Kapitel 27♚

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„Wir sollten darüber reden, wie wir den Rubin zerstören. Jasper und ich hatten kaum Möglichkeiten den Rubin zu nehmen oder gar in Aron's Büro zu kommen. Sobald jemand von der Familie daheim war, hat er kaum das Büro verlassen, aus Angst, dass jemand von uns in die Nähe des Rubins kommt."
Light seine Stimme klingt empört und ich höre diesen gewissen Unterton. Er ist verletzt.
Auch wenn er es womöglich nicht zugeben würde, denke ich, dass es bestimmt sehr schwer ist seinen Vater zu verlieren. Vor allem aus diesen Umständen heraus.

Ich lege meine Hände unter meinen Beinen, um sie etwas zu wärmen. Sie fühlen sich langsam an wie Eisklötze.
Also eigentlich bin ich ziemlich leicht an den Rubin gekommen, denke ich mir. Aber ich verkneife mir den Kommentar. Das wäre zu gemein, denke ich.
Und streng genommen war es der Schatten, der das von mir wollte.

„Was hat sich Aron denn eigentlich so gewünscht?", kommt mir die Frage über die Lippen, bevor ich genauer darüber nachdenken kann.

Jasper und Light werfen sich einen kurzen Blick zu. Ein paar verräterisch lange Sekunden sagt niemand von beiden etwas.

Linn lehnt sich nun gespannt nach vorne.
Ich kann es förmlich sehen, wie sich ihre Ohren spitzen. Und nicht nur ihre.
„Naja..", erwidert Jasper zögerlich. Er lehnt seine Ellenbogen auf seine Knie und greift sich in den Nacken. Ich habe noch nie so eine beiläufige Geste gesehen, die gleichzeitig so sexy ist.

„Erst harmlose Wünsche, um ihn auszuprobieren und dann wurde ihm vom Rubin so viel genommen, dass er begonnen hat, in anderen Dimensionen zu denken. Als du den Rubin genommen hast, Kaddee, war er kurz davor.. ab hier wird unsere Lage etwas.."

„Lächerlich? Größenwahnsinnig? Verrückt?", beendet Light seinen Satz.
Ich hebe meine Augenbrauen.
Ich bin mir sicher, dass Linn und ich uns gerade ziemlich ähnlich sehen. Keiner von uns beiden traut sich etwas zu sagen, bevor die beiden Jungs wieder mit der ganzen Wahrheit zurückziehen.

Geduldig warten wir. Und mein Herz pocht mir bis zum Hals.
Ich höre, wie Jasper ausatmet und mir danach einen Blick zuwirft. „Der Rubin erfüllt Wünsche, wie ihr wisst. Er kann jedoch nichts herzaubern, was es nicht in Wirklichkeit gibt. Beispielsweise du wünscht dir ein Glas Wasser, dann wird genau das von einem anderen Ort geholt und dir hergezaubert. Wenn man sich Geld wünscht, wird das von jemand anderem genommen."

Light nickt bestätigend.
„Oh", ertönt Linn neben mir.
Der Blickkontakt, den ich während des Gesprächs mit Jasper gehalten habe wird beendet, als ich meine Augen senke.
Man kann sich also nur etwas wünschen, dass existiert.

„Was hat das mit meiner Frage zutun?", frage ich weiter und schaue zwischen Jasper und Light hin und her, die mir plötzlich beide nicht mehr in die Augen schauen wollen.

„Jetzt raus mit der Sprache", fährt Linn die beiden an, als eine gewisse Zeit lang niemand etwas sagt.

„Okay, okay", antwortet Light und hebt abwehrend seine Hände. Ich sehe, wie er sich einen Moment sammelt. Vielleicht um die richtigen Worte zu finden.
„Aron will.. naja.. sich mit dem Rubin die komplette Magie und Kraft des Mondwolfes stehlen."

Was?!
Mir bleibt meine eigene Spucke im Hals stecken und ich beginne ein paar mal laut zu husten.
Linn ihr Gesicht wird innerhalb weniger Sekunden Kalkweiß. Und ich bin mir sicher, dass ich nicht gerade besser aussehe.
Als ich mich beruhigt habe kann ich kaum einen klaren Gedanken fassen.
Aron will was?
Ich muss mich verhört haben!

„Ich weiß, dass klingt vollkommen verrückt. Der Mondwolf ist nur ein Fabelwesen. Er jagt etwas hinterher, das ihn nur ins Grab bringen wird", redet Light unbeirrt weiter und betrachtet unsere Gesichter.

Wenn er nur ansatzweise wüsste, was in unseren Köpfen vorgeht.
Ich blicke zu Linn und ihr Gesichtsausdruck ist purer Unglauben.
Jasper kneift sich in den Nasenrücken. Mein Blut pumpt mir so laut in den Ohren, dass ich Schwierigkeiten habe meinen Blick zu fokussieren.
Ich schlucke ein paar Mal und schaue schließlich aus dem Fenster.

„Das.. das ist tatsächlich sehr verrückt", kommt es aus Jess ihrem Mund. Ihre Stimme klingt so belegt, dass ich Angst habe sie könnten etwas merken, aber keiner der Jungs achtet darauf.

Es scheint ihnen beide sogar etwas peinlich zu sein. „Ja", erklingt meine eigene Stimme. Fast fremd in meinen Ohren, so hohl klingt sie.

Himmel, zum Glück habe ich vorher noch den Rubin gestohlen! Was wäre nur passiert, wenn ich es nicht getan hätte?
Innerlich danke ich dem Schatten und würde ihn am liebsten abknutschen, für das, was er verhindert hat.

In den nächsten Sekunden der betretenden Stille denke ich über die verschlossene Schublade nach. Der Schatten hatte mir angedeutet, dass sich darin etwas befinden könnte, dass uns mehr Klarheit über die Zerstörung des Rubins gibt.

„Gestern habe ich in Aron's Büro eine verschlossene Schublade entdeckt", sage ich gerade hinaus und werfe somit einen kleinen Hoffnungsschimmer in die Runde.

Wir vier haben unterschiedliche Gründe warum der Rubin zerstört werden sollte, doch das Ergebnis bleibt gleich. Das sollte ausreichend sein, ihnen ein wenig zu vertrauen.

Ich hebe meinen Blick und ertappe mich dabei, wie ich zuerst Jasper ansehe. Er beobachtet mich wie etwas, dass er versucht zu ergründen. Mit größer gewordenen Augen.
Die mich wieder anklimpern.
Sein Bruder sieht nicht gerade anders aus, denn er springt fassungslos auf die Beine.
Linn und ich zucken erschrocken zusammen.

„Du bist nicht einmal sondern gleich zweimal in sein Büro eingebrochen?"
Light seine Augen fokussieren mich ungläubig. Und ich zucke als Antwort mit den Schultern. Was soll ich denn auch sagen?
Die Wahrheit sicherlich nicht.

Im Augenwinkel nehme ich doch tatsächlich wahr, dass meine Schwester stolz ihr Kinn nach oben reckt. Unglaublich.

„Dann tust du es nocheinmal", sagt Jasper und drückt den aufgebrachten Light wieder zurück in seinen Sessel.

„Bitte?", frage ich, als ich meine Stimme wieder gefunden habe. Gleichzeitig antwortet Linn; „liebend gerne! Ihr beschäftigt Aron und wir gehen ins Büro wegen der Schublade."

Sie klatscht nun voller Tatendrang in die Hände und lächelt glücklich in die Runde.
Ich taxiere sie mit einem Blick aus zusammengezogenen Brauen.

Jasper hebt seine Augenbrauen und Light schüttelt bestimmt den Kopf.
„Und was hält euch davon ab, mit dem Inhalt dieser Schublade das zutun was ihr wollt, wenn nicht Jasper oder ich dabei sind?"

„Nichts?", antwortet Linn mit einem vorsichtigem Lächeln.
Oh man..

Selbsterklärend hebt Light seine Hände.
Ich seufze auf. Wenn das hier noch länger dauert verwandle ich mich noch komplett in einen Eisklotz. Ich blicke zu Linn und sehe sie grübeln. Zu recht, denn meine Kälte und die Hilfe des Schattens gibt mir klar den Vorteil in das kostbare Büro einzubrechen.
Jetzt ist da nur noch die Frage wer mit mir-

„Gut. Dann sind Light und ich ein Team und Kaddee und Jasper", sagt Linn.

Ich bin mir sicher, dass man mir ansieht wie mein Herz in die Hose rutscht.

Ja, Light wäre weitaus neugieriger und nervtötender aber Jasper bringt mich doch um den Verstand!
Doch bevor ich widersprechen kann, gibt Light breitwillig seine Zustimmung.
Was vollkommen klar ist, so wie er meine Schwester andauernd anschaut.

Ich zwinge mich zu Jasper zu gucken. Als sich unsere Blicke treffen zuckt er mit den Schultern. „Geht klar."

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