann. Nur eben nicht meiner. Charlie sah das Kleid auf meinem Bett an. "Das solltest du anziehen. Das ist wunderschön. Und es passt zu deiner neu gewonnenen Bräune." Ich lachte nur und setzte mich zu ihm aufs Bett. "Ich hatte tatsächlich sogar vor, es anzuziehen. Aber wenn mein Stylingberater mir sogar dazu rät!" Charlie lachte nun ebenfalls. "Ich pack mal meinen Koffer weiter. Um 19 Uhr hole ich dich ab." Ich nickte nur und sah ihm hinterher, als er das Zimmer wieder verließ. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas plante.
Wieder saßen wir in dem Restaurant vom ersten Abend. Die Sonne war noch nicht untergegangen und Charlie bestellte Champagner. "Gibt es denn etwas zu feiern?" Charlies blaue Augen trafen auf meine. "Ja. Den wunderschönen Urlaub. Wir sollten das echt wiederholen." Ich nickte nur leicht lächelnd und widmete mich meinem Salat. Nachdem die Nachspeise ebenfalls verspeist war, hatten sowohl Charlie als auch ich einen leichten Schwips. Der Champagner war stark und wir tranken noch viele Gläser davon. Definitiv betrunken machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. "Das hast du extra gemacht, gib es zu." Ich tippte Charlie auf die Brust, als wir vor meinem Zimmer standen. "Was? Uns beide abgefüllt? Na klaar." Charlie lachte. Seine Augen funkelten immer, wenn er lachte. Da seine Augen ganz glasig von dem vielen Alkohol waren, funkelten sie jetzt sogar noch mehr. Wie in einem Bann sah ich ihm in die blauen Augen und versank darin. Charlie strich mir über die Wange. "Es war ein schöner Abend, Bella." Ich nickte nur. Eine kleine Weile standen wir einfach nur da und starrten uns in die Augen. Irgendwann nahm Charlie mich vorsichtig an meiner Hüfte, zog mich zu sich und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und schmiegte mich an ihn. Er bat mit seiner Zunge um Einlass und ich gewährte ihn ihm. So standen wir einige Minuten, bis wir uns schwer atmend voneinander lösten. Charlie lächelte nur, gab mir noch einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor er sich umdrehte und noch sagte: "Gute Nacht, Bella."
Ich stolperte in mein Zimmer. All der Nebel des Alkohols war wie aufgelöst und Tränen standen in meinen Augen. Wir hatten uns geküsst. Ich hatte Charlie geküsst. Nicht Draco. Frustriert ließ ich mich auf das Bett fallen. Wie konnte es soweit kommen? Meine Gefühle für Charlie waren nicht so groß wie für Draco. Warum hatte ich ihn gerade vollkommen aus meinen Gedanken verbannt? Wenn Draco davon erfuhr, würde er ausrasten. Wenn ich bedachte, wie wütend ich war, als ich erfahren hatte, dass er mit Pansy geschlafen hatte. Bei Merlins Bart. Er würde wirklich ausrasten.
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Everything for you
FanfictionZwei Menschen, die sich noch nie leiden konnten und völlig verschieden sind. Können sie überhaupt befreundet sein, geschweige denn wirklich ineinander verliebt sein? Isabella Gabott ist 15 Jahre alt und geht auf die Hogwartsschule für Hexerei und Za...