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Ein ruhiges und tiefes Atmen riss mich langsam aber sicher aus meinem ohnehin schon unruhigen Schlaf. Ich war es wirklich nicht gewohnt, mir das Bett teilen zu müssen und mein vegetatives Nervensystem schien aufmerksam darauf zu warten, schlagartig die Flucht ergreifen zu müssen!

Blöder Sympathikus!
Aber bei dem Mann neben mir auch kein Wunder!

Genüsslich streckte ich mich aus und schloss nochmal kurz die Augen. Nur noch für einen kurzen Augenblick! Mein gesamter Körper fühlte sich warm und verspannt an und als ich mich in den Laken rumwälzte und einen Blick auf den Wecker auf seinem Nachttisch war, stockte mir kurz der Atem.

9.45... fuck, wie konnte ich nur so verschlafen haben?

Stöhnend griff ich nach meinem Handy auf dem Nachttisch und entsperrte es. Und sobald ich die Mobilen Daten einschaltete, flogen sofort einige Nachrichten rein. Schnell überflog ich die neusten Meldungen auf meinem Display und scrollte ich durch mein Nachrichtenfach. Ich musste kurz schwer schlucken, als ich Mikas Chat öffnete.

8.05: Verdammt Alex, wo steckst du?
8.05: Ich warte vor dem Parkplatz auf dich...
8.06: Erde an Alex?
8.06: ???

Verdammt, ich hatte ganz vergessen Mika Bescheid zu sagen, dass ich heute wohl oder übel erst später kommen würde... Sicherlich hatte er mir vor der ersten Vorlesung wie sonst auch immer einen Kaffee mitgebracht.

Meine Finger flogen über das Display und ich beeilte mich eine Entschuldigung zu tippen, bevor ich mich aus dem Bett erhob und auf das Chaos in seinem Zimmer starrte. Und trotz des Anfluges eines schlechten Gewissens, weil ich meinen besten Freund um ein weiteres mal versetzt hatte, schlich sich dennoch ein kleines Grinsen auf mein Gesicht, als ich die Nacht Revue passieren ließ.

Ich gehöre dir, Herr.
Und ich werde dafür sorgen, dass du das nicht vergisst!

Himmel-Herr-Gott-nochmal! Das hatte er wirklich, alleine das wunde Gefühl zwischen meinen Beinen sprach schon Bände und meine Hinterseite musste ich erst gar nicht ansehen, um zu wissen, dass diese Nacht definitiv ihre Spuren hinterlassen hatte.

Körperlich, wie auch seelisch.

Ich legte mein Handy zur Seite und trottete ins Bad. Es konnte ja auch nicht in Henrys Interesse sein, dass ich roch wie ein junger Puma! So leise wie möglich versuchte ich die Tür hinter mir zu schließen und band meine Haare hoch, bevor ich den Wasserstrahl in Henrys geräumiger Dusche aufdrehte.

Mein Blick blieb kurz in dem Spiegel über dem Waschbecken hängen und ich betrachtete mein zerzaustes Spiegelbild. Ich wirkte auf eine gesunde Weise erschöpft. Eine Drehung um 180 Grad bestätigte jedoch meine Vermutung, dass die letzte Nacht ihre Male hinterlassen hatte.

Von den Floggerschlägen war nichts mehr zu erahnen, aber der Rohrstock hatte ein leicht blau anlaufendes Muster auf meiner Haut hinterlassen. Die Linien überschnitten sich in beinahe regelmäßigen Abständen, und obwohl es nicht viele waren, zierten nun ein regelmäßiges Rautenmuster meine Rückseite.

Selbst hier hatte er kontrolliert und präzise gearbeitet.

Ich war mir ziemlich sicher, es sowieso nicht mehr rechtzeitig zur ersten Vorlesung in die Schule zu schaffen, weshalb ich mir auch Zeit lassen konnte. Im schlimmsten Fall würde ich einfach Sarah fragen, was wir heute gemacht hatten, aber vermutlich hatte ich mir den Stoff ohnehin schon mal im Voraus angeschaut gehabt. Genüsslich stellte ich mich unter den nun heißen Wasserstrahl und genoss, wie das Wasser die leichte Spannung in meinen Muskeln langsam löste.

Als ich wenig später nur in ein Handtuch gewickelt wieder ins Zimmer trat, war keine Spur mehr von Henry. Stattdessen war das Bett aufgeschüttelt und die meisten Sachen von Boden geräumt. Keine Spur mehr von dem kleinen Biest namens Rohrstock.

AuroraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt