Violet Elaine Craig
Es geht mir etwas besser. Mich auszuweinen hat mir gut getan und in seinen Armen habe ich mich geborgen gefühlt, beschütz und gut aufgehoben. Er hat mir Kraft gegeben und dadurch kann ich das alles jetzt ein bisschen optimistischer sehen.
Noch ist nichts geklärt, es ist immer noch derselbe Stand, aber nachdem ich es jemandem erzählt habe, fühle ich mich leichter. Es ist mehr als komisch, dass ich ausgerechnet mit meinem neuen Referendar geredet habe, den ich gar nicht kenne und es war auch nicht sonderlich viel, aber es hat trotzdem gutgetan. Und ich denke auch nicht, dass das ein Fehler war. Wie er gesagt hat, ist er kein Vertrauenslehrer, aber dennoch vertraue ich ihm. Er hat einfach eine autoritäre und vertrauenserweckende Ausstrahlung finde ich. Und er scheint mich irgendwie zu verstehen. Zumindest habe ich das Gefühl und für den Moment reicht mir das.
>Elly?< Fragend sehe ich zu Tristan auf, welcher mir gegenüber in unserem üblichen Café sitzt. >Alles in Ordnung? Du bist so still.< Tristan war nicht in der Nachhilfe, dafür aber beim Fußballtraining. Von da habe ich ihn abgeholt und wir sind hier her gekommen, damit er mir meine heiße Schokolade ausgeben kann. Nur habe ich fast die ganze Zeit geschwiegen, was wirklich ungewöhnlich ist. Er hat mich auch eine Weile in Ruhe gelassen, damit ich meinen Gedanken nachhängen kann, aber nur zu schweigen bringt mich nicht weiter und ich sollte es nutzen, nicht allein zu sein. Das bin ich heute Abend noch lange genug.
>Ich denke nur nach.< Er nippt an seinem Cappuccino, beobachtet mich nachdenklich. Es ist außergewöhnlich, dass er keinen Espresso trinkt, aber ich denke, das war nur eine Taktik, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Etwas von dem gewohnten Trott abweichen, ohne mich ganz aus dem Konzept zu bringen. Ich muss zugeben, dass es funktioniert. Über diese Sache mit seinem Cappuccino habe ich jetzt schon mindestens fünf Mal nachgedacht und wir sitzen hier noch keine Viertelstunde.
>Soll ich noch Mal mit ihm reden?< Automatisch schüttle ich denk Kopf, denn das will ich auf keinen Fall. Offenbar war Luca schon auf ihn wütend, jetzt ist es nur schlimmer. Er war wegen seiner Hand nicht beim Training, was sehr gut ist. Ich weiß nicht, was passiert, wenn die beiden sich allein begegnen. Und ich möchte auf keinen Fall, dass Tristan sich meinetwegen mit seinem besten Freund anlegt oder was auch immer sie jetzt sind. Er hat schon eine Prügelei wegen mir mitgemacht, das reicht.
>Das führt doch zu nichts. Er hat seinen Standpunkt klar gemacht und wenn er wirklich so von mir denkt, will ich auch nicht, dass er mir mit dem Kind hilft.< Er mustert mich stirnrunzelnd, scheint nachzudenken. Luca ist ein guter Kerl. Er ist liebevoll, kann gut zuhören und war auch immer ehrlich zu mir, soweit ich weiß. Aber ich vertraue ihm nicht mehr. Er muss sehr lange darüber nachgedacht haben, ob zwischen Tristan und mir etwas läuft. Das hat er sich nicht über Nacht in den Kopf gesetzt. Aber anstatt darüber zu reden, hat er mich von sich gestoßen und eine Prügelei mit seinem besten Freund angefangen. So jemanden will ich nicht in meiner Nähe haben und schon gar nicht in der Nähe von meinem Kind. Selbst, wenn er sich entschuldigt und das alles irgendwie gut begründen kann, vertraue ich ihm nicht mehr blind. Er ist jetzt kein vollkommen anderer Mensch, aber er hat uns eine Seite von sich gezeigt, die ich nicht einfach so akzeptieren oder sogar ignorieren kann.
>Du willst es bekommen?< Tief atme ich durch, streiche über den Henkel meiner weißen Tasse. Es wäre schön, wenn ich diese Frage jetzt schon beantworten könnte, aber das kann ich nicht. Noch nicht.
>Ich weiß es nicht. Ehrlichgesagt habe ich mich schon ein bisschen informiert und wie es aussieht habe ich noch ein paar Wochen Zeit, bis ich mich entscheiden muss. Genaugenommen bin ich in der fünften Schwangerschaftswoche und bis zur vierzehnten darf ich es abtreiben. Also rein rechtlich, weil ich ja nicht genau weiß, seit wann ich schwanger bin. So lange will ich eigentlich nicht warten, aber heute entscheide ich das ganz bestimmt noch nicht. Ich kann mir nur nicht vorstellen es abzutreiben.< Er wirkt nachdenklich, nickt aber langsam.
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Zu 0,05% schwanger
RomanceWenn die Vernunft gegen das Herz verliert, wenn wir unseren Herzen folgen, entsteht meist ein Geheimnis, das alles zerstören kann. Verliebt zu sein ist etwas Schönes, schwanger zu sein auch. Beides würde prinzipiell in so ziemlich jedes Leben passe...