Kapitel 20♚

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Mit leisen Schritten betrete ich das Haus und lasse die Türe hinter mir ins Schloss fallen.
Mein Herz klopft aufgeregt in meiner Brust und ich zwinge mich kurz, stehen zu bleiben um tief durch zu atmen.
Ein Blick auf meinen Handy bestätigt mir, dass keine Nachrichten von meiner Schwester eingetroffen ist.

Ich gehe weiter und traue mich kaum das Licht anzumachen. Mit meiner Handy Taschenlampe bahne ich mir den Weg nach vorne. Zu meiner Missgunst ist dieses Haus riesig, doch ich gehe weiter den langen Flur entlang.
Nach ein paar Sekunden entdecke ich die ersten Gemälde an der Wand links von mir. Ich schaue sie mir an und lese die Namen darunter. Bis jetzt konnte ich sie mir nie genauer ansehen.
Viele Namen kommen mir kaum bis garnicht bekannt vor. Doch auf jedem Bild ist nach längerer oder kürzerer Suche der Rubin zu sehen.
Desto weiter ich gehe, desto älter werden die Bilder und zum Schluss komme ich an ein Bild an, das sehr alt und gezeichnet aussieht.

Ich erkenne König Arthur sofort, auch ohne den Namen unter dem Bild lesen zu müssen.
Ich seufze tief und betrachte das Gemälde genau. Auch diesmal erkenne ich den Rubin. Er thront auf seiner Krone. Der Stein ist darin eingelassen und legt meine komplette Aufmerksamkeit auf sich.

Dieser Rubin scheint jedes Mal weiter gegeben worden zu sein. Und jetzt ist er in Besitz dieser Familie.
Und jetzt in meiner.
Kurz komme mir ein Gedanke; ich wette keiner von denen hat je den Stein auf irgendeiner Weise verloren. Außer Aron.

Über diesen Gedanken muss ich beinahe Lachen, auch wenn es mir nicht gefällt, dass in all den Jahrhunderten immer ein Mensch die Macht hatte, sich alles zu wünschen, was er wollte.
Jetzt muss das alles ein Ende haben.
Und ich werde es beenden.

Mein Handy gibt ein Ton von sich, was mich zusammenfahren lässt. Ich öffne meinen Sperrbildschirm und mir springt direkt eine Nachricht von Linn ins Auge;

Ich fürchte, du musst langsam da raus. Sie wollen schon wieder gehen.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und tippe mit schnellen Fingern ein;
Jetzt schon?! Ich brauche noch Zeit. Halte sie für ein paar Minuten länger auf Linn

Ich drücke auf absenden und lasse die Gemälde mit schnellen Schritten hinter mir. Warum wollen sie jetzt schon wieder gehen? Sie sind doch gerade erst angekommen!
Ohne groß zu überlegen gehe ich in die einzige Richtung, die ich in diesem Haus kenne. Mit entschlossen Schritten komme ich an der Türe zum stehen, die ich einst mal aufgebrochen habe.

Fast hätte ich erleichtert aufgeatmet. Die Türklinke ist noch nicht wieder repariert. Mit Schwung stoße ich die Türe auf und betrete den Raum. Den Lichtschalter traue ich mich nicht anzumachen, aus Angst, dass man es von außen sieht.
Mein Lichtstrahl fällt sofort auf die Drachenstatue und auf das Loch, worin der Rubin lag.
Alles so, wie ich es hinterlassen habe.

Erst stehe ich unschlüssig herum und warte, dass der Schatten in meinem Lichtkegel auftaucht. Doch nichts passiert.
„Hey, Schatten", flüstere ich mit unsicherer Stimme. Doch niemand erscheint.
Mit der ablaufenden Zeit im Hinterkopf mache ich das erste, was mir einfällt.

Ich trete hinter seinen Schreibtisch und durchwühle die ersten beiden Schubladen nach irgendwelchen Informationen zum Rubin oder etwas nützlichem.
Doch ich werde nicht fündig.
Auch nicht bei den nächsten beiden.
Ich werde immer unruhige und fange an, mir einzubilden Schritte zu hören.
Doch sobald ich still bin, sind die Geräusche wieder weg.

Ich öffne die letzen beiden Schubladen gleichzeitig und bemerke, dass die Rechte verschlossen ist.
Deswegen widme ich mich erst der Linken. Darin liegt ein Ordner und keine losen Blätter, wie in den anderen Schubladen.
Ich schlage den Ordner auf und gleich die erste Seite lässt mich stocken.

Wolfsmond - Geheimnis der Legende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt