Jasper neben mir flucht. Automatisch trete ich einen Schritt zurück. Er greift mit straffen und starken Schultern in die Schublade und holt das Buch heraus, dass nach wie vor Magieschübe von sich gibt.Als es in meinem Blickfeld auftaucht, hätte ich beinahe über diese Gewöhnlichkeit gelacht. Der Umschlag ist braun und einfach gehalten.
Ohne jede Verzierung.
Das Buch selber ist jedoch groß und dick.
Es sieht schwer in seiner Hand aus.Meine Finger zucken leicht, wenn ich daran denke, es in meinen Händen halten zu müssen. Diese uralte Stimme in meinem Kopf zu hören, die damit einher geht.
Eine Sehne von Jasper's Arm ist zu sehen und seine Knöchel treten weiß hervor, so fest umschließt er das Buch.Stechende Kopfschmerzen durchschießen mich plötzlich. „Was-„
Und dann halte inne. Lausche, als ich etwas anderes wahrnehme.
„Hörst du das?", frage ich nun und für einen kurzen Moment werden meine Schmerzen erträglicher, durch die Ablenkung. Ich lehne mich etwa nach vorne und kneife meine Augenlieder zusammen, als würde es mir helfen besser zu hören.Jasper, der nach wie vor das Buch in den Händen hält und dessen Umschlag betrachtet, wendet seinen Kopf in meine Richtung und mustert mein Gesicht wortlos.
„Was ist los?", fragt er und kommt näher in meine Richtung. In seinem Gesicht kann ich kaum etwas ablesen, so verschlossen erscheint es.
Noch schwieriger ist es, dass grelle surren in meinem Kopf zu ertragen, ohne den Verstand zu verlieren.Ich lasse meine Kälte hinaus und senke meine Mauern nur ein kleines Stück weit. Dabei zwinge ich sie, sich auszubreiten und versuche sie um Jasper seinen Körper herumzulenken.
Sie schleicht sich sogleich hervor und kontrolliert folgt sie meinen Befehlen. Vor Erleichterung hätte ich fast laut ausgeatmet.
Immer weiter zwinge ich sie hinaus.
Durch Wände hindurch.
Immer weiter.Und dann spüre ich es; zwei Wärmepunkte.
Zwei Personen, die geradewegs in unsere Richtung gehen. Und das mit schnellen Schritten.„Da kommt wer", presse ich über die Wogen der Magie hinweg durch meine Zähne. Selbst Jasper verengt seine Augen kaum merklich und krümmt seine Finger der freien Hand. Weil die Magie ihn selbst zu schaffen macht.
Ich frage mich, ob das Buch mit ihm redet.
Doch um darüber nachzudenken, bleibt mir keine Zeit.Denn ehe wir beide reagieren können, erscheinen zwei Gestalten am Türrahmen.
Ich weiß nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, als Light und Linn mit weit aufgerissenen Augen an der Türe erscheinen.
Wir wenden uns ihnen zu.
Auch wenn ich mich irgendwie ertappt fühle- keine Ahnung warum.„Seit wann ist da eine Alarmanlage?", ertönt Light seine Stimme und gleichzeitig fragt meine kleine Schwester; „Was zur Hölle ist denn das?"
Sie deutet mit ihren Händen auf das Buch und verzieht gequält das Gesicht, als auch sie etwas wahrnimmt, dass ihre Sinne quält und anspannt. Light schenkt uns nun auch seine Aufmerksamkeit und blickt verwirrt das Buch an.
Vielleicht weil es ihm so harmlos erscheint.Doch Jasper reagiert nicht auf die Aussagen der beiden, stattdessen sehe ich seinen Kiefer mahlen. Wenn er mich mit so einem Blick ansehen würde, würde ich mich wahrscheinlich unsichtbar machen wollen.
„Solltet ihr nicht Wache halten?", fragt er gefährlich ruhig und ohne jedes Glitzern in den Augen.Light dagegen lässt sich nicht beirren und betritt den Raum nun mit zwei großen Schritten.
Linn kommt ebenfalls in das Büro und ihre Augen gleiten über Aron seine Unordnung hinweg.
„Die schlafen doch eh tief und fest und außerdem kann man es überall im Haus spüren. Was auch immer es ist. Wir waren zu neugierig, um weiter zu warten."
Light zuckt mit den Schultern.„Es ist Magie", sage ich zur Erklärung und die Augen meiner Schwester heften sich auf mein Gesicht. Mit einem leichten Kopfnicken deute ich auf das Buch. In ihren Augen sehe ich eine stille Frage und ich würde ihr am liebsten Antworten.
Ganz egal, was sie mich jetzt fragen wollen würde.
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Wolfsmond - Geheimnis der Legende
WerewolfKadee ist kein normales Mädchen und das weiß sie ganz genau. Jedoch will sie es nicht wahrhaben, wie unglaublich schön sie ihrem Gesicht jeden Morgen im Spiegel entgegenblickt. Und wie viele Menschen in ihrer Umgebung geradezu verrückt nach ihr sind...