Kapitel 2 ~ Die Anhörung

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Am nächsten Tag verließ Harry schon sehr früh den Grimmauldplatz, zusammen mit Mr. Weasley. Ich hingegen saß bei Fred und George, die sich über neue Ideen für Streiche unterhielten, und las mal wieder ein Buch. Meine Mom nannte mich schon besessen vom Lesen, aber es lenkte mich immer ab, egal ob ich nervös, fröhlich oder traurig war. Und jetzt gerade war ich unfassbar aufgeregt. Was würden wir tun, wenn Harry doch von Hogwarts fliegen würde? Und könnte er noch eine andere Strafe erhalten, als "nur" einen Rausschmiss? Leise seufzend legte ich mein Buch zur Seite. "Jungs, ich geh eine Runde spazieren. Falls Harry wiederkommt, sagt Bescheid." Fred sah mich besorgt an: "Alles okay bei dir, Kleines?" Ich musste sofort lächeln. Er machte sich immer schnell Sorgen um mich. Er meinte, ich war wie eine zweite kleine Schwester für ihn. Ich nickte. "Mir gehts gut. Brauch nur ein wenig frische Lust." Fred nickte. "Soll ich mitkommen?" George sah ihn entgeistert an: "Und was ist mit mir?" Ich lachte. "Nein, schon gut. Ich muss meine Gedanken mal etwas sortieren." Bevor einer der beiden noch etwas erwidern konnte, war ich schon aus dem Zimmer verschwunden.

Draußen atmete ich die frische Luft ein. Heute Nacht hatte es etwas geregnet, weswegen es heute nicht mehr ganz so warm war. Ich setzte mich auf den Randstein des Bürgersteigs. Vorsichtig nahm ich den Brief, den ich schon seit Beginn der Sommerferien in meiner Tasche hatte, heraus. Er war an Zacharias Smith. Ein Hufflepuff-Schüler und seit Anfang des vierten Schuljahres mein Freund. In diesem Brief schrieb ich ihm, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Vorher war es, da war ich mir sicher, nur eine Verknalltheit. Nichts besonderes. Ich wollte ihm diesen Brief senden, sobald er sich gemeldet hatte. Das Problem war nur: Seit bald sechs Wochen hatte er sich nicht gemeldet. Nicht mal ein "Ich bin gut zu Hause angekommen". Nichts. Also beschloss ich, ihm den Brief nicht zu schicken. Mich wollte das Gefühl nicht loslassen, dass er nicht so für mich empfand. Klar, er mochte mich, aber jemand der sechs Wochen ohne ein Lebenszeichen des anderen auskam, konnte nicht verliebt sein. Mich machte es hingegen verrückt, nicht zu wissen, ob es ihm gut ging. Seufzend knüllte ich den Brief zusammen und ließ ihn verbrennen. Mir liefen einzelne Tränen die Wangen hinunter, doch es war das Richtige. Ich musste damit abschließen.

Als meine Tränen endlich wieder versiegten, ging ich zurück ins Haus. Mittlerweile war es schon fast dunkel und ich hatte die Hoffnung, Harry wäre schon zurück. In der Küche entdeckte ich Hermine. Leise setzte ich mich neben sie. "Alles in Ordnung?" Ich sah meine beste Freundin besorgt an. Hermine sah mich nicht an, doch ich merkte, dass sie weinte. Ich nahm sie einfach nur in den Arm und sagte nichts mehr. Sie schluchzte in meine Schulter hinein. „Warum muss man sich verlieben, Bella?" Das war es also. Hermine hatte sich verliebt. „Keine Ahnung. Wenn ich das wüsste, würde ich es auch direkt abstellen." Das brachte sie leicht zum Lächeln. „Möchtest du darüber reden?" Hermine schüttelte mit dem Kopf. „Vielleicht ein ander Mal. Jetzt möchte ich einfach nur Ablenkung." Ich nickte und stand auf. „Wir sollten nachsehen, ob Harry endlich wieder da ist!"

Als wir in das Hauptzimmer des Ordens kamen, stand da schon Harry, der gerade von Mrs. Weasley umarmt wurde. Sofort musste ich grinsen. Harry sah glücklich aus, was nur bedeuten konnte, dass er freigesprochen wurde. Hermine lief zu ihm. "Und? Wie siehts aus?" Er grinste sie an. "Ich wurde, dank Dumbledore und einer Squib, freigesprochen." Lachend umarmten Hermine und ich ihn gleichzeitig. Die Erleichterung war groß. Gott sei Dank hatte sich Dumbledore mal wieder um alles gekümmert.

Nun waren es nur noch zwei Tage bis zu unserer Abreise nach Hogwarts. Meine Freude war kaum noch zu bändigen. Hogwarts war mein zweites Zuhause geworden und ich fühlte mich dort sicherer als irgendwo sonst. Sirius wurde von Tag zu Tag schlecht gelaunter. Wir vermuteten, es lag daran, dass er insgeheim gehofft hatte, Harry würde von Hogwarts geworfen werden, sodass er bei Sirius leben konnte. Doch ich war mir sicher, er würde sich wieder beruhigen. Sirius war ein guter Mensch, der gegenüber Harry oder sonst wem keine bösen Absichten hatte. Also würde er sich für Harry freuen. Denn das war es, was Harry sich wünschte.

Am letzten Ferientag kam ich gerade aus der Dusche, als Harry, Ron und Hermine in unserem Zimmer saßen. Hermine und Ron hatten Vertrauensschülerabzeichen bekommen. Ich fragte mich, warum nicht Harry Vertrauensschüler wurde. Doch um Ron nicht zu verletzen, behielt ich diese Frage lieber für mich. Mrs. Weasley platzte fast vor Stolz, sie kaufte ihm sogar einen Rennbesen und heute Abend fand eine kleine Party für die beiden statt. Ich war auch sehr stolz auf meine beste Freundin. "Wärst du es nicht auch gerne geworden?" Ginny war gerade rein gekommen, als ich die letzte Strähne meiner Haare lockte. Fragend sah ich sie an. "Na, Vertrauensschülerin." Schnell schüttelte ich den Kopf. "Hermine kann mit diesem Stress viel besser umgehen. Und ich beneide sie darum nun wirklich nicht." Ginny grinste. "Sollen wir runter gehen? Die Party hat bestimmt schon begonnen." Ich nickte. Ginny sah in ihrem blauen Kleid, dass ihr bis knapp über die Knie ging, wirklich hinreißend aus. Ich hingegen hatte mir ein hellrotes, etwas kürzeres Kleid angezogen. Heute würde ich nicht über Zach nachdenken. Das hatte ich mir fest vorgenommen.

Als Ginny und ich hinunter kamen, war die Party schon in vollem Gange. Ein grinsender Ron kam auf uns zu. "Ich heiße euch recht herzlich auf meiner", Hermine sah ihn böse an, "unserer, Party willkommen. Ich hoffe, sie gefällt euch." Grinsend gesellte ich mich zu Hermine. "Er ist unmöglich." Nickend sah ich mich um. Ich entdeckte einen bedrückten Harry, der bei Moody saß. Er zeigte ihm irgendein Bild, ich konnte jedoch nicht erkennen, wer darauf war. Als Moody sich schließlich erhob, ging ich schnell auf Harry zu. "Hey, ist alles in Ordnung?" Er nickte kaum merklich. "Du bist doch enttäuscht, dass du kein Vertrauensschüler wurdest, oder?" "Ja. Ich weiß, es ist dumm, und ich freue mich auch für Ron, aber ich dachte, Dumbledore vertraut mir." "Ich bin mir sicher, dass er dir vertraut. Er hat mit Sicherheit andere Pläne mit dir." Aufmunternd lächelte ich ihn an. "Ich werde schlafen gehen." Ich nickte. "Ich denke, ich werde auch nicht mehr lange hier bleiben. Aber vorher muss ich was essen!" Harry lachte und verabschiedete sich von mir. Ich hingegen lief direkt zum Buffett, welches Mrs. Weasley im Handumdrehen gezaubert hatte. Alles sah so köstlich aus. "Kannst dich wohl nicht entscheiden, was?" Ein grinsender Fred stand neben mir. "Nein. Es sieht alles so gut aus." Ich sah mich um. "Wo ist denn George?" Fred musste auf meine Frage noch mehr grinsen. "Mom war sauer, weil er nicht geholfen hatte, das Essen zu machen. Jetzt hat sie ihn zum Putzdienst verdonnert." Lachend schüttelte ich den Kopf. "Und warum hilfst du ihm, als der liebende Zwillingsbruder der du bist, nicht?" "Ja, ich liebe ihn, aber putzen darf er trotzdem selbst." Er schob mir ein paar leckere Dinge auf den Teller. "Das mag ich am liebsten, vielleicht schmeckt es dir auch so gut." Er zuckte mit den Schultern. "Vielen Dank. Ich werde berichten."

Nach dem Essen setzte ich mich zu Hermine. "Geht es dir besser?" Sie nickte leicht. "Wurde heute Mittag wohl alles etwas zu viel. Aber es wird schon." Man merkte zwar, dass es ihr nicht wirklich besser ging, doch ich beließ es dabei. Sie sagte ja heute Mittag selbst, dass sie Ablenkung brauchte. "Sollen wir tanzen?" "Was? Niemand tanzt gerade!" Schockiert sah Hermine mich an. "Ach komm schon, dann macht es doch nur noch mehr Spaß!" Lachend zog ich sie von ihrem Stuhl hoch und wir tanzten zur Musik. Ginny und Tonks gesellten sich zu uns. Wir hatten noch einen super lustigen Abend und ich freute mich nun noch mehr auf Hogwarts. Hätte ich doch nur gewusst, was auf mich zukommt...

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