Die ganzen Gemälde im Flur rauschen an mir vorbei, als ich mit schnellen Schritten daran vorbei gehe.
Im Augenwinkel nehme ich den Schatten wahr, der mir in jedem gegangenen Schritt folgt.Als ich die besagte Türe entdecke, reiße ich sie auf und schmeiße sie hinter mir ins Schloss. Danach lehne ich mich erleichtert dagegen und schließe die Augen.
Es ist so weit. Ich werde verrückt.
Ich fasse an meine Stirn, um meine Körpertemperatur zu fühlen.Nein alles okay. Kalt wie immer, denke ich erleichtert.
Dann öffne ich die Augen.
Und hätte beinahe aufgeschrien.Genau vor mir an der Wand ist der Schatten. Und obwohl er komplett dunkel ist und ich kein Gesicht darin erkennen kann, fühle ich, dass es oder er mich anblickt.
Ich mustere ihn ungläubig.
Er ist groß und hat breite Schulten. Seine Arme hängen seitlich an seinem Körper und ich erkenne verwuscheltes Haar. Alles an dem Schatten sieht nach einer männlichen Statur aus.
Und er scheint auf etwas zu warten, denn sein Fuß klopft auf und ab, ohne ein Geräusch zu erzeugen.„Ehm.. hey", sage ich leise und starre ihn unverwandt an. Ich zucke zusammen, als er mir zur Begrüßung zuwinkt.
„Wie heißt du?", frage ich langsam weiter, als von ihm kein Ton kommt.
Ich begreife nicht, was ich tun soll, geschweige denn, was ich hier tue.Ich rede mit einem Schatten, ohne dessen Mensch, der ihn wirft.
Einen Schatten an der Wand.Und dieser schüttelt gerade deutlich den Kopf.
„Du kannst nicht reden, stimmt's?" schlussfolgere ich nach einigen Sekunden der Stille.
Der Schatten nickt.
Okay, dass kann ja heiter werden.
Ein Schatten der nicht reden kann.„Okay, na dann. Wieso-„
Ich stoppe.
Er kann ja nicht antworten.
Ich versuche die Frage in meinem Kopf anders zu formulieren und stelle die erstbeste die mir einfällt.
„Brauchst du etwas von mir?", frage ich mit hochgezogenen Schultern. Schließlich bin ich nicht von gestern und weiß von all den Filmen im Fernsehen, dass Geister einen nur heimsuchen, wenn sie etwas von einem wollen.
Auch wenn dieser Geist alles andere als furchteinflößend aussieht.Der Schatten zögert keinen Moment und nickt wieder eifrig.
Dann dreht er sich seitlich hin und hält den gestreckten Zeigefinger vor seine Lippen.
Er signalisiert mir damit, leise zu sein, begreife ich.
Ich öffne den Mund, um den Schatten zu fragen, was er meint, doch kurz darauf wird die Türe hinter mir aufgerissen.Erschrocken drehe ich mich um und erblicke meine Mutter, wie sie mit besorgen Gesichtsausdruck ins Zimmer blickt.
Woher wusste der Schatten, das sie kommen würde?
„Alles gut, Schatz?", fragt sie.
Ich blicke nach hinten, doch der Schatten ist verschwunden.„Ja, alles gut Mum", bringe ich hervor und schäme mich gleichzeitig dafür, das ich lügen musste. Mein Herz scheint mir aus der Brust hüpfen zu wollen, so sehr hämmert es gegen meinen Brustkorb.
Schweigend und in Gedanken versunken folge ich meiner Mum zurück zum Esstisch.Der restliche Abend vergeht ohne irgendwelche Zwischenfälle.
Mein Blick gleitet des öfteren zur Wand, doch ich sehe den Schatten kein einziges Mal wieder.
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Wolfsmond - Geheimnis der Legende
WerewolfKadee ist kein normales Mädchen und das weiß sie ganz genau. Jedoch will sie es nicht wahrhaben, wie unglaublich schön sie ihrem Gesicht jeden Morgen im Spiegel entgegenblickt. Und wie viele Menschen in ihrer Umgebung geradezu verrückt nach ihr sind...