„Geht es schon wieder?"
Stöhnend zupfte ich erneut ein Tuch aus dem Spender und hielt es unter das kalte Wasser. Oberhalb meiner rechten Augenbraue hatte sich bereits jetzt schon eine rote Wulst gebildet, welche sicherlich zu einem hübschen blauen Fleck werden würde.
Stöhnend presste ich das Tuch auf die schmerzende Stelle und überlegte kurz Tristan um etwas Eis zu bitten. Vermutlich würde das hier einem weiteren Fettnäpfchen entsprechen, aber meine Stirn wummerte so sehr, dass ich das gerne in Kauf genommen hätte. Außerdem: wem wollte ich hier noch etwas vormachen?
„Was standen Sie denn auch so vor der Tür?"
Bitte was?
Tut mir ja wirklich sehr leid, dass ich vor der verfluchten Tür gestanden habe. Meine Schuld, beim nächsten mal passe ich besser auf und steige über die Lüftungsschächte ein.Veronika hatte sich mit verschränkten Armen an den Türpfosten gelehnt und wirkte so gar nicht reuevoll. Ihre Lippen presste sie zur schmalen Linie und in ihrer Stimme hatte bereits wieder diesen herablassenden Tonfall angenommen. Aber ihre abweisende Art versteckte nicht ganz ihren derangierten Zustand.
Leicht rot unterlaufene Augen, belegte Stimme und leicht verwischte Smokeyeyes.
„Ja wie dumm von mir."
Ich warf das Tuch schwungvoll in den Papierkorb und drehte das Wasser ab. Es hatte definitiv keinen Sinn dieser Frau zu erklären, dass ich in diesem Fall definitiv nicht die Schuldige war. Und für sowas mangelte es mir gerade ohnehin an Geduld.
„Was finden die Jungs nur an dir?"
Was? Ich wandte mich um und schaue sie an. Hatte ich mich verhört?
„Ich meine, was ist an jemanden wie dir so reizvoll?"
Ich wollte was Sarkastisches erwidern, doch ein Instinkt hielt mich davon ab. Oder es war der verletzte Ausdruck auf Veronikas Gesicht, welcher mich innehalten ließ. Stattdessen sagte ich das erst Beste, was mir in den Sinn kam.
„Ich glaube nicht, dass das so ist."
„Ach hören Sie doch auf! Ich sehe doch wie sie die Aufmerksamkeit Ihrer Mitschüler auf sich lenken. Ich verstehe nur nicht warum."
Ihre Worte waren giftig und trotzdem meinte ich eine tiefe Verletztheit aus ihnen rauszuhören. Ich betrachtete die schmerzende Stelle im großen und warm erleuchteten Spiegel über dem Waschbecken.
Jup, das würde eine ordentliche Schwellung werden.
„Henry zum Beispiel..."
Ich sah sie geschockt im Spiegel an. Meine Augen hatten sich vor Schreck geweitet. Sie wusste doch nicht etwa Bescheid, oder? Mein Atem wurde augenblicklich schneller und meine Wangen röteten sich. Panisch ging ich das mögliche Arsenal an unglaubwürdigen Ausreden durch, doch nichts schien mir passend um die Situation zu entschärfen.
Verdammte Scheiße, woher wusste sie das?
„Was habe ich nur nicht, was jemand wie er haben will?"
Wie wäre es mit Nettigkeit, Charm und ein wenig Humor? Zumindest ein klein wenig!
Ihre Augen wurden ein wenig glasiger und sie begann ebenfalls Tücher aus dem vergoldeten Spender zu zupfen und sich vorsichtig über die geschminkten Lider zu tupfen.
„Ich meine, ich bin in seinem Alter und ich stehe im Leben."
Sie knüllte das Tuch zusammen und kniff die Augen zusammen. Für mich war noch immer unklar von was genau sie sprach, weshalb ich es für das beste hielt, einfach nichts zu sagen. Doch die schiere Panik in mir, welche mich ergriffen hatte, bei dem Gedanken sie könnte mir und Henry auf die Sprünge gekommen sein, wurde langsam zu einer dunklen Vorahnung.
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Aurora
RomanceVorsicht: Dieses Buch beinhaltet detailliert beschriebene sexuelle Handlungen und thematisiert u.a. BDSM. •♡•◇•♤•♧• Aurora. Es ist das einzige, was sie von sich preisgibt. Doch die Lüge, welche hinter diesem Namen steht, reicht meist für die junge...