18. Kapitel - Ash

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Ash Lesharo 

Ich bin vollkommen erledigt. Erst nach zwei Uhr früh bin ich nach Hause gekommen, habe nur kurz die Unmengen Legosteine im Wohnzimmer gemustert und bin dann direkt ins Bett. Davor habe ich natürlich noch nach Emil gesehen, doch der hat geschlafen wie ein Baby und Violet hat es irgendwie geschafft, neben ihm genug Platz zu finden. Sie haben beide friedlich ausgesehen und entspannt, also hat ihr der Abend mit Emil sicherlich gutgetan.

Jetzt ist es kurz nach acht und für gewöhnlich schlafe ich um diese Zeit samstags noch, doch etwas hat mich geweckt.

>Nicht so laut, Ash schläft bestimmt noch<, höre ich Violet leise sagen, was ungewohnt ist. Schüler nennen ihre Lehrer nicht beim Vornamen. Allerdings sind sie auch nicht als Babysitter bei ihnen tätig und Emil gegenüber wäre es vermutlich ziemlich merkwürdig, mich zu siezen.

Nach den Schritten auf der Treppe zu urteilen, gehen sie nach unten, darum stehe ich auf. Violet hat sich Einverstanden erklärt, gestern Abend und dann auch heute Nacht auf ihn aufzupassen, aber ewig wird sie nicht bleiben wollen. Demnach sollte ich mich frisch machen und sie gehen lassen.

Noch etwas müde reibe ich mir die Augen, gehe ins Bad und ziehe mich dann an, bevor ich zu den beiden nach unten gehe. Doch entgegen meiner Erwartung sind sie nicht im Wohnzimmer und spielen. Dafür duftet es herrlich nach Pfannkuchen, daher steuere ich die Küche an, wo Emil am Tisch sitz und einen Pfannkuchen verdrückt. Violet dagegen steht am Herd, gibt Teig in eine Pfanne. Sie hat ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sieht zu mir, als sie mich hört. Irgendwie ist es schön, sie so zu sehen.

>Guten Morgen<, wünscht sie mir mit einem entspannten Lächeln, wendet sich dann aber wieder an die Pfanne. 

>Guten Morgen<, wünsche ich auch den beiden, Emil jedoch grinst mich nur an, den Mund voll mit Pfannkuchen.

>Möchten Sie auch welche?<, will Violet wissen, reicht mir einen Teller, auf welchem zwei fertige liegen.

>Ja, danke.< Ich freue mich, dass sie Frühstück gemacht hat. Ich weiß nicht, ob mir überhaupt irgendwer mal etwas gekocht hat, seitdem ich zu Hause ausgezogen bin.

>Gerne. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich Ihre Küche benutze.< Ich wüsste nicht, was ich dagegen haben sollte, darum setze ich mich an den Tisch, nehme mir etwas von dem Ahornsirup.

>Natürlich ist es das, schließlich habe ich es angeboten. Und dir schmeckt es?< Emil nickt, deutet auf Violet.

>Kann Vio immer auf mich aufpassen? Mamas Nanny kann nicht so gut kochen und will immer nur langweilige Sachen spielen<, erklärt er, lässt mich und Violet lachen. >Sie hat mir sogar etwas vorgelesen, bis ich eingeschlafen bin.< Es freut mich sehr, dass Emil sie mag und vielleicht kommt sie tatsächlich häufiger zum Babysitten vorbei. Dass er ihr schon einen Spitznamen gegeben hat, ist auch ein gutes Zeichen. June hat oft Probleme einen Babysitter zu finden, weil Emil nicht jeden mag und dann will sie ihn natürlich nicht für mehrere Tage dort lassen. Ich kann durchaus verstehen, dass er Violet gern hat und es freut mich wirklich, dass sich die beiden verstehen.

>Das ist ganz allein Violet überlassen.< Nun sieht Emil erwartungsvoll zu ihr, doch sie wirkt verwirrt. Ich habe ihr allerdings auch noch nicht gesagt, dass er länger hier ist. >Er bleibt bis Sonntag. Wenn du willst, kannst du so lange hier bleiben. Dann habe ich mehr Zeit für die ganzen Kartons und die Unterrichtsvorbereitung.< Sie zögert, nimmt einen fertigen Pfannkuchen aus der Pfanne. >Natürlich nur, wenn du möchtest.< Sie beißt sich auf die Lippe, gibt noch etwas Teig in die Pfanne. Offenbar überlegt sie noch oder schwankt aus anderen Gründen in ihrer Entscheidung. Womöglich hatte sie doch noch etwas geplant oder will zumindest nicht die ganze Zeit über hier sein. Auch, wenn sie nicht mehr mit Luca zusammen ist, hat sie schließlich noch andere Freunde.

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