52. Kapitel - Ash

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Ash Lesharo

>Danke.< Fragend mustere ich das glückliche Gesicht von Scarlet, runzle verwirrt die Stirn. Ich verstehe nicht, warum sie sich bedankt. Wir haben über eine Stunde lang geredet, uns über alles Mögliche unterhalten, sehr viele Fragen geklärt, aber ich weiß nicht, wofür sie sich bedanken will. >Dafür, dass du sie mit all dem nicht allein lässt und es trotz allem wirklich versuchen willst. Ich wünsche euch beiden nur das Beste.< Es freut mich wirklich, dass sie mich akzeptiert. Weil ich weiß, dass ihre Eltern bei einigen Themen sehr streng sind, habe ich mir Sorgen gemacht, dass auch Scarlet so ist. Allerdings ist sie im Grunde eine ältere Ausgabe von Violet, also Herzensgut und sehr offen, ohne naiv zu sein.

>Da gibt es nichts zu danken, Scarlet. Ich tue einfach nur, was ich für richtig halte und Violet hat sich mein Herz gestohlen, also bin ich bei ihr und für sie da.< Sie lacht leise, wirkt nun deutlich entspannter, als am Anfang von unserem Gespräch. Auch sie hatte vermutlich ein gewisses Bild von mir, welches ich zu meinen Gunsten ändern konnte.

>Seinem Herzen zu folgen ist nicht das, was man als normal bezeichnen würde. Nicht heutzutage, also bitte, nimm den Dank an.<

>Wie könnte ich da noch „nein" sagen? Gehen wir wieder zu den anderen?< Sie nickt, atmet tief durch und dann verlassen wir die Küche, gehen zurück in das Wohnzimmer, wo sich uns ein recht ungewöhnlicher, aber durchaus amüsanter Anblick bietet.

>Sie ist nicht aus Glas<, lacht Violet, beobachtet Renè mit einem Schmunzeln, welcher versucht Maja auf seinem Schoß festzuhalten. Diese versucht nämlich von ihm runterzukommen, greift dabei in Richtung der Snacks auf dem Tisch, von denen einige fehlen. Offenbar haben sich die beiden den Bauch vollgeschlagen, während wir geredet haben.

>Das ist mir schon klar, aber sie ist so klein. Da geht doch was kaputt, wenn ich sie normal festhalte<, entgegnet Renè und Violet lacht kopfschüttelnd, dann sieht sie zu uns.

>Hey, wie ist es gelaufen?<, will sie wissen, sieht aufmerksam von mir zu ihrer Schwester, doch diese lächelt beruhigend.

>Alles in Ordnung<, versichert sie ihr und das sehe ich auch so. Es war kein Verhör, sondern ein Gespräch, darum weiß ich jetzt einiges mehr über Scarlet, Violet und die Eltern der beiden. Alles, was irgendwie mit uns und der Schwangerschaft zu tun hat und für die Familie eine Rolle spielt, sollte ich jetzt zumindest grob abschätzen können.

Das bedeutet, ich verstehe jetzt, warum es Violet so wichtig ist, dass ihre Eltern weder von dem Baby erfahren, noch wird sie ihnen von mir erzählen. Dann müsste sie mich ihnen vorstellen, um den Haussegen nicht zu zerstören und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden, dass ich der Referendar ihrer Tochter bin.

Violet will offensichtlich etwas sagen, öffnet den Mund, doch sie schließt ihn auch wieder, steht auf und kommt zu mir. Ich kann ihr ansehen, was sie will, darum öffne ich meine Arme, ziehe sie an mich und sie legt ihr Gesicht an meine Brust. Es fühlt sich wie immer einfach nur schön an, sie bei mir zu haben, sie in meinen Armen zu halten. Es ist ein bisschen so, als würde sie genau da hingehören.

>Ich bin so erleichtert<, sagt sie leise und ich kann tatsächlich beinahe spüren, wie sie sich entspannt. Mir war bis eben nicht bewusst, wie nervös und unsicher auch sie war.

>Du hast doch selbst gesagt, dass es nur ein Gespräch ist und ich nicht durchfallen kann.< Sie schmunzelt, sieht zu mir auf und ich will sie küssen. Ihre Lippen sind meinen ganz nah, obwohl sie eben ein Stück kleiner ist als ich, es ist einfach verlockend. Wir sind allerdings nicht allein, darum bin ich unsicher, ob ich es tatsächlich tun sollte. Vor Renè wäre es nicht in Ordnung, weil er eigentlich nicht viel hiermit zu tun haben will und vor Scarlet wäre es ihr vielleicht unangenehm, darum lasse ich es.

Zu 0,05% schwangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt