Kapitel 21♚

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Ich ziehe meine Hand schnell zurück und schiebe stattdessen hektisch alle Schublanden zu. Wiederwillig schleiche ich mich im Dunkeln aus dem Raum und der Schatten folgt meinem Licht.
„Ich weiß nicht, in wiefern du das verstehst, aber in diesem Zeitalter ist Einbruch eine Straftat. Also wäre es höchste Zeit, mich hier sicher raus zu lotsen", flüstere ich den Schatten zu und hoffe inständig, dass er mich dieses Mal nicht in die Arme von Jasper führt.

Es ist um mich herum noch dunkel, doch ich höre die Stimmen unmittelbar in meiner Nähe.
Der Schatten führt mich nach rechts und ich bemerke, dass wir nicht Richtung Ausgang gehen sondern stattdessen nur noch tiefer in den Gängen des Hauses.
Ich traue mich nicht mehr zu sprechen und entscheide mich, den Schatten zu vertrauen.
Auch wenn mir der Gedanke, dass der Schatten Jahrhunderte alt ist und scheinbar seit einer Ewigkeit in dieser Form lebt nicht wirklich behagt.

Schon nach wenigen Metern habe ich komplett die Orientierung verloren.
Ziemlich schnell kommen wir an einer geschlossenen Türe an und der Schatten bleibt stehen. Mit der Hand zeigt er zur Türe.
Bevor ich jedoch nach der Klinke greifen kann, geht das komplette Licht im Flur an.
Erschrocken atme ich auf und schalte schnelle meine Taschenlampe aus.
Wie ein verscheuchtes Reh stehe ich an der Wand gepresst und halte meinen Blick nach vorne gerichtet, während das Adrenalin immer  heftiger durch meine Adern pumpt.

Ich höre zeitgleich Schritte näher kommen.
Sie klingen noch etwas weiter weg, ich kann jedoch ausmachen, dass sie genau in meine Richtung gehen.

Nach weniger als einer Sekunde kommt Aaron um die Ecke gelaufen.

Obwohl er nur den Blick heben müsste, um in meine Richtung zu schauen habe ich Glück und seine Augen sind auf den Boden gerichtet, während er den Flur entlang genau auf mich zugeht.

Einen kleinen Moment bleibe ich einfach nur schockiert stehen, versuche leise zu sein und in der nächsten strecke ich ohne zu überlegen meine Hand aus und lasse einen kreisrunden Fleck am Boden genau vor Aron einfrieren.

Mit einem erschrockenem Keuchen rutscht dieser auch schon darauf aus und landet direkt auf sein Hinterteil.
Diesen Moment nutze ich, um so leise und schnell es geht die Türklinke herunter zu drücken und ins innere des Zimmers zu schlüpfen.
Dabei schließe ich die Türe im gleichen Zug, ohne ein Geräusch zu verursachen.

Im Raum umgibt mich sofort Dunkelheit und Stille. Mit meinem Rücken an der Türe gelehnt atme ich einmal tief durch.
Beinahe ist es schief gelaufen.
Meine Beine zittern vor Angst.
Die Schritte hinter mir werden immer leiser und meine Schultern sacken vor Erleichterung immer mehr in sich zusammen.

Ich lasse mir keine Zeit, mich weiter zu beruhigen und schalte stattdessen meine Taschenlampe wieder an. In meinem Lichtkegel erscheint sofort der Schatten.

Er zeigt mir einen Daumen nach oben und ich muss unwillkürlich Lächeln, auch wenn es in diesem Moment eigentlich nichts positives gibt.

„Danke, dass du-„
Ich stoppe augenblicklich, als ich die Inneneinrichtung des Zimmers wahrnehme. Auch wenn ich nur einmal ziemlich kurz hier drinnen stand, weiß ich dennoch ganz genau in welchen Raum mich der Schatten geschickt hat.

Erschrocken mache ich einen Satz nach vorne und lasse mein Licht durch das gesamte Zimmer wandern, in der Hoffnung, dass ich mich vielleicht irre.
Doch nein.

Es ist genau das, wonach es aussieht.

Das hier ist das Zimmer von Jasper! Ist das dein ernst? Hier bin ich in keiner weise auch nur ansatzweise sicher! Was hast du dir nur da-„

Wolfsmond - Geheimnis der Legende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt