Kapitel 13♚

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Ich strecke meine Hand nach vorne aus.
„Hier bist du", sage ich laut und konzentriere mich auf den einzigen Wärmepunkt in meiner Umgebung. Mich umgibt völlige Dunkelheit.
„Richtig!", höre ich ihre Stimme schreien.

Ich öffne meine Augen und erblicke Linn in gut 20m Entfernung. Ihr breites Lächeln erkenne ich auch von hier.

„Nochmal!", meint Linn.
Mein Bauch kribbelt vor Aufregung. Euphorisch schließe ich meine Augen und sage:
„Es kann los gehen!"

Ich atme tief ein und aus. Pure Kälte umfängt meine Umgebung, die Luft um mich herum ist kalt. Angestrengt lausche ich, doch ich höre nur das Zirpen der Grillen um mich herum.
In meinem Kopf zähle ich bis 30 und dann atme ich abermals tief durch.
Hinter meinen geschlossenen Augenliedern sehe ich nichts als Dunkelheit. Ich horche in mich hinein und zwinge die Kälte sich auszubreiten. Ich schubse sie. Zwinge sie an die äußerste Grenze, die ich habe.
Und plötzlich spüre ich es.

Linn's Körperwärme rechts von mir. Wie ein kleines Flimmern. Erst kaum wahrnehmbar, doch dann immer deutlicher.

Lächelnd zeige ich in ihre Richtung und öffne kurz drauf meine Augen.
Und tatsächlich. Linn steht so weit weg, wie noch nie bei unseren Übungen.
„Das ist so krass!", schreit sie mir zu und läuft her.

„Du wirst immer besser."
Ihre Augen leuchten stolz, was mir ein warmes Gefühl in der Magengegend beschert.
Atemlos lässt sie sich neben mir auf dem Rasen nieder.

„Hast du Light schon geschrieben?", fragt sie ein paar Minuten später, in denen wir versucht haben etwas unmögliches zu begreifen.

Ich seufze. Natürlich hatte ich das. Und er hat kaum ein paar Sekunden später geantwortet.

„Ja. Er will sich schon heute mit mir treffen, da ja Ferien sind."
Ich hab ziemlich schnell festgestellt, das Light sich nicht lange mit schreiben zufrieden gibt.
Kaum hatte ich ihn angeschrieben und schon hatte er mich auf einen Kaffee eingeladen. Doch da ich ja ins Haus will, habe ich gefragt ob wir uns auch bei ihm treffen können. Wogegen er nichts einzuwenden hatte.

„Das ist perfekt. Ich werde dich bei Mum und Dad decken, bevor sie dich da eigenhändig wieder raus schleifen. Wenn du ein Problem hast, schreib mir einfach. Ich bin zu allem bereit", grinst sie.

Und ich glaube ihr aufs Wort.
Ich nicke fest, um mich selbst zu bekräftigen.
Oh man, das kann ja was werden.

Hoffentlich begegne ich Jasper nicht. Das würde alles noch viel komplizierter machen.




Kaum zwei Stunden später stehe ich mit schwitzigen Händen vor der Eingangstür des großen Hauses.
Ich klingle an und kurz drauf öffnet sich die Türe.
Light's Augen strahlen mich an. Ich frage mich, wie er so schnell zur Tür gekommen ist.

Augenblicklich schlägt mir sein angenehmer Duft entgegen. Und ich rieche ihn mit jedem noch so kleinen Atemzug.
Hat er in seinem Parfüm gebadet?

„Hallo", sage ich nach kurzem verzögern, da diese Situation neuartig und auch etwas unangenehm für mich ist.

„Hey."
Light schließt mich in seine Arme zur kurzen Begrüßung. Versteift löse ich mich von ihm.

Und dann passiert genau das was ich befürchtet hatte. Er runzelt verwirrt die Stirn.
„Ganz schön kalt hier draußen, was?"

Wolfsmond - Geheimnis der Legende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt