Wolfsmond - Geheimnis der Legende

Kapitel 51♚

Extra nur für dich Schwalbenpfote 😊

Etwas in mir weigert sich strickt daran zu denken, das diese Menschen Tod sein könnten.
Jedoch ist dies der erste meiner Gedanken, als mein Blick über die vielen leblosen Menschenkörper fällt.
Mit unsicheren Schritten trete ich nach vorne und an Jasper seiner großen dunklen Gestalt vorbei, die regungslos dieses Desaster betrachtet.
Fast schon selbstständig bewegen sich meine Arme und Beine auf die Frau zu, die mir am nähersten liegt.
Ihr breit gefächertes Kleid scheint mir in einem seidigen dunkelgrün entgegen und ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich mir vorstelle, wie sie eben noch fröhlich feiernd auf der Tanzfläche stand.
Vielleicht hat sie gerade mit jemanden geflirtet. Oder ihr Partner liegt hier in diesem Raum irgendwo.

Meine hohen Schuhe klacken hell auf und sind somit das einzige Geräusch, dass diese tiefe Stille durchbricht.
Ich raffe meinen langen Rock nach oben und gehe in die Hocke, um mit aufgeregten Händen ihren Puls am Hals zu suchen.
Es dauert ein paar wenige Augenblicke des gespannten Schweigens, ehe ich erleichtert ausatmen kann.
Das ist für die anderen Antwort genug und ich merke, wie sie sich sichtlich entspannen. Auch die Enge in meiner Brust löst sich etwas.
Trotzdem spreche ich es aus.
„Sie ist bewusstlos."

Nun, da ich näher am Geschehen bin, erkenne ich, dass sich die Brustkörbe der anderen Bewusstlosen ebenfalls gleichmäßig bewegen.
„Habt ihr etwas vom Buffet gegessen oder getrunken?", ertönt eine dunkle Stimme plötzlich neben mir.
Unwillkürlich läuft ein Schauder über meinen Rücken als ich merke, wie er zu mir getreten ist und mir von links seine Hand hinhält.
Sie schwebt einen Atemzug lang über meinem Gesicht, doch dann überwinde ich mich und lege meine eiskalte Hand in seine wohlig warme, wohl wissend, dass er es spüren wird. Und dieses Mal reiße ich mich zusammen, um sie nicht wieder verstecken zu wollen.

Er tut so, als würde ihm die Kälte nicht auffallen und zieht mich stattdessen sanft auf die Beine.
Sobald ich stehe entziehe ich ihm meine Hand automatisch schnell wieder.
Seine bleibt kurz in der Luft hängen, ehe er sie schließlich mit einem umwerfend schiefen Lächeln hinter seinem Rücken verschränkt. Als würde ihm diese ganze Situation eher belustigen als beleidigen.
Linn beginnt in der Zwischenzeit weitere Gäste auf ihr Lebenszeichen zu kontrollieren.
Doch es sieht gut aus.

„Ich glaube niemand von uns hat etwas von dem Buffet gegessen. Wir waren ja schließlich alle schwer beschäftigt", kommt es von Light mit einem verschmitzten Lächeln. Linn kichert aus dem anderen Eck los und ich schnaube genervt auf, unterdrücke jedoch jedes weitere Wort.
Jasper nickt und ignoriert Light seine letzte Aussage gänzlich.

Seine Selbstbeherrschung muss man haben..

Stattdessen kniet er sich hin und nimmt sich ein Glas, das nur noch ein paar Schlücke Rotwein beinhaltet.
Der Rest ist am Boden verteilt und leuchtet mir unheilvoll rot entgegen.
Jasper führt sie zu seiner Nase und nimmt einen tiefen Atemzug.
Es dauert keine zwei Sekunden und er runzelt verwirrt die Stirn und stellt das Glas wieder zu Boden.
Während er sich langsam wieder aufrichtet wird die Furche zwischen seinen Augenbrauen immer tiefer.
„Das ist hochdosiertes Schlafmittel von-"

„Mir- richtig", dröhnt eine weibliche Stimme dazwischen. Sie hallt in dem großen Saal und lässt mich geschockt den Blick heben.
Es gibt zwei große Flügeltüren. Die hinter meinem Rücken und die, durch die gerade Kira gekommen ist.

Jasper und Light's Mutter steht kerzengerade mit hoch erhobenem Kopf unter dem Türrahmen. Ihr Kleid ist bodenlang und in so einem tiefen dunkelrot, dass es schon beinahe schwarz schimmert. Ihr Haar ist kunstvoll und ohne jeglichen Makel nach oben gesteckt.
Und die berechnenden Augen schweifen über unsere Köpfe hinweg, ohne jemanden zu fixieren.
Ein breites Lächeln ziert ihren rot geschminkten Mund und etwas in mir regt sich, als ich langsam realisiere, das es nicht Aron ist.