Kapitel 30♚

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König Arthur erscheint direkt hinter Jasper an der Wand.
Als ich ihn erblicke, hätte ich beinahe eine Regung in meinem Gesicht gezeigt, doch dann fällt mir auf, das Jasper mich nach wie vor anblickt.
Also wende ich meine Augen wieder ab und betrachte stattdessen das weiße Kästchen.

Jasper's Hand schiebt sich vor und klappt die Schutzklappe von der Alarmanlage zu Seite. Zum Vorschein kommt eine Nummerntafel. Wir müssen einen Code eingeben, um in das Innere des Zimmers zu kommen.
Ich denke nicht, das wir die richtige Zahlenfolge eingeben können, ohne das beim ersten Fehlversuch der Alarm anschlägt.

Und dann fallen mir seine Finger auf. Sie sind lang und gliedrig.
Etwas in mir schweift ab und stellt sich vor, wie sich seine Finger anfühlen würden. An meinem Hals hinab bis an meiner Taille und irgendwann weiter hinunter zu meinen Beinen..

„Alles okay?", ertönt seine Stimme plötzlich und ich schrecke aus meinen Tagträumen auf.
Erst jetzt wird mir klar, wie ich seine Finger anstarre, obwohl er seine Hand schon längst wieder gesunken hat. Mein Blick schweift über seinen Arm hinweg leicht nach oben.
Hauptsache nicht mehr an seinen Fingern.

„Ja", sage ich mühsam atmend und räuspere mich danach. Reiß dich zusammen!
Auch wenn ich seinen Blick auf meiner Haut spüre, gucke ich nicht auf. Diese Augen würden mich verschlingen, ehe vernünftige Worte aus meinem Mund entrinnen können. Wenn ich ihn ansehe, habe ich manchmal das Gefühl, in die Unendlichkeit zu sehen, ohne ein zurück in die Wirklichkeit.

Ich blicke stattdessen den Schatten an.
Er winkt mir als Begrüßung, obwohl ich in schon längst bemerkt habe.
Und ich starre ihn einfach nur wortlos an.
„Da kommen wir nicht ohne den Rubin rein. Ich muss es mir wünschen", sage ich im nächsten Moment.

Dabei ist es nicht Jasper seine Reaktion auf die ich achte, sondern das von dem Schatten.
Und auch wenn er mich das letzte mal deutlich davor gewarnt hat mir etwas zu wünschen, so nickt er langsam und bestätigend.
Und etwas in mir schreit, dass ich ihn vertrauen kann. Das ich ihn vertrauen soll.

„Kaddee", eine Hand berührt federleicht meine Schulter. Ich fahre leicht zusammen und blicke nach oben. Er sieht mich an und lässt seine Hand wieder sinken, so, als wollte er nur, dass ich ihn auch ansehe.

„Ich werde es mir wünschen, nicht du", sagt er.

Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und trete einen kleinen Schritt zurück. In seinem Gesicht kann ich vollkommene Ernsthaftigkeit ablesen und etwas in mir zieht sich zusammen, bei dem Gedanken, wie der Rubin etwas von seiner Energie stiehlt. Etwas von seinem Leben nimmt.

„Du hast dir schon viel zu viel gewunschen", redet er weiter, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt. Dabei trägt seine Erwiderung nichts zur Aufklärung bei. Schließlich bin ich diejenige, die vor dem Rubin geschützt ist. Er weiß es jedoch nicht.

Im Augenwinkel betrachte ich den Schatten. Er regt sich kaum und trotzdem spüre ich, wie er mich ansieht. Gänsehaut durchzieht meinen gesamten Körper, doch die Kälte bleibt, wo sie ist und kommt nicht heraus.
So als würde sie respektieren, dass ich sie heute Abend nicht spüren will. Das ich sie nicht ohne Grund tief in mir vergraben habe.

„Nein. Ich mache das, Jasper."
Meine Stimme klingt bestimmt und ich führe meine Hand automatisch zu dem Rubin an meinem Hals. Die Kette liegt über meinem Pullover und fühlte ich heute morgen schwer an, als ich sie anlegte. Doch an dessen Gewicht konnte ich mich nach wenigen Minuten gewöhnen und ich hab mir den ganzen Tag Mühe zu geben, seine Wärme nicht zu genießen. Weil sie irgendwann weg sein wird.

Kurz bevor meine Hand den Rubin jedoch berühren kann, reagiert Jasper und umschließt mein Handgelenk noch in der Luft.
Er hindert mich daran, ihn zu berühren.
Seine Finger fühlen sich fest und unnachgiebig an. Sie umschließen mein Handgelenk gänzlich und mir wird sofort klar, dass ich nicht gegen seine körperliche Stärke ankommen kann.

Wolfsmond - Geheimnis der Legende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt