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Henry POV

Wunderte es mich, dass ich alleine aufwachte? Verschlafen blinzelte ich gegen das gleißende Sonnenlicht an, welches sich einen Weg durch die nur halb zugezogenen Vorhänge bahnte. Ein Anflug von Enttäuschung machte sich in mir breit, als ich auf die gemachte Bettseite neben mir blickte.

Sie war weg, schon wieder.

Erst nachdem sich meine Augen an das Morgenlicht gewöhnt hatten, sah ich einen kleinen Zettel ordentlich auf dem Kopfkissen liegen. Neugierig griff ich nach dem hellen Papierstück und faltete es auf.

Musste schon früher in die Fachhochschule, meine erste Vorlesung beginnt schon um acht. Sehen uns nachher. A.

Mit einem mal saß ich kerzengerade im Bett und mich traf die Erkenntnis, dass ich heute wieder einer Gruppe von Studenten etwas beizubringen hatte, wie ein Schlag. Hastig griff ich mein Handy, nur um festzustellen, dass mir gerade mal noch zwanzig Minuten bis zum Beginn der Vorlesung blieben.

„Fuck" murmelte ich und erhob mich fluchend aus dem noch warmen Bett. Wie lange war es denn her seitdem ich das letzte mal verschlafen hatte? Heute musste das Frühstück wohl ausfallen und ein Kaffee to go herhalten.

Warum verdammt nochmal hatte ich nur zugestimmt für ein Quartal an der Fachhochschule zu unterrichten?

Wie sehr ich es hasste Leuten Gefallen zu tun, selbst wenn dieser Job bezahlt wurde. Aber im Vergleich zu meinem Monatsgehalt war dieser Bonus einfach nur lausig. Kopfschüttelnd griff ich nach einem frischen Hemd und zog es mir über.

Ich hatte noch nicht mal einen Plan, was ich heute den jungen Anwälten vermitteln sollte.

Fluchend versuchte ich im Schnelldurchlauf meine Routine abzuarbeiten und dabei nicht die Fassung zu verlieren. Jetzt galt es ruhig zu bleiben, doch was brachte mir diese Ruhe gegen die in mir aufsteigende Wut?

Aurora hätte mich ja zumindest wecken können.

Meine Laune verschlechterte sich zunehmend, als ich die Hälfte meines Kaffes beim Umfüllen in die Thermoskanne verschüttete, bevor ich endlich meine Wohnung verlassen und in mein Auto steigen konnte.

Hätte Aurora mich gestern nicht so überrumpelt, hätte ich nicht vergessen mir einen Wecker zu stellen und hätte mir zumindest noch ein paar Gedanken über die heutigen zwei Stunden machen können.

Schlecht gelaunt parkte ich kurze Zeit später meinen Wagen vor der Fachhochschule und eilte in das alte Gebäude. Laut meiner Uhr war ich noch rechtzeitig, trotzdem besserte das meine Stimmung kaum. Disziplin schätze ich nicht nur an den Menschen, mit welchen ich zusammenarbeitete, sondern setze sie auch für mich voraus.

Als ich gerade den Vorbereitungsraum verlassen wollte, die Arme voll mit meinem Kaffee, meiner Tasche und einem schweren Ordner, versperrte mir jemand den Weg. Genervt musste ich innehalten, um denjenigen nicht anzurempeln und versuchte die Sachen auf meinen Arm auszubalancieren, um den Ordner nicht fallen zu lassen.

Nicht auszudenken, wie lange ich zum Einsortieren all der losen Blätter brauchen würde.

Als ich erkannte, wer übernatürlich freundlich lächelnd da im Türrahmen stand, verschlechterte sich meine Verfassung nochmal um einiges.

„Einen schönen guten Morgen."

„Ebenso" grummelte ich und wollte mich gerade an Veronika vorbeischieben, als diese ihre unnatürlich weißen Zähne entblößte. Ihre Haare trug sie heute zu einem strammen Dutt, was ihre Gesichtszüge noch strenger wirken ließ und es mir unmöglich machte, ihr Alter zu abschätzen.

„Und jetzt schon am Verzweifeln mit den Biestern?"

Sie deutete vielsagend auf meine Zweiliterkanne, als ob dies ein Indiz für Übermüdung nach nur einer Woche hier war. Dabei war die Kanne nicht mal bis zur Hälfte gefüllt, ich hatte nur auf die Schnelle keinen anderen Behälter gefunden gehabt.

„Nein, ich komme schon klar."

Ich schob mich an ihr vorbei, wobei mir ihr Duft in die Nase stieg und ich an mich halten musste, um nicht das Gesicht zu verziehen. Sie trug eindeutig zu viel Parfum und zu wenig Makeup. Ich wollte mich gerade in Bewegung setzten, als sie begann ebenfalls schnellen Schrittes den Gang an meiner Seite zu durchqueren, wobei ihre Absätze klackende Geräusche auf dem Steinboden hinterließen.

„Sicherlich wird dir früher oder später auffallen, wie unverfroren unsere Studenten geworden sind. Gestern zum Bespiel hatte ich eine wirklich freche Göre vor mir, Alexandre Triez, wenn ich mich recht entsinne."

Sie schüttelte fassungslos ihren Kopf, doch ich hörte ihr nur mit halbem Ohr zu. Für mich war es einfach unbegreiflich wie eine scheinbar noch recht junge Frau nur so abgehoben und blasiert über ein paar junge Studenten sprach.

Vor dem Vorlesungssaal angekommen hatte sie ihre Schimpforgie immer noch nicht beenden, weshalb ich ihr einfach nochmal freundlich zunickte und dann die Tür sanft hinter mir schloss, bevor ich mich umwandte.

Der Saal war bereits gut gefüllt und als ich die Treppe zum Podium runterschritt verstummte die Menge allmählig. Suchend ließ ich meinen Blick durch die Reihen wandern, bis ich Aurora erblickte, welche sich scheinbar gerade mir einer Kommilitonen unterhielt.

„Dürfte ich um eure Aufmerksamkeit bitten?"

Langsam verstummten die Gespräche gänzlich und es wurde still im Saal. Ich legte meinen Ordner zur Seite und ließ meine Tasche zu Boden gleiten, bevor ich mich am Schreibtisch anlehnte und meine Arme vor der Brust verschränkte.

„Wir bleiben heute beim Sozialrecht und werden uns ein wenig durch ein paar kompliziertere Rechtsfälle quälen..."

Ich begann die Fakten, welche mir mittlerweile so sehr vertraut waren abzurattern und nebenbei mit ein paar Fallbespielen zu erläutern. Erfreut stellte ich fest, dass fast alle Notizen machten, oder zumindest aufmerksam zuhörten.

Nur ich wurde immer wieder abgelenkt durch den Anblick von Aurora, zu der ich meinen Blick fast unweigerlich jede Minute schweifen ließ. Sie folgte aufmerksam meinen Worten, doch ich schaffte es nicht die Bilder von ihr von der letzten Nacht zu verdrängen.

Ich sah sie förmlich vor mir, die Augen geschlossen und den Kopf extatisch in den Nacken geworfen. Und je mehr ich über die letzte Nacht nachsann, desto mehr wollte ich sie ganz. Sie war in vielerlei Hinsicht eine Sub.

Wie ein Rohdiamant, in welchem man viel Arbeit stecken musste, um ihn zum Brillanten zu formen.

Und mein Blut geriet in Wallung bei dem Gedanken ihr eine Welt voller Abgründe zu eröffnen und sie anzuleiten, ihr zu zeigen, wie sie durch Unterwerfung Freiheit erlangen konnte.

Es gelang mir nur mit Mühe meine Ausführungen über die Komplikationen des Privatrechts nicht zu unterbrechen und innerlich stellte ich mich bereits auf ein Gespräch mit dieser faszinierenden Frau ein, in welchem ich ihr dieses Angebot unterbreiten würde.

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🌟👈😉
Nur um mal was klarzustellen lieber Dom_Martin:

Ich bettel überhaupt nicht um Sternchen! Und nur um die liebe Tollkirsche in Schutz zu nehmen, behaupte ich das selbe auch von ihr.😁

Wir weisen nur regelmäßig darauf hin, aber das auch nur selten!😂
Und auch nur um vergessliche Leser darauf hinzuweisen.

(Immerhin investieren die Autoren hier extrem viel Zeit, ohne dafür bezahlt zu werden.)😉

Und wo wir gerade dabei sind:
Ich würde mich über ein 🌟 von dir Freuen lieber Leser.😁🌟👈

Eure Lady in red🌹

AuroraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt