1. Kapitel - Violet

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Violet Elaine Craig

Schon in Woche zwei der zwölften Klasse hat alles wieder einen geregelten Ablauf. Der Gang über den Pausenhof ist nach wie vor nicht erwähnenswert, morgens passiert nie etwas interessantes. Es ist ein bisschen so, als hätte es keine sechs Wochen Pause gegeben und irgendwie habe ich bisher auch nicht viel von den Neuen mitbekommen.

Ein paar meiner Freunde haben letztes Schuljahr ihren Abschluss gemacht und es fällt in den Pausen auf, dass sie fehlen, aber von den Neuzugängen habe ich noch niemanden gesehen. Das heißt, bestimmt habe ich das, wir verbringen immerhin fünf Mal die Woche mehrere Stunden auf demselben Gelände, aber es ist mir nicht sonderlich aufgefallen.

>Morgen Elly.< Die angenehm tiefe Stimme von Tristan lässt mich lächeln, holt mich aus meinen Gedanken. Mein Blick wandert von den weniger interessanten Schülern dieser Schule zur Fußballmannschaft der Jungs, wo ich Tristan finde. Zumindest einen Teil der Mannschaft, denn sie sind heute nur zu dritt. Neben ihm sind Luca und Sam in ein Gespräch vertieft, darum hat mich bisher wohl nur Tristan bemerkt. Das wundert mich ein bisschen, weil Luca und Sam eigentlich nie sonderlich viel miteinander reden, aber es freut mich auch zu sehen, dass sie sich zumindest nicht streiten.

>Morgen Tristan.< Beim Klang meiner Stimme hebt Luca nun doch den Kopf, seine warmen, braunen Augen finden mich und er beendet das Gespräch, kommt mit schnellen Schritten zu mir. Selbstverständlich wird mein Lächeln noch breiter und bei seinem festen Kuss legt er seine warmen Hände an meine Hüften. Die Berührung lässt mich seufzen und meinen Bauch flattern. Er macht das jeden Morgen und am liebsten würde ich auch meine Hände in seinen weichen, hellbraunen Haaren vergraben, aber wir sind nicht zu Hause. In der Öffentlichkeit mag er das nicht, weil seine Frisur immer darunter leidet, darum lasse ich es. Natürlich verstehe ich das, aber manchmal ist das schon ziemlich schade.

>Guten Morgen mein Süße<, grüßt er mich dann leise, küsst mich noch einmal, bevor ich antworten kann. Er macht das immer so, jeden Tag, an dem wir uns sehen, seit wir vor etwa sechs Monaten zusammengekommen sind. Und ich liebe es jedes Mal.

>Hey<, gebe ich glücklich zurück, denn wenn ich mehr sage, unterbricht er mich nur wieder mit einem weiteren Kuss. Er hat einfach Spaß daran mich auf diese Weise zum Schweigen zu bringen, wenn er genau weiß, was ich sagen will. Was zwar manchmal schon ein klein wenig nervt, aber ich mag es auch, wie er mich Küsst, also geht das schon in Ordnung.

>Tina kommt heute nicht, damit du es weißt. Sie war heute Morgen noch bei uns und hat gemeint, sie bleibt auch noch eine Weile<, erklärt mir Luca leise, dicht an meinem Ohr, streicht dabei eine dunkelblonde Strähne aus meinem Gesicht. Er macht das nicht nur, um für eine Gänsehaut an meinem Hals und einen erhöhten Puls zu sorgen, sondern auch, damit Tristan uns nicht hören kann.

Aus irgendwelchen Gründen hat sich nämlich meine beste Freundin Tina in den Sommerferien entschieden, etwas mit dem älteren Bruder von Luca anzufangen. Die beiden mögen sich eigentlich gar nicht, aber für eine reine Bettgeschichte und das Schwänzen der Schule reicht es wohl. Dafür steht eigentlich Tristan auf Tina, schafft es aber einfach nicht, sie nach einem Date zu fragen. Ich finde das unglaublich süß, weil Tristan vorher nie so war und eigentlich sehr gut auf Menschen zugehen kann. Tina ist auch so, immer offen und lustig drauf, aber wenn die beiden allein sind, ist es aktuell eher ruhig.

Ihm zuliebe haben Luca und ich entschieden, dass es unter uns bleibt, Tina und Henry behalten es schließlich auch für sich. Es ist ihr kleines Geheimnis und noch weiß sie schließlich nicht, dass sie einen Verehrer hat. Und verraten will ich ihn auf keinen Fall. Er entscheidet, wann er den ersten Schritt machen will und dann möchte ich auf jeden Fall dabei sein. Es wird garantiert richtig romantisch, wie ich unseren Tristan kenne.

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