Kapitel 39 ~ Gefährliche Mission

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Der Tag, an dem Harry abgeholt wurde, kam schneller als gedacht. Hermine war mittlerweile auch im Fuchsbau, hatte jedoch noch kein Wort mit mir geredet. Sie und Ron würden ebenfalls an der Aktion teilnehmen. Melissa und ich hingegen blieben zu Hause, bereit, Verletzte zu versorgen. Wobei ich hoffte und betete, dass niemand verletzt wurde. Besonders nicht Fred und George. Fred hielt mich lange im Arm, bevor er sich endlich den anderen anschloss. "Sei bloß vorsichtig!", rief ich ihm noch zu. Er drehte sich noch einmal lächelnd um. "Bin ich doch immer." Und schon waren sie unterwegs.

"Nun setz dich doch endlich hin, Bella. Sie werden bestimmt bald da sein." Melissa blickte mich genervt an, doch ich konnte nicht still sitzen. Alle hätten schon längst wieder hier sein sollen. Auch Ginny wirkte unfassbar nervös, während Mrs. Weasley es durch Kochen versuchte herunter zu spielen. Meine Geduld war beinahe am Ende, als wir draußen hörten, wie der Schutzwall durchbrochen wurde. Schnell rannten wir nach draußen, nur um Harry und Hagrid triefnass zu begrüßen. Ginny ging sofort auf Harry zu und nahm ihn fest in den Arm. "Sind die anderen schon da?" Molly schaute bestürzt drein. "Ihr seid die Ersten." Bevor Harry etwas erwidern konnte, kamen Remus und George an. Zuerst war ich erleichtert, dass nun wenigstens einer der Zwillinge wieder da war, doch dann sah ich das Blut an Georges Kopf. "Wir brauchen Hilfe!", schrie Remus. Harry eilte zu ihm und half ihm, George in den Fuchsbau aufs Sofa zu legen.

Ich eilte ihnen hinterher und kniete mich neben George. Melissa und Molly kümmerten sich um Georges Ohr. "Was ist passiert?" Remus sah mich kritisch an. "Es war Snape. Er hat George mit einem Fluch das Ohr abgetrennt." Ich strich George vorsichtig über seine Wange. "Sieht es schlimm aus?" Die Angst in seinen Augen war nicht zu übersehen. "Es wird schon wieder." Ich zwang mir ein Lächeln ab, auch wenn mir so gar nicht danach war. Nur im Hintergrund nahm ich wahr, wie Remus Harry eine Frage stellte, um herauszufinden, ob es wirklich kein Verräter war. Kingsley und Hermine kamen unverletzt an. Ich lächelte Hermine schwach an, doch sie erwiderte es nicht. Mr. Weasley und Fred waren die Nächsten. Fred machte irgendeinen Witz, doch ich hatte mich komplett auf George konzentriert. Dann sah er seinen Zwilling auf dem Sofa liegen und stürzte zu ihm. Tränen spiegelten sich in seinen Augen. Behutsam legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. "Georgi, wie fühlst du dich?" "Löchrig." Alle sahen George komisch an, inklusive mir. "Was ist los mit ihm? Tickt er jetzt nicht mehr richtig?" "Wie ein Schweizer Käse, verstehst du... Schweizer Käse. Löchrig, Fred, kapiert?" George grinste ihn schwach an. "Schwache Leistung, ehrlich! Dir steht das weite Feld der Ohrenwitze offen und du entscheidest dich für Schweizer Käse?" Nun mussten wir alle doch lachen.

Als endlich auch Bill und Fleur ankamen, berichteten sie, dass Mad-Eye tot war. Voldemort hatte ihn mit dem Todesfluch belegt. Remus und Bill machten sich sofort auf die Suche nach dem Leichnam, damit die Todesser ihn nicht vor uns fanden. Fred kam gerade aus dem Zimmer, in dem George behandelt wurde. Er sah fertig, aber auch erleichtert aus. Ohne Worte nahm ich ihn in den Arm. Ich konnte mir vorstellen, welche Todesangst er um George gehabt hatte. Eigentlich konnten wir froh sein, dass es nur ein Ohr war.

Zusammen gingen wir in die Küche, um uns etwas zu stärken. Nach Tagen ohne Appetit hatte ich heute einen Bärenhunger. Zu meinem Übel saßen dort aber Harry, Hermine und Ron, die gerade darüber diskutierten, dass Harry Voldemort nicht in seinen Kopf lassen durfte. Die drei sahen mich missbilligend an, doch Fred zog mich mit sich. "Lass es nicht so nah an dich ran." "Leichter gesagt, als getan, Fred. Die drei waren meine besten Freunde. Und jetzt hassen sie mich." "Hass ist ein großes Wort, Kleine. Sie sind enttäuscht." Ich nickte nur und nahm mir etwas zu essen. Der Glaube daran, dass mir die drei irgendwann verziehen, war so klein wie noch nie.


Die nächsten Tage waren nicht sehr spannend. George ging es wieder viel besser, außer dass sein Ohr weg war. Die Vorbereitungen für die Hochzeit liefen auf Hochtouren, während meine Laune am Tiefpunkt angekommen war. Meine Freunde ignorierten mich komplett, trotz der dauernden Ermahnungen von Mrs. Weasley. Die einzige, die mich nicht allzu sehr verurteilte, war Ginny. Doch auch sie war nicht begeistert davon, dass ich in den "Feind" verliebt war.

Wieder einmal saß ich gelangweilt in "meinem" Zimmer und wartete darauf, dass Melissa endlich wieder kommen würde. Sie hatte ein geheimes Treffen mit meinen Eltern, bei dem ich nicht dabei sein durfte. Warum auch immer. Es war eigentlich ein perfekter Tag, um etwas draußen zu unternehmen. Die Sonne schien ununterbrochen und es war nicht zu heiß. Also beschloss ich, einen Spaziergang zu machen. Melissa würde so schnell eh nicht zurück kommen.

Fred kam auf mich zu, als ich gerade aus der Tür wollte. "Wo gehen wir denn hin?" "Spazieren." "Soll ich mitkommen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Wie du möchtest." Gerade als wir gemeinsam das Haus verlassen wollten, schrie Mrs. Weasley: "Fred Weasley! Du schleichst dich nicht einfach nach draußen! Ich habe dir gesagt, du sollst das Esszimmer putzen!" Genervt atmete Fred aus, was mich zum Grinsen brachte. "Mom, ich wollte nur kurz mit Bella spazieren gehen. Ich meine, man kann doch nicht alleine gehen, in diesen Zeiten." Plötzlich tauchte Charlie hinter Molly auf. "Kein Problem, ich kann doch mit ihr kommen." Er lächelte mich sanft an. "Das heißt, wenn es dir nichts ausmacht?" Ich schüttelte den Kopf. Fred seufzte. "Na danke für eure Hilfe. Viel Spaß." Er schnaubte und schlurfte Richtung Esszimmer. Charlie sah ihm grinsend hinterher, was ich ihm gleichtat.

Charlie war wirklich ein sehr netter und zuvorkommender Mann. Man konnte sich mit ihm über alles unterhalten und nie lag auch nur eine Spur von Missfallen in seiner Stimme. "Wo wohnst du denn eigentlich?" "Meine Eltern haben ein schönes Haus in einem Dorf in der Nähe von London. Nichts besonderes, aber mir gefällt es." Charlie lächelte und nickte. "Und wie ist es in Rumänien?" "Der Hammer. Drachen sind einfach solch faszinierende Tiere. Du solltest mich unbedingt mal dort besuchen kommen. Du glaubst gar nicht, wie viele Drachenarten es gibt!" Seine Augen leuchteten, was mich zum Lächeln brachte. "Gerne. Nach meinem Abschluss komm ich dich besuchen." Er strahlte. "Wirst du nach den Ferien nach Hogwarts zurückkehren?" Ich nickte langsam. "Ich denke schon. Da meine Freunde eh nicht mehr mit mir reden, hält mich ja nichts davon ab. Außerdem möchte ich ungern Luna im Stich lassen." "Kann ich gut verstehen. Aber sei vorsichtig, ja? Es kann sein, dass Hogwarts nicht mehr das ist, was es mal war." Ich seufzte. "Ich weiß. Es wird nie mehr, wie es war."

Nach mehreren Stunden, in denen wir einfach nur über Gott und die Welt sprachen, wurde es langsam dunkel. "Wir sollten langsam zurück." Charlie schaute betrübt zum Sonnenuntergang. "Wollen wir den nicht noch ansehen? Dann können wir immer noch zum Fuchsbau." "Klar." Seit Langem war mein Lächeln mal wieder nicht gespielt. "Gibt es eigentlich jemanden in deinem Leben?" Fragend sah ich Charlie an, der immer noch gen Himmel blickte. "Na, die Liebe." Ich versuchte, den Stich in meinem Herzen zu ignorieren, doch trotzdem stiegen mir Tränen in die Augen. "Es gibt jemanden. Aber leider nicht mehr in meinem Leben." Nun war es an Charlie, mich fragend anzusehen. "Lange Geschichte." "Und die Kurzfassung?" Sein Lächeln nahm mir jegliche Angespanntheit. "Er, ein Todesser, Malfoy, unterschiedliche Seiten. Also: Keine Liebe mehr in diesem Leben." Mitfühlend blickte Charlie mir in die Augen. "Draco Malfoy?" Ich nickte zaghaft. "Er ist ein Idiot, wenn er nicht an deiner Seite kämpft." Darauf gab ich keine Antwort. Es ist eine Sache, über jemanden zu urteilen, den man kannte, aber man sollte nicht urteilen, bevor man jemanden eben nicht kennen gelernt hatte.

"Könntest du dir denn vorstellen, irgendwann eine neue Liebe zu finden?" Allein bei dem Gedanken zog sich alles in mir schmerzhaft zusammen. Ich wollte keine neue Liebe. Ich wollte nur Draco. Daran würde sich nie etwas ändern. Trotzdem zuckte ich mit den Schultern. "Vielleicht. Derzeit mit Sicherheit nicht. Meine Hoffnung ist noch nicht vollends gestorben." Charlie nickte verständnisvoll. Wir blickten beide wieder zu der Stelle, an der der Sonnenuntergang war, doch nun hatten wir ihn verpasst. "Schade, müssen wir wohl nochmal hierher kommen." Leicht lächelnd stimmte ich ihm zu, bevor wir uns wieder auf den Weg zum Fuchsbau machten.


Zurück im Fuchsbau passten mich Fred und George sofort an der Tür ab und zogen mich mit sich. Entschuldigend sah ich Charlie an, der nur lächelte und mit den Schultern zuckte. "Jungs, könntet ihr mir verraten, was ihr von mir wollt?" Fred grinste. "Du hast bald Geburtstag." "Du wirst volljährig." Auch Georges Grinsen wurde breiter. "Wir sollten feiern." Seufzend starrte ich die Zwillinge vor mir an. "Mir ist aber nicht nach Feiern." "Komm schon, man wird nur einmal volljährig! Lass uns deinen Geburtstag so richtig feiern." Fred und George machten beide einen Schmollmund, was mich zum Lachen brachte. "Na schön. Aber bloß nicht mit zu vielen Leuten!" Die beiden nickten und rannten grinsend davon. Natürlich würden sie nicht auf mich hören.

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