17. Kapitel - Violet

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Violet Elaine Craig 

Emil ist eingeschlafen, sein Atem geht ganz ruhig. Wir waren gerade dabei einen Film zu schauen und er hat sich dabei irgendwann an mich gelehnt. Als dann seine gelegentlichen Kommentare aufgehört haben, ist mir aufgefallen, dass er auch ruhiger atmet und wohl schläft.

Jetzt liegt dieser kleine, unheimlich niedliche Kerl neben mir, hat seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt und ich achte mehr auf ihn, als auf den Film. Ich kann meine Augen nicht von ihm nehmen und es ist auch einfach schön, wie warm er ist. Kinder haben irgendwie eine angenehme, herzerwärmende Körperwärme. Auch, wenn das merkwürdig klingt, aber jeder, der schon mal ein schlafendes Kind bei sich hatte, weiß genau, was ich meine.

Eigentlich wollte ich den Fernseher aus machen, aber als ich es vorhin versucht habe, ist er wach geworden und wollte, dass ich ihn weiterlaufen lasse. Darum läuft er noch, dürfte bald zu Ende sein, aber niemand achtet sonderlich darauf.

Wir haben den ganzen Abend über die Dino-Stadt ausgebaut, sehr viel Gelacht und unglaublich viel Spaß gehabt. Er ist ein aufgewecktes, energiegeladenes und einfach nur liebenswertes Kind und ihn Lachen zu sehen, macht mich glücklich.

>Hmmm<, brummt er im Schlaf, wirkt etwas unruhig, darum lege ich eine Hand auf seinen Rücken, streichle ihn sanft. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann ist er wieder ganz entspannt, schläft weiter.

Ich bin wirklich froh, dass er so leicht zu handhaben ist. Meine Mutter hat erzählt, dass ich als Kind sehr anstrengend war und das glaube ich ihr. Sie hat mir auch mal ein paar Videos aus meiner frühen Kindheit gezeigt und ich muss zugeben, dass „anstrengend" noch eine Untertreibung ist.

Jetzt, wo Emil schläft, wandern meine Gedanken immer Mal wieder zu meinem Bauch und dem Embryo darin. Wäre ich mir sicher, dass es genau so wird wie Emil, hätte ich mich schon entschieden, denke ich. Mit so einem Kind ist es viel einfacher, als es mit einem wie mir wäre. Aber das weiß man vorher nicht.

>Vio<, murmelt er leise, reibt sich den Schlaf aus den Augen und ich schmelze. Er sieht so unfassbar süß aus. Im Laufe des Abends hat er irgendwann angefangen, mich nur noch Vio zu nennen und ich mag den Spitznamen. So hat mich noch nie jemand genannt und ich finde es einfach schön, dass er ihn mir gegeben hat.

>Ich bin hier<, versichere ich ihm, dann lächelt er schon zu mir hoch.

>Gehen wir schlafen?< Mit einem nicken stehe ich auf, reiche ihm meine Hand, um ihm von der Couch zu helfen. >Liest du mir auch etwas vor?< Wenn ich ehrlich bin, habe ich sogar gehofft, dass er mich darum bitten würde. Ich liebe es, Kinder in den Schlaf zu lesen und zu beobachten, wie sie friedlich einschlafen.

>Natürlich. Geh schon Mal Zähneputzen, ich komme gleich nach.< Er nickt knapp, dann geht er davon und wieder überrascht er mich damit. Ich habe noch nie auf Kinder aufgepasst, die freiwillig ihre Zähne geputzt haben.

Er hält sich am Geländer fest, geht nach oben und ich schalte im Wohnzimmer alles aus. Bevor auch das Licht aus geht, räume ich aber noch das Lego zwischen der Haustür und der Treppe aus dem Weg, damit Herr Lesharo heute Nacht nicht darüber klettern muss. Auf Legosteine zu treten ist vieles, aber nicht angenehm. Allein bei dem Gedanken läuft mir ein Schauder über den Rücken.

Sobald das erledigt ist und auch das Licht aus, folge ich Emil nach oben, welcher auf einem kleinen Hocker vor dem Waschbecken steht und sich die Zähne putzt. Sein ganzer Mund scheint voller Schaum zu sein und er grinst, als er mich sieht.

>Zu viel<, sagt er, glaube ich, dann putzt er einfach weiter, obwohl ihm der Schaum schon aus dem Mund in das Waschbecken tropft und ich muss lachen. Kinder sind einfach wunderbar.

Zu 0,05% schwangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt