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„Aber ist das nicht ein totaler Umweg für dich? Ich meine du unterrichtest heute doch gar nicht."

„Herr Gott du machst mich wahnsinnig. Jetzt steig endlich ein!"

Mürrisch verschränkte ich meine Arme vor der Brust, was Henry nur noch mehr zu nerven schien. Doch nach einem weiteren gescheiterten Protestversuch meinerseits, fügte ich mich schließlich meinem Schicksaal. Henry schlug die Tür hinter mir zu und ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Scheibe.

Nur ein paar Minuten mehr Schlaf hätten gereicht um...

Ich hörte wie Henry einstieg und den Motor startete, bevor er mich quietschenden Reifen die Seitenstraße verließ, in welcher er sein Auto geparkt hatte, verließ. Mein Körper wurde für einen kurzen Moment in den weichen Sitz gedrückt, bevor wie schließlich auf die Hauptstraße abbogen.

Schweigen. Eine angespannte Stimmung breitete sich im kleinen Innenraum des Autos aus und ich warf einen verstohlenen Blick zu Henry. Wir mussten reden, keine Frage und diesmal sollte ich den Anfang machen. Also Augen zu und durch.

„Ich heiße Alex."

Ich konnte fast bildlich vor meinem inneren Auge sehen, wie mein mühsam erhaltener Schutzwall in sich zusammenbrach. Seufzend verschränkte ich meine Finger ineinander, nur um sie kurze Zeit später zu lösen.

„Der Rest spielt erstmal noch keine Rolle."

„Aha."

Henry wirkte nicht sonderlich beeindruckt, aber sicherlich verstand er auch nicht, warum es für mich eine so große Bürde war, ihm meinen Vornahmen zu verraten. Und der Kreis der Menschen, welche davon wussten, würde vermutlich immer sehr klein bleiben.

„Und warum verrätst du mir deinen Vornamen gerade jetzt?"

„Weil..." ich holte tief Luft und fokussierte die Straße vor uns, anstatt ihn direkt anzusehen.

„Weil ich es zumindest versuchen möchte."

„Was versuchen?" Henry hakte augenblicklich nach und mir blieb nichts anderes übrig, als all die sorgfältig sortierten Worte, die ich mir seit Tagen zurechtgelegt hatte, über den Haufen zu werfen.

„Ich will wissen, wie es ist eine Sub zu sein. Ich meine deine Sub zu sein."

Jetzt war es raus.

Gespannt wartete ich auf eine Reaktion von Henry, doch er starrte nur stur auf die Straße. Meine Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen und fast Sekunden später bereute ich, was ich so eben gesagt hatte.

Ich hatte mit allem gerechnet. Dass er mir um den Hals fallen würde, oder mir tausend mal versichert, wie sehr er sich freut, doch das Schweigen dehnte sich beharrlich aus. Enttäuscht blickte ich auf die Kreuzung und...

„Warte, das war die falsche Ausfahrt!"

Empört deutete ich auf die Straße vor uns, die definitiv keine Abkürzung zur Fachhochschule war.

„Ich brauchte ein wenig mehr Zeit." Er warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr und richtete seine Augen dann fast wieder sofort auf die Straße vor uns.

„Du wirst pünktlich sein."

Ich nickte nur stumm als Antwort und während Henry neben mir die Ruhe in Person zu sein schien, steigerte sich meine Nervosität ins Unermessliche.

„Du weißt was das bedeutet?"

Die simple Frage warf mich noch ein wenig mehr aus dem Konzept und ein simples ja wäre nicht richtig gewesen. In Wirklichkeit war mir das Ausmaß der ganzen Sache sicherlich nicht bewusst, aber eine simple Tatsache hatte meine Entscheidung fast schon gefällt.

AuroraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt