53. Kapitel - Violet

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Violet Elaine Craig

>Hast du überhaupt geschlafen?<, will Tristan wissen, mustert mich von der Seite. Vermutlich geht es dabei hauptsächlich um meine nicht gerade unauffälligen Augenringe.

Es ist noch vor der ersten Stunde und eigentlich wollte ich mich an die Turnhalle lehnen und ein Nickerchen machen, bis es los geht, aber natürlich muss Tristan heute einen von seinen aktiven Tagen haben und ununterbrochen reden. Ein Mal, ungefähr alle zwei Wochen, kann er nicht stillsitzen und redet die ganze Zeit auf mich oder Tina ein. Normalerweise ist das immer sehr unterhaltsam, aber heute bin ich einfach zu fertig.

Ash und ich haben den ganzen Abend und die halbe Nacht geredet. Es waren so viele Sachen, dass ich mindestens die Hälfte nicht mehr weiß, aber es war schön und ich kenne ihn jetzt ein wenig besser. Am besten hat mir allerdings der Abschiedskuss gefallen, obwohl man ihn fast schon nicht mehr so nennen darf, weil wir beide nicht so wirklich voneinander ablassen wollten.

>Was ist denn mit dir los?<, will nun auch Tina wissen, sieht auf mich herunter und ich schließe wieder meine Augen. Offenbar ist es wirklich ungewöhnlich, dass ich mal vor der Sporthalle sitze und nicht wie alle anderen stehend warte.

>Konnte nicht schlafen<, brumme ich als Antwort, was schließlich stimmt. Ich war erst um zwei Uhr in meinem Bett, bis zum Klingeln meines Wecker war dann kaum noch Zeit.

>Sonst bist du immer die Erste, die einschläft<, kommentiert Tristan, aber ich werde nicht weiter darauf eingehen.

>Elly, können wir kurz reden? Allein?< Ich wünschte, ich könnte auf Knopfdruck einschlafen, dann hätte ich einen guten Grund, jetzt nicht mit Luca reden zu müssen. Obwohl er mich dann vermutlich wecken würde oder es nachher noch mal versuchen. Das liegt nicht nur an ihm, im Moment bin ich so müde, dass ich mit niemandem reden will.

>Nein<, sage ich deshalb, lasse meine Augen geschlossen, hoffe einfach, dass er nicht fragt warum und dann wieder geht. Das wäre zur Abwechslung mal echt was Schönes. Ich weiß nicht, was er wieder von mir will, aber eigentlich ist mir das im Augenblick auch egal.

>Dann eben hier. Vor deinen beiden besten Freunden hast du ja schließlich keine Geheimnisse, richtig?<, fragt er, klingt wütend und nun sehe ich doch zu ihm auf. Ich weiß einfach nicht, warum er schon wieder sauer sein sollte. >Ich hätte gern eine Erklärung hierzu<, meint er, zieht sein Handy aus seiner Jeans, zeigt mir ein Foto und sofort bin ich wach.

>Woher hast du das?< Es kann nicht sein, dass es davon ein Foto gibt. Das ist unmöglich.

>Das ist hier nicht die Frage, Elaine<, beharrt er und ich spüre Tinas fragenden Blick auf mir.

>Da gibt es nichts zu erklären und dir schon gar nicht<, springt Tristan ein, verschränkt die Arme vor der Brust.

>Und wie siehst du das?<, will Luca von Tina wissen, welche nun wieder das Foto anstarrt. Ich kann sehen, dass es ihr wehtut, das zu sehen, aber das ist lange her. Obwohl mir das durchaus bis heute unangenehm ist.

>Ich sehe das genauso<, sagt sie trocken und ich weiß, dass sie das viel Überwindung kostet. Es ist auch nicht fair, dass Luca das ausgerechnet jetzt ausgräbt.

>Dir ist egal, dass ich mit Elaine zusammen war und du mit Tristan zusammen bist, obwohl die beiden etwas laufen haben?<, fragt er ungläubig, sein Handy zittert in seiner Hand. Es ist mehr als offensichtlich, dass er wütend ist. >Wie verblendet seid ihr denn bitte?<

>Wenn du nicht so ein egoistisches Arschloch wärst, wüsstest du vielleicht längst davon<, meint Tristan, hebt seine Sporttasche vom Boden, reicht mir die Hand. >Herr Lesharo kommt<, erklärt er mir und ich nehme seine Hand, stehe auf.

Zu 0,05% schwangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt