Mit einem Lächeln auf meinen Lippen gehe ich durch einen Stück Waldweg, um zu meinem Zuhause zu kommen.Meine Gedanken hängen entzückt an gräuliche Augen und ich kann nicht aufhören an ihn zu denken.
Wie er mich ansah.
Mich sah.
Dabei versuche ich die Umstände vollkommen zu ignorieren. Schließlich ist es nicht gerade sehr angenehm gewesen von einem Fußball am Kopf getroffen zu werden, während der mit Abstand schönste Junge, den ich je gesehen habe, direkt daneben sitzt.Ich ziehe den Hausschlüssel aus meiner Schultasche, doch auf dem weg in das Türschloss halte ich inne.
Gedankenverloren denke ich zurück:Ich weiß noch genau, wie es war, Jasper das aller erste Mal zu sehen.
Es fing ganz unscheinbar an.
Das neue Jahr in der Schule.Viele neue Schüler wurden bei uns aufgenommen, weil im letzten Sommer eines der Schulen in der Stadt schloss und sich all deren Schüler nun in der Umgebung neues suchen mussten.
Und viele kamen auf meine Schule.
Man hörte nur neue Namen und Informationen von den fremden Leuten.Mich hat das alles nicht wirklich interessiert. Ich habe schon mit sehr jungen Jahren lernen müssen, ein großes Geheimnis für mich zu behalten und dieses Ausmaß des Geheimnisses hat mich schon immer anders denken und fühlen lassen.
Ich habe mich nie dazugehörig gefühlt, weil ich als einzige immer wusste, was sich hinter der realen Welt verbirgt.
Und das niemanden sagen zu können, obwohl man jeden Tag in ahnungslos Augen sehen muss, hat mich ausgemacht.Also -um auf den Punkt zu kommen-, stand ich in der Mensa und guckte in die Runde.
Und dann blieb mein Blick an ihm hängen.
Er sprach gerade mit jemandem, aber ich wusste schon nach einer Sekunde nicht mehr, wer es war.Ich weiß nicht, wieso ich ihn einfach anschauen musste.
Es war auch nichts verrücktes was er anhatte.
Kein kribbeln in meinem Bauch.
Keine Zeitlupe.
Keine Musik.
Nichts.Sondern sein Gesicht und einfach die Art, wie er sich bewegte, wie er redete und lachte.
Wie er den Kopf in den Nacken legte, wenn er etwas besonderes lustig fand.
Seine Konzentration lag nur auf die eine Person gegenüber von ihm.
Sein Gesicht strahlte so viel Selbstbewusstsein und Lässigkeit aus und mir hätte es auch gereicht, ihn einfach nur aus der Nähe zu betrachten.Und natürlich weiß niemand von meiner peinlichen Schwärmerei.
Linn auf jeden Fall schon gleich dreimal nicht.Dann mein Dad auch nicht, weil.. naja ‚Schwärmerei von Tochter' und ‚Vater mit heimlich schwarzen Tierfell unter der Haut', passen eindeutig nicht gut zusammen.
Und meine Mum würde es zwar verstehen, aber wie sie schon früher immer zu sagen pflegte: „Nur bei einem Jungen Mann bei dem eure Liebe über alle Geheimnisse geht, wird es erfahren dürfen."
Natürlich hat sie nicht dazu gesagt, dass sie, Papa, Linn und Tante Jess, auch erst ihren Segen geben müssen.
Andernfalls wäre es Nichtig.Kopfschüttelnd schnaufe ich auf.
Erst als ich langsam wieder aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit komme, fällt mein Blick auf meine Hand und den Schlüssel, der nun völlig von kleinen Eiszapfen umhüllt ist.Ein leichter Eisfilm hat sich auf dessen metallische Oberfläche gelegt.
Meine Finger, die den Schlüssel halten, sind bläulich angelaufen und als ich sie dann kurz darauf bewege, knacken meine Knöchel, als wären sie mit eingefroren.
Ich verziehe das Gesicht, wegen diesem Geräusch.Genervt seufzend schüttle ich meine rechte Hand aus, um das Taubheitsgefühl wegzubekommen.
Danach schließe ich die Türe wirklich auf und stampfe gleich danach die Treppen nach oben in mein Zimmer, um mich dort auf mein Bett fallen zu lassen, dass sich knirschend unter mir bemerkbar macht.Ich hatte schon ziemlich früh gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmte.
Natürlich war da die Sache das meine Eltern beide Werwölfe waren- eine davon auch noch eine Legende dessen Geschichte ich mir jedes Jahr im Geschichtsunterricht reinziehen muss- aber ich habe auch etwas anderes in mir gespürt.
Eine eisige Kälte.
Als ich das erste Mal etwas eingefroren habe, war ich nicht älter als dreizehn Jahre alt und damals hatte ich mich innerlich so eiskalt gefühlt, dass mir die Idee kam, meine Hände in heißes Wasser zu legen, weil ich einfach nur Wärme spüren wollte.
Aber dann hatte sich das Wasser innerhalb weniger Sekunden in einen Eisklotz verwandelt.Danach habe ich geschrien und geheult, weil ich so Angst vor meinen Händen und dieser unerbittlich Kälte hatte.
Erst nach Jahrelangen grübeln und analysieren, habe ich gelernt, was das in mir drin ist und was ich damit anstellen kann.
Ganz schlau aus der Sache bin ich bis jetzt nicht wirklich geworden, aber ich weiß immerhin, dass ich diese Kälte in mir entladen kann, auf irgendwelche Gegenstände, wenn es mir zu viel wird. Vielleicht sogar auf Menschen, was ich aber niemals versuchen möchte.Ich weiß nicht, was ich damit alles anstellen kann, aber wenn ich eines weiß, dann, dass ich es garnicht wissen will.
Dieser Abgrund in mir, hat sich im Laufe der Jahre in etwas Mächtigem verwandelt und in frühen Jahren habe ich mir bereits geschworen, dieses Geheimnis für mich zu behalten.
Ich wollte mein Leben nicht noch unnormaler haben, als es zu diesem Zeitpunkt mit Werwolfeltern eben schon war.Nur manchmal lasse ich etwas gefrieren, dass in meinen Händen liegt, weil ich mich so in meinen Gedanken versinken lasse, dass es einfach passiert, ohne das ich etwas merke.
Seufzend höre ich, wie die Haustüre geöffnet wird und mir sogleich ein undefinierbarer Laut entgegen springt, der eindeutig von einem kleinen nervigen Mädchen stammt.
Ich höre, wie jemand die Stufen nach oben hoch poltert und kurz darauf wird meine Zimmertüre aufgerissen und Linn stürmt mit einem Kampfschrei in mein Zimmer, um sich gleich auf mich zu stürzen.
Ich höre im Untergeschoss Tante Jess hoch rufen, das es ist bald essen gibt.Mir bleibt nicht lange Zeit, mich über Jess Anwesenheit zu freuen, denn jemand schlägt mir mit einer Faust in den Bauch und die zweite landet auf meiner Schulter.
Ich schreie wütend auf; „Linn! Beweg deinen Hintern von mir runter."Lachend kreischt sie: „Niemals!" und beginnt mich an Bauch zu kitzeln.
Ihre kleinen Finger fühlen sich warm an und ich genieße einen Moment diese Wärme.Aber dann reicht es mir doch und ich stoße sie mit Leichtigkeit von mir runter, sodass sie neben dem Bett am Boden ladet.
Ich hatte sie gewarnt.
„Au! Kadee du Nuss. Musst du gleich so grob sein?", kommt es beleidigt vom Boden und ich muss mir ein kichern verkneifen.Ich wende meinen Blick nach rechts, ehe ich mich aus meinem Bett aufrichte und Linn dabei beobachte wie sie sich aufrafft und sich die Stirn reibt.
Kurz darauf runzelt sich ihre Stirn und ich beobachte ihre geschwungen Augenbrauen.„Wieso ist es immer so furchtbar kalt in deinem Zimmer?", sagt sie bibbernd und legt ihre Arme um ihren eigenen Körper, als würde sie sich damit aufwärmen können.
„Weiß nicht, was du meinst", entgegne ich schulterzuckend und gehe kurz darauf aus dem Zimmer, um nach unten in die Küche zu gehen.
Als ich meine Arme von hinten um Jess ihren Bauch schwinge und sie an mich drücke, vergesse ich fast schon die eisige Kälte in mir drin.
DU LIEST GERADE
Wolfsmond - Geheimnis der Legende
WerwolfKadee ist kein normales Mädchen und das weiß sie ganz genau. Jedoch will sie es nicht wahrhaben, wie unglaublich schön sie ihrem Gesicht jeden Morgen im Spiegel entgegenblickt. Und wie viele Menschen in ihrer Umgebung geradezu verrückt nach ihr sind...