Kapitel 33 ~ Sectumsempra

804 39 0
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich in Dracos Armen auf. Er schlief noch und seine Haare waren zerzaust. Er sah unfassbar süß aus. Vorsichtig fuhr ich die Konturen seines Kinnes nach. Mein Herz klopfte wie wild. Irgendwann öffnete er seine Augen. "Guten Morgen." Seine Stimme war heiser aufgrund des Schlafes. "Guten Morgen." Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Draco setzte sich leicht auf und zog mich an sich. "Gut geschlafen?" "So gut, wie schon lang nicht mehr." Lächelnd küsste ich ihn kurz. "Wie spät ist es?" Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte wirklich keine Ahnung. "Sicherheitshalber sollten wir zum Frühstück. Sonst bemerken deine Freunde noch etwas."

Er stand auf und richtete etwas seine Haare, doch ich sah deutlich die Enttäuschung in seinem Gesicht. "Ich würde es meinen Freunden gerne sagen." Überrascht sah er mich an. "Wirklich?" Ich nickte kaum merklich. "Ich will nicht länger, dass es ein Geheimnis ist. Ich muss aber den richtigen Moment abwarten." Draco kam auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss. "Damit kann ich leben." "Warum willst du es eigentlich nicht geheim halten?" Draco zuckte mit den Schultern. "Der Dunkle Lord weiß von dir, da würde es nicht mehr viel bringen, es geheim zu halten. Was andere denken, ist mir egal. Jeder soll sehen, dass du mir gehörst." Seine Worte lösten ein wohliges Kribbeln in mir aus. Lächelnd stand ich nun ebenfalls auf und wünschte mir einen Spiegel, um meine Haare und mein Make-Up aufzufrischen. "Bei Merlins Bart, seh ich schlimm aus." Meine Schminke war komplett verschmiert und meine Haare glichen die von Hagrid.

Draco kam grinsend zu mir. "Also ich finde, der "Ich hatte Sex mit Draco Malfoy" Look steht dir." Lachend schlug ich ihm gegen die Brust. "Spinner." Grinsend wandte er sich ab. Schnell nahm ich mir ein Tuch und wischte mir die Schminkreste vom Gesicht. Meine Haare bürstete ich vorsichtig durch und steckte sie dann hoch. Ich war zufrieden mit meinem Aussehen, als mir plötzlich einfiel, dass ich meine Schuluniform nicht dabei hatte. "Verdammt, wir müssen unsere Uniformen noch holen!" Draco saß gelassen auf dem Bett. "Beruhige dich, wir haben bestimmt noch alle Zeit der Welt."

Trotzdem gingen wir recht zügig aus dem Raum der Wünsche. Als wir hinaus traten, ließ Draco meine Hand los. "Wir sehen uns später." Er gab mir einen flüchtigen Kuss und machte sich auf den Weg zu den Kerkern. Mein Weg führte mich direkt zum Gryffindor-Turm. Noch immer hatte ich keine Ahnung, wie spät es war. Der Gemeinschaftsraum war menschenleer, weswegen meine schlimmsten Befürchtungen wahr wurden. Entweder es war Frühstück oder, noch schlimmer, schon Unterrichtszeit. Ich eilte die Treppen zum Schlafsaal hinauf, nahm meinen Umhang und meine Tasche und rannte wieder hinaus. Mein Blick schnellte zur Uhr. 09:30 Uhr. Verdammt. Sowohl Draco als auch ich würden zu spät kommen und wir hatten auch noch gemeinsam Unterricht. Auffälliger ging es ja wohl kaum.

Ich rannte förmlich zu den Kerkern und musste mich erst kurz sammeln, bevor ich anklopfte. Mein Atem ging so schnell, als wäre ich einen Marathon gelaufen. "Herein." Ich atmete nochmal tief durch, bevor ich mit hochrotem Kopf in den Raum kam. "Guten Morgen, Professor. Es tut mir Leid, ich habe verschlafen." "Ah, Ms. Gabott. Setzen Sie sich. Wir haben gerade begonnen mit..." Ich schaltete sofort ab, als ich einen grinsenden Draco am gegenüberliegenden Tisch entdeckte. Unauffällig streckte ich ihm die Zunge raus, doch auch ich musste grinsen.

Schnell setzte ich mich zu Hermine und den anderen. "Wo warst du die ganze Nacht?" Der Vorwurf in Hermines Stimme ließ mich endlich in die Realität zurückkehren. "Ich bin eingeschlafen..." "Wo denn?" Ich biss mir auf die Unterlippe und ging meine Gedanken nach einer guten Ausrede durch. "In der Bibliothek." Harry grinste. "Wie kann man denn bitte in der Bibliothek die ganze Nacht verbringen." Lässig zuckte ich mit den Schultern. "Madam Pince hat mich bestimmt nicht gesehen. Ich saß relativ weit abseits." "Also ist es Zufall, dass Malfoy auch zu spät war? Oder habt ihr wieder "gelernt"?" Der abschätzige Ton in Hermines Stimme war nicht zu überhören, was mir sofort einen Stich versetzte. "Woher soll ich wissen, warum er zu spät kommt? Wegen mir bestimmt nicht." Meine Antwort war zwar bissig, doch es ging mir auf die Nerven, wie abschätzig sie über alles dachten.

Den ganzen Tag war Hermine misstrauisch und fragte mich meine Geschichte tausend Mal ab, nur um irgendwelche Abweichungen darin zu bemerken. Doch ich blieb meiner Ausrede treu, weswegen sie es irgendwann endlich dabei beließ. Wir saßen gemeinsam mit Harry und Ron in der Großen Halle und redeten über anstehende Quidditch Spiele. Da Ron aufgrund seiner Vergiftung nicht mitspielen konnte, unterhielt er sich mit mir über Fred und George, die beim nächsten Hogsmeade Wochenende wieder hier sein würden. Meine Vorfreude war riesig.

Plötzlich verstummten Hermine und Harry, was mir nur auffiel, weil Ron und ich gerade eine kurze Trinkpause vom vielen Erzählen machten. Hermine flüsterte: "Katie ist wieder da." Unsere aller Köpfe schnellten zu Katie, die mit ihrer Freundin Leanne etwas weiter hinten am Gryffindor Tisch stand. Harry stand sofort auf und lief zu ihr, wahrscheinlich um sie zu fragen, ob sie sich an etwas erinnern konnte. Mein Herz klopfte schneller bei dem Gedanken daran, dass sie Draco verraten könnte. Ich ließ meinen Blick über die Köpfe schnellen, doch nirgends war ein blonder Haarschopf zu erkennen. Was, wenn Katie schon bei Dumbledore war? Panik breitete sich in mir aus, während ich mich immer wieder umsah.

Als ich die Hoffnung schon aufgab, kam Draco in die Große Halle. Er sah ziemlich verstört aus, weswegen ich sofort zu ihm gehen wollte, doch sein Blick blieb an etwas anderem hängen. An Harry und Katie. Seine Augen weiteten sich und ich sah die Angst, die in ihnen aufblitzte. Draco drehte sich direkt wieder um und verließ schnellen Schrittes die Halle, weswegen ich ohne zu zögern und ohne die fragenden Blicke von Ron und Hermine zu beachten, aufstand und hinter her ging. Draco lief zur alten Jungentoilette. Schon von draußen hörte ich seine Schluchzer. Sofort zog sich mein Herz unsanft zusammen. Ich wollte nicht, dass er so litt. Leise öffnete ich die Tür und spähte hinein. Niemand war zu sehen, doch das Schluchzen von Draco war nicht mehr zu überhören. Ich lief zu den Waschbecken, wo er in seinem weißen Hemd stand, seine Haare waren zerzaust und er stand abgestützt da.

"Draco?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er sich erschrocken zu mir umdrehte. "Isabella." Sein Gesicht war gerötet vom Weinen und noch immer traten Tränen aus seinen Augen. Dieser Anblick zerriss mir mein Herz. Sofort ging ich auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Er schmiegte seinen Kopf an meine Schulter, während ich ihm beruhigend über den Rücken strich. "Ich wollte das doch nie." "Ich weiß, Draco." Lange standen wir da und Draco weinte sich aus. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen, ich wollte ihn einfach beruhigen und ihn spüren lassen, dass ich für ihn da war.

Mit einer schnellen Bewegung löste sich Draco von mir und sah geschockt in die andere Richtung. Mein Blick folgte seinem und dort stand Harry. "Ich weiß, was du getan hast, Malfoy." Draco schob mich sanft hinter sich und begann sofort, Flüche auf Harry los zu lassen. "Draco!" Harry feuerte direkt zurück und die beiden lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe. Die Toiletten zersprangen und Waschbecken explodierten. Mittlerweile war der Boden bedeckt von einer Wasserlache. "Könntet ihr bitte aufhören?" Ich versuchte, Draco eine Hand auf die Schulter zu legen, um ihn zu beruhigen, doch die beiden ließen nicht ab.

Panisch überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf. Wie sollte ich es schaffen, die beiden abzuhalten, sich etwas an zu tun? So tief in Gedanken erschreckte ich, als Draco mich sanft zur Seite stieß, bevor hinter mir ein Fluch an der Wand abprallte. Geschockt sah ich zu Harry, der mich entschuldigend ansah. "Es reicht jetzt!" Doch bevor Draco oder ich reagieren konnten, schrie Harry: "Sectumsempra!", während er seinen Zauberstab auf Draco richtete. Dieser Zauberspruch sagte mir nichts, doch nach einigen Sekunden wusste ich warum. Draco fiel stöhnend auf den Boden und aus mehreren Wunden trat Blut. Geschockt starrte ich auf ihn, wie er vor mir lag und anfing zu wimmern, in seinem eigenen Blut liegend. Und dann schrie ich.

Everything for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt