Wolfsmond - Geheimnis der Legende

Kapitel 28♚

Der Plan ist ziemlich simpel. Wenn auch vollkommen verrückt.

Mit einem genervtem seufzen betrachte ich das Gebäck in meinen Händen. Kaum zu glauben, dass ich diesem Plan wirklich zugestimmt habe!
Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Gesetze gebrochen, wie in den letzten drei Wochen.
Als mein Handy klingelt werde ich aus meinen trüben Gedanken gerissen. Fluchend stelle ich den Korb mit dem Gebäck vor der Haustüre ab.
Aron's Haustüre.

„Hi, Mum", sage ich mit einem höherem Ton in's Telefon, als ich ihren Namen auf meinem Bildschirm sehe und annehme.
Ich zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht, auch wenn sie es durch das Handy nicht sehen kann. Sicher ist sicher.

„Hallo, Schatz! Was machen meine beiden Süßen?", fragt meine Mum in das Telefon. Ihr Ton klingt ausgeglichen und wäre meine Situation nicht gerade so komisch, würde ich mich für sie freuen.

„Ach..", ich blicke hinunter zu dem Gebäck voller Schlafmittel und spitze meine Lippen überlegend.

„Linn und ich wollten gerade essen kochen und dann einen Film zusammen ansehen. Seit ihr schon angekommen?", versuche ich das Thema zu wechseln.

Am andern Ende der Leitung raschelt es und ich höre das Autoradio laufen.
„Ja, in einer Stunde müssten wir ankommen. Ich wollte nur fragen ob alles okay bei euch ist", erklingt ihre Stimme.
Meiner Meinung nach eine Spur zu neugierig. Ich blicke einen der Buchsbäume an und versuche das nervöse zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, als ich schließlich antworte.

„Ja, natürlich. Hör mal, Mum. Ich lege jetzt auf. Genießt den Tag heute. Bis Morgen."
Dabei versuche langsam zu reden und komplette Ruhe zu bewahren. Sie würde sonst merken, dass etwas nicht stimmt.

„Ist gut, bis Morgen."
Nachdem sie aufgelegt hat seufze ich erleichtert auf. Das Timing meiner Eltern gerade an diesem Wochenende zu Bekannten zu fahren ist perfekt. Auch wenn sie es nicht zugeben wollen, wissen Linn und ich ganz genau, dass sie es einfach nicht mehr aushalten andauernd in Menschengestalt zu bleiben.
Mein Dad hat Bekannte in einem kleinen Dorf, nahe eines Waldes.
Dieses Stück Grund ist ein Schutzgebiet, was gerade recht kommt.

Und es erleichtert mich unheimlich sie nicht mehr in meiner Nähe zu wissen. Gerade jetzt, wo alles drunter und drüber läuft. Die Gefahr, in der sich meine Eltern befinden ist unheimlich groß und es tut gut zu wissen, dass sie in der kommenden Vollmondnacht nicht hier in Brooklin sein werden.

Doch diese gute Nachricht kommt natürlich nicht ohne einen Hacken; ohne meine Eltern können wir keine souveräne und einfache Ablenkung schaffen.
Das bleibt jetzt wohl an uns hängen.

Und das gerade ich diesen riskanten Plan starten muss, war natürlich wieder vollkommen klar.
Mit einem tiefen Atemzug nehme ich den Korb wieder zur Hand und klingle an der Haustüre, bevor ich es mir wieder anders überlegen kann.

Sogleich ertönt im Inneren des Hauses ein Klingelton. Ich schlucke.
Nach ein paar viel zu lange Sekunden öffnet Jasper's Mutter die Türe.
„Oh!", überrascht weiten sich ihre Augen, als sie mich erblickt. Es mag für sie bestimmt etwas eigenartig sein, dass ich so spät Abend's noch vorbeikomme. Jedoch gehört das zu unserem ausgetüftelten Plan. Hauptsächlich von meiner kleinen Schwester und Light entworfen.
Sobald sie diese Idee hatten, waren beide Feuer und Flamme. Jasper und ich konnten an diesem Zeitpunkt kaum mehr etwas dagegen sagen.

„Hallo. Meine Mutter hat mich gebeten ihnen selbst gebackenes Gebäck vorbeizubringen, während sie über's Wochenende verreist sind", rattere ich den mir eingebläuten Satz herunter. Ich sehe immer noch Linn ihren eindringlichen Gesichtsausdruck vor mir.

Ich lächle so breit, dass mir meine Wangen anfangen zu schmerzen.
Ihr Gesicht strahlt auf.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen, meine Liebe."
Erfreut klatscht sie in ihre Hände und nimmt mir den Korb ab. Diese Frau ist die Freude pur. Aufgeregt macht mein Herz einen Hüpfer.