Kapitel 49♚

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Ich gucke kein einziges Mal mehr zurück
als wir im Sprint den Gang entlanglaufen. Meine Beine schmerzen mit jedem Schritt mehr, doch die Schwere und Verzweiflung in meinem Herzen ist so viel größer und schlimmer zu ertragen. Doch ich lasse mich tapfer von Jasper weiterziehen.

Wir laufen immer weiter und weiter. Bereits nach kurzer Zeit weiß ich schon nicht mehr, woher wir eigentlich gekommen sind.
Doch mir ist es egal wo hinten und vorne ist.
Mein Hals wird rau bei dem Gedanken, was ich gerade innerhalb weniger Sekunden zugegeben habe. Einfach verraten.
Ein Geheimnis, dass jahrzehntelang bereits besteht; innerhalb weniger Augenblicke zunichte gemacht.
Nicht nur mein Gefühl und meine positive Energie sacken langsam nach untern- sondern auch meine Beine.

Jasper merkt, dass ich langsamer werde und blickt mich aus seinen bodenlosen Augen aus ausdruckslos an.
Er umfasst immernoch mein Handgelenk, obwohl ich ihn auch so gefolgt wäre.
Er hätte mich sonst wo hinbringen können und mir wäre es egal gewesen.
Leise Tränen bilden sich in meine Augen und ich blintzle sie tapfer weg.
Meine Kälte streift entspannt und Trost spendend in meinen Innern. Das Brennen in meinem Hals lässt langsam nach.

„Das war..", fängt seine Stimme an. Japser bleibt stehen und lässt mich los. Unser Atem geht schnell und ungleichmäßig. Seine Augen wandern in meinem Gesicht umher und nehmen jede Regung wahr.
„Furchteinflößend?", antwortete ich auf seine Frage. Unsicher trete ich einen Schritt zurück und realisiere jetzt erst so richtig, was er alles gerade mitbekommen hat. Einfach alles.

Mit glitzernden Augen blickt er auf mich hinab und ich schlucke den dicken Kloß in meinem Hals schwerfällig herunter. Etwas in seinen Augen ist anders. Sie leuchten mich geradezu an.
„Unglaublich. Das wollte ich sagen."

Stille. Er sieht mich.
Blickt mir unerschrocken und total mutig entgegen und etwas in mir bricht endgültig.
Verloren. Mein Herz.
Einfach geklaut, wie ich jetzt erst realisiere.
Ich presse meine Lippen zusammen und schlage meine Augen nieder. Langsam spüre ich meine Wangen feuerrot werden. Die trostlos schweren Gedanken, die ich bis eben noch hatte, sind wie weggeblasen und ich weiß, dass ich genau diesen Moment später mehrere Male in meinem Kopf Revue passieren lasse.
Seine Augen nehmen jetzt nicht nur mein Gesicht in die Mangel sondern wandern meinen Arm hinab, bis hin zu meinen Fingerspitzen.
„Tut es dir weh?", fragt er mit so einer Selbstverständlichkeit, wie wenn er über das Wetter reden würde.

„Nein, es..", fange ich an und stocke kurz um nachzudenken. „Es ist nicht nur die Kälte. Ich spüre manchmal auch die Dunkelheit die daran hängt. Manchmal habe ich das Gefühl, der Tod steht hinter mir und umfasst mein Herz mit seinen kalten Händen. Oft hab ich Angst..",
Was sage ich denn da?

„Rede weiter", ertönt seine tiefe Stimme, als ich unsicher stocke. So als würde er darauf aus sein, das ich es ausspreche. Endlich ausspreche.
Ich schlucke und zwinge mich weiterzumachen.
„Oft habe ich Angst, dass er mich mitnimmt-", meine Augen wandern wieder in sein Gesicht in Erwartung, etwas wie Belustigung zu sehen.
Doch sein Blick ist ernst.
Ich rede weiter.
„Ein kalter Hauch und mein Leben ist dahin. Manchmal habe ich Angst, dass es mich verschlingt und nichts mehr von mir über lässt."
Ein betrübtes Lachen steigt mir auf und ich schüttle den Kopf.
„Ich weiß, das klingt so dämlich und ich hab es auch noch nie laut ausgesprochen. Ich weiß nicht, warum ich das gesa--„

Seine Hand berührt federleicht meine Wange und mir stockt überrascht der Atem.
„Hör auf, du musst dich nicht rechtfertigen. Nicht vor mir."
Sie wandern federleicht über meinen Hals nach unten.
„Was könnte dir dagegen helfen? Wie wäre es mit ein wenig mehr Wärme?", sagt er mit leiser werdende Stimme und räuspert sich.

„I-ich..", jedes weitere Wort bleibt mir im Hals stecken. Als Jasper bemerkt, das meine Wangen feuerrot werden, lässt er seine Hand langsam wieder fallen und tritt einen kleinen Schritt zurück. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht bedrängen."
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und bringe kein einziges Wort mehr heraus.
Sekunden vergehen. Unausgesprochene Worte liegen in der Luft zwischen uns und ich sehe Jasper an, das lauter Gedanken in seinem Kopf umherwandern.
Doch in meinem ist das Chaos schlimmer.

Er räuspert sich.
„Der Mondwolf.. ist dann wohl doch kein Fabelwesen wie gedacht."
Seine stimme klingt regiert und er pressen nickend seine Lippen leicht aufeinander.
„Damit hätte ich wohl am wenigsten gerechnet."

Der prompte Themenwechsel bricht die kälter werdende Wand zwischen uns.
Nervös lache ich auf und greife mir in den Nacken.
„Ach, da hatte ich diese eine Kleinigkeit wohl vergessen zu erwähnen?"














Hi:))
Ich versuche wieder regelmäßig und länger zu schreiben. Ich hoffe euch hat das Kapitel trotzdem gefallen.❤️❤️

Wolfsmond - Geheimnis der Legende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt