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„Ich kann nicht glauben, dass deine Mutter dich alleine gelassen hat!"

Henry trat mit feuchten Haaren und nur einem Handtuch um die Hüften aus dem Badezimmer. Verstohlen blickte ich auf und konnte mich ein weiteres Mal nicht an ihm sattsehen. Ich zuckte ratlos mit meinen Schultern.

„Ich glaube einfach, dass nicht meine Gesundheit das Problem ist, warum sie mich die ganze Zeit bemuttert hate, sondern du. Fuck."

Ich hatte mich schonwieder an der feinen Nadel gestochen und schob meinen Finger in den Mund, um an der verletzten Stelle zu saugen. Henrys Augenbrauen schossen in die Höhe.

„Das heißt sie weiß nicht, dass ich hier bin?"

Sein Blick wurde hart und er griff nach dem Stapel von Anziehsachen und begann sich abzutrocknen.

Schade eigentlich!

Ich war zugleich erleichtert als auch frustriert, dass er das eigentliche Problem geschickt umschifft hatte. Mir graute es, mich mit ihm auszusprechen und leider hatte ich bereits seit einigen Tagen das Gefühl meine Familie zu hintergehen.

Gleichzeitig war da aber auch dieses unstillbare Verlangen und ich wusste nicht, ob ich jemals wieder so jemanden wie Henry finden würde, der mir das geben konnte. Innerlich hätte ich mich ohrfeigen können, für meine Naivität. Ich hatte mich blind und unter dem vermeintlichen Schutz eines falschen Namens in das nächste Abenteuer namens Henry Arndt gestürzt.

Und jetzt war ich hier.

„Fertig!"

Erleichtert griff ich nach der Schere und durchtrennte das Nähgarn, was den blütenweißen Stoff und die Nadel verband, bevor ich Henry das Hemd reichte. Leider hatte dieser bereits seine Unterhose wieder angezogen und wollte sich gerade das Hemd überstreifen, als sein Blick auf die von mir angenähten Knöpfe fiel.

„Das ist ein Scherz. Du willst mir doch nicht allen Ernstes sagen, dass ihr keine andere Farbe hattet!"

Ich schüttelte grinsend den Kopf. Immerhin hatte er mich verdonnert, jeden einzelnen Knopf anzunähen, obwohl ich beteuert hatte, dass meine Nähkünste nicht die besten waren.

Nicht die besten? Pah!

Seufzend streifte ich meine Fingerkuppen, welche sich von den ganzen Stichen, welche in meine Haut anstatt in den Knopf gegangen waren, ganz wulstig anfühlten. Was hatte Henry auch für ein Problem gehabt? Meinetwegen hätte er dieses verdammte Hemd genauso lassen können.

Leicht offenstehend, sodass man seine definierte Brust unter dem zarten Stoff hervorlugen sah. Mit dem Pfad auf dunklen Locken, welcher knapp unter seinem Bauchnabel langsam dichter wurde und dann in seinem Hosenbund verschwand...

„Ihr habt nur rosa Garn hier?"

Ich grinste und versuchte glaubhaft zu nicken. Dabei fiel es mir schwer ein heiteres Lachen zu unterdrücken, da sein fassungsloser Blick sogar meine Fantasie übertraf.

„Lügst du mich gerade an?"

Ich schüttelte übertreiben den Kopf. Nein niemals! Ich doch nicht. Doch ich schaffte es nicht meine Gesichtsmuskeln zu entspannen. Stattdessen grinste ich weiter wie ein Honigkuchenpferd.

„Letzte Chance. Sollte ich gleich eine andere Farbe finden, lege ich dich hier und jetzt aufs Knie- scheiß egal wie übel dein Arsch bereits aussieht."

Hach das klang doch nach einer zweiten Runde.

Ich zog herausfordernd meine Augenbrauen hoch und konnte genau spüren, wie die Stimmung schlagartig umschaltete. Wie vergessen war das Minenfeld mit meinen Eltern und unserem Streit. Henry griff nach dem Nähkästchen, was immer noch neben mir stand und begann nacheinander die kleinen Schubladen zu öffnen.

Wenn meine Großmutter das noch sehen könnte! Sicherlich hätte sie nie geahnt, mit welchem Interesse ein so junger und attraktiver Mann sich durch die Sicherheitsnadeln, Ersatzknöpfe und Nahtauftrenner wühlen würde.

Jetzt brach tatsächlich ein Lachen aus mir heraus.

„Du hast mir also tatsächlich nicht geglaubt."

Ich kringelte mich vor Lache zusammen. Es war einfach zu niedlich wie Henry fassungslos auf die einzelne pinke Garnrolle in seiner Hand blickte und sein Blick dann zu mir wanderte.

„Na warte!"

Ich quietschte laut auf als er mich mit einem Ruck auf das ausgezogene Sofa warf, auf welchem ich seit einer Woche schlief und meine Hände auf die Kissen drückte. Und ehe ich mich versah, hatte er seine Finger an meine Rippen gelegt und begann mich zu kitzeln.

„Hör auf!"

Panisch begann ich mich unter ihm zu winden und versuchte seinen Händen zu entkommen. Meine Lippen verließen undefinierbare Laute. Lachend versuchte ich mich zu befreien und Henrys schweren Körper von meinem wegzudrücken, doch keine Chance.

Meine Hände tasteten um uns herum, auf der Suche nach einem Kissen. Unterdessen schaffte es Henry, dass ich immer lauter Lachte, unterbrochen von kleinen Flüchen, welche ich ihm an den Kopf warf.

Meine linke Hand ertastete den Zipfel meines Kopfkissens und triumphierend schleuderte ich es Henry mit aller Kraft entgegen. Überrascht blinzelte dieser und ich nutze den Moment und mich an seinen Schultern hochzuziehen und meine Lippen an seinen Hals zu legen, um dann zu pusten.

Bei Niklas und Anton funktionierte das einwandfrei. Bei begannen immer laut zu kreischen, wenn ich das machte. Was man nicht alles lernte, mit zwei kleineren Brüdern- die es jedoch genauso faustdick hinter den Ohren hatten wie ich.

Und auch bei Henry zeigte das Pusten Wirkung. Ein pupsender Laut schallte durch den Raum und Henry versuchte augenblicklich sich von mir zu lösen, doch ich klammerte ich an ihn. Irgendwie schaffte er es trotzdem, meine Handgelenke wieder zu packen und neben mir aufs Bett zu drücken, sodass ich erneut wehrlos unter ihm lag.

Er grinste mich verschmitzt an: „Netter Versuch! Mal sehen wie du das so findest."

Er senkte langsam den Kopf und ich zog bereits alarmiert meine Schultern hoch, als sein Blick sich plötzlich verfestigte und auf etwas knapp über meinen Kopf fiel. Ich brauchte ein wenig, bis ich begriff, was genau interessanter war, als ich, doch dann hätte ich mich selbst ohrfeigen können.

Warum? Warum nur hatte ich das Kissen da weggezogen? Wie dumm konnte man eigentlich sein?

„Soso, ihr habt also keine anderen Farben hier ja?"

Verdammt!

Mit einer schnellen Bewegung hatte Henry seine Hand um meinen Hals gelegt und zog mich auf diese unbequeme Weise hoch, bevor er mein Gesicht dem Haufen von Spulen und Garnrollen zudrehte. Ich rollte mit meinen Augen.

Als ob ich nicht wüsste, was da lag!

„Jetzt hast du ein richtig großes Problem kleines Luder."

Seine Stimme drang direkt zu mir durch und unterstrichen durch seinen festen Griff jagte sie mir mehrere Schauer über den Körper. Ich war definitiv bereit für eine zweite Runde und ich war mir ganz sicher, dass Henry das auch wusste.

Seine Hand an meinem Hals drückte zu ich schloss die Augen und versuchte unter dem sich anbahnenden Sauerstoffmangel ruhig und gefasst zu bleiben. Doch es gelang mir nicht lange die Fassung zu wahren und mein Körper setzte sich ganz automatisch zu wehr.

Meine Finger wanderten zu seiner Hand und versuchten diese zu lösen, doch sein Griff blieb hart und unnachgiebig.

„Manieren Luder! Die muss ich die wirklich mal näherbringen!"

Ich spürte meinen eigenen Herzschlag, spürte wie die Erregung durch meinen Körper floss und wie Henrys Körper mit meinem harmonierte, bis er sich plötzlich anspannte. Fast im selben Moment löste er sich von mir und riss mich aus meinem kleinen und schwachen Rausch, bevor ich auch hörte, was ihn aufhören lassen hatte.

Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und dann hörte ich die hellen Stimmen meiner Brüder. Na toll!

Enttäuscht schaute ich zu Henry, welcher jedoch damit beschäftigt zu sein schien, das Hemd zuzuknöpfen, bevor er sich erhob.

„Denk nicht, dass es sich damit erledigt hate kleines Luder! Das hier führe ich definitiv zu ende!"

AuroraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt