Ash Lesharo
>Hi Ash, was gibt's?< Ich habe lange überlegt, ob ich René anrufen soll oder nicht, aber im Grunde habe ich keine große Wahl. Anton ist die ganze Woche über im Ausland, demnach kann ich die Sache mit Violet und ihm nicht klären. Wenn ich ihn frage, was sein Ziel war und was er sich bei seinen Vorschlägen gedacht hat, will ich sein Gesicht sehen. Am Telefon kann er mir schließlich alles erzählen.
Er ist zwar nach wie vor mein bester Freund, aber bei dieser einen Sache bin ich lieber etwas vorsichtiger. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel.
>Hast du Lust eine Runde boxen zu gehen?< Er lacht auf, was durchaus ansteckend ist und ich hoffe wirklich, dass er Zeit hat. Zwar akzeptiert er, dass Violet und ich zusammen sein wollen, aber es gefällt ihm nicht. Nur ist er eben der Einzige, mit dem ich reden kann. Bei Anton bin ich mir nicht sicher, meine Eltern würden mir nicht zuhören und strikt verlangen, dass ich es beende. Womöglich wäre das anders, wenn sie Violet kennen würden, aber so früh will ich sie den beiden noch nicht vorstellen. Nicht, weil ich davon ausgehe, dass es nicht lange hält, sondern um das Argument meiner Eltern zu entkräften, dass es nur eine Phase ist. Dass Violet lediglich noch in der Pubertät ist und ein Faible für Lehrer hat. Zwar habe ich mit meinen Eltern nie darüber gesprochen, aber ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass das die erste Reaktion meiner Mutter wäre, darum werde ich auf jeden Fall noch warten, bevor ich ihnen davon erzähle.
Früher war ich nicht so. Als ich mit Jennifer zusammengekommen bin, war das irgendwie ganz normal. Mit Anton habe ich damals viel Zeit verbracht und es ging schon ab und an um unsere Beziehungen, aber ich hatte nie einen so starken Drang mich mitzuteilen und um Rat zu fragen. Mit Violet ist so vieles anders. Wir haben noch nicht viel Zeit miteinander verbracht, wir kennen uns eigentlich nur in der Schule und wenn Emil in der Nähe ist. Man könnte sagen, wir haben noch keine Erfahrungen gesammelt, wie wir beide sind, wenn wir ungestört sein können.
Das ist sehr schön, ich freue mich wirklich, sie noch besser Kennen lernen zu dürfen, aber all die Umstände darum herum machen eben auch vieles komplizierter und ich brauche einfach jemandem, mit dem ich reden kann.
>Tut mir leid, heute nicht. Ich komme grade aus dem Fitnessstudio und bin einfach nur erledigt. Aber wenn du eigentlich nur quatschen willst, würde ich dich zum Essen einladen. Ich bin grade auf dem Weg diesem neuen Laden in deiner Straße.< Nach seinem ersten Satz hatte ich schon die Hoffnung verloren, aber bei einem Essen können wir mindestens so gut reden, wie beim Boxen. Genaugenommen sogar viel besser, aber beim Sport fällt es mir immer leichter.
>Meinst du den Griechen gegenüber von diesem kleinen Blumenladen?< Er schweigt ein paar Sekunden, ich dagegen bin schon dabei, mir meine Schuhe anzuziehen.
>Ja, genau der. Dann sehen wir uns gleich dort?<, will er wissen und ich schnappe mir meinen Schlüsselbund, verlasse das Haus.
>Ja, bis gleich.< Ich bin einfach nur froh, dass wir uns treffen können, beeile mich möglichst schnell zum dem Griechen zu kommen. Es gibt ein paar Dinge, die ich loswerden will und bei denen ich auf jeden Fall seinen Rat brauche.
Selbstverständlich unterstütze ich Violet in ihrer Entscheidung, aber ich bin auch vorsichtig. Sie hat sich vor zwei Wochen erst von ihrem Freund getrennt, ist schwanger und das mit uns ist auch noch ganz frisch. Ich will einfach nicht, dass sie das mit dem Baby überstürzt und es irgendwann bereut. Nur weiß ich nicht, wie ich ihr das sagen oder wie ich mich verhalten soll.
Wenn sie sich ganz sicher ist, helfe ich ihr bei allem, ohne etwas zu sagen oder zu zögern. Aber ich kann ihre Gedanken nicht lesen und ich weiß auch nicht, ob ich das Recht habe, sie auszufragen.
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Zu 0,05% schwanger
RomansaWenn die Vernunft gegen das Herz verliert, wenn wir unseren Herzen folgen, entsteht meist ein Geheimnis, das alles zerstören kann. Verliebt zu sein ist etwas Schönes, schwanger zu sein auch. Beides würde prinzipiell in so ziemlich jedes Leben passe...