Kapitel 4♚

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Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnen möchte, fühlen sich meine Lieder schwer und eiskalt an.
Ich fühle meinen ganzen Körper, wie er schwer auf der Matratze liegt.
Ein paar Sekunden bleibe ich liegen und versuche zu begreifen, wieso sich meine Lieder so schwer heben lassen.

Verwirrt hebe ich meine Hand und führe sie zu meinen Wimpern und als ich unter meinen Fingerkuppen keine weichen Wimpern spüre, sondern etwas kaltes und hartes, reiße ich meine Augen erschrocken auf und schieße hellwach in die Höhe.

Etwas knackt unter mir.

Schnell öffne ich meine Augen vollends und zucke zusammen, als ich meine vereiste Bettdecke über mir liegen sehe.
Langsam bewege ich mich aus meiner steifen Bettdecke und gehe mit kleinen Schritten zum Spiegel an meinen Kleiderschrank.
Unter meinen nackten Fußsohlen knirscht es verräterisch laut und ich ziehe meine Augenbrauen zusammen.

„Bitte sag, dass das nicht wahr ist..", murmle ich entgeistert vor mich hin, als der Spiegel voller Frost ist und ich nicht einmal mein Spiegelbild erkennen kann.
Mein ausgestoßener Atem tanzt vor meiner Nase in der Luft und scheint mich auslachen zu wollen.
Zitternd drehe ich die Heizung auf die höchste Stufe und versuche danach den Spiegel frei zu kratzen.
Und als ich mich endlich darin erkenne kann, keuche ich auf.

Und es ist nicht meine blau schimmernde kalte Haut und mein vereistes steifes Haar.
Sondern der Ausdruck in meinen Augen, die mir mit schneebeflockten Wimpern entgegen blicken.

Meine sonst so normal blauen Augen, leuchten mir nun hell entgegen.
Als hätte jemand hinter ihnen ein Licht angeknipst.

Ich spüre die Kälte deutlicher in mir als sonst.
Spüre sie bis in meine Fingerspitzen und bis hin zu jedem Gegenstand, der in meiner Umgebung gefroren ist.

Tief in meinem Inneren fühlt sie sich so präsent an, dass man glauben könnte, der Tod steht hinter mir und legt seine eiskalten Hände um mein Herz.

Schweigend gehe ich auf mein Bett zu und setze mich darauf.
Unter mir knistert es, als das Eis nachgibt und ich schließe meine Augen und rede mir Minuten lang ein, dass ich mir das alles nur einbilde.

Doch als ich meine Augen öffne, sieht das Zimmer genauso aus wie vorher.




Mit steifen Schritten gehe ich zum Eingang meiner Schule.
Ich spüre ein paar Blicke der Mitschüler um mich herum, wie jeden Tag, aber ich lasse meine Augenlider niedergeschlagen, damit mir ja niemand in die Augen gucken kann.

Heute, nach dem schrecklichen Erwachen, habe ich es tatsächlich geschafft meine Haut wieder auf normale Temperatur zu bekommen, und dabei rechtzeitig fertig für die Schule zu sein.
Meine Haut hat wieder normale Farbe bekommen, nachdem ich in einer heißen Wanne einige Minuten ein paar mal unter getaucht war und als ich mein Zimmer verließ, habe ich mein Fenster weit aufgerissen, in der Hoffnung, das die Mittagssonne mein Zimmer wieder auf normale Temperatur bringt. Oder zumindest etwas auftaut.
Danach hatte ich mein Zimmer abgeschlossen und den Schlüssel sicher in meiner Tasche verstaut, damit niemand den Raum betreten kann.

Doch meine Augen sind so geblieben.
Sie fallen nicht sehr auf, wenn man jedoch genauer hinsieht und vor allem im Dunkeln, sind sie kaum zu übersehen.

Und genau das kommt dabei raus, wenn die letzten verbliebenen Werwölfe ein Kind bekommen: ein Mysterium.
Meine Eltern sind Geschöpfe voller Magie, die sich niemand erklären kann.
Magie, die sich in ihnen fest manifestiert hat und mir eigentlich erst gehört, wenn sie sterben. Was ist also in mir? Was bin ich?

Wolfsmond - Geheimnis der Legende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt