Meine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in meine Handballen und mein Instinkt riet mir, schleunigst diesen Raum zu verlassen und an der Bar den teuersten und buntesten Cocktail zu bestellen und runterzukippen. Vielleicht würde Tristan ja ein Auge zudrücken und mir diesen Wunsch erfüllen. Die Frage war nur, ob die zwei Fünfzigeuroscheine in meiner Handyhülle das erlauben würden.
Ansonsten musste ich wohl oder übel mit der halben sündhaft teuren Weinflasche vorliebnehmen, die noch an unserem Platz stehen musste.
Alle meine kleinen Probleme waren wie vergessen: der Streit mit Mika, die immer noch angespannte Stimmung zwischen mir zu Hause, mein Hass auf das was Henry uns angetan hatte und der Tatsache, dass ich trotz all dem im Begriff war mich in diesen Mann zu verlieben.
All das war nichts im Vergleich zu dem atemberaubenden Gefühl gerade, den Boden erneut unter den Füßen zu verlieren.Den Anblick, Veronikas schmaler Körper in Henrys Armen, konnte ich kaum ertragen und was es zusätzlich nicht gerade leichter machte war die Tatsache, dass Henry meinen Blick suchte. Ich war maßlos überfordert mit der Situation.
„Bitte entschuldige Veronika. Dass ich dich gerade so behandelt habe lag nicht an dir, das verspreche ich dir."
Ihre Antwort darauf konnte ich nicht wirklich verstehen. Die ohnehin bereits schluchzenden Laute aus ihrem Mund, wurden durch Henrys Hemd vermutlich gänzlich gedämpft. Außerdem schlug mein Puls so laut in meinen Ohren, dass er ihre Worte, insofern sie verständlich gewesen wären, so oder so übertönt hätte. Es kostete mich alle Mühe, nicht schreiend aus der Damentoilette zu stürmen. Mein Herz riet mir, diesen Typen eine zu scheuern und mich dann schleunigst in Sicherheit zu bringen.
Wie konnte er mir nur so etwas antun? Nach all dem, was ich in den letzten Wochen durchmachen musste und von dem ich mich nur allmählich erholte.
„Es gibt nur schon jemanden in meinem Leben, der mir mehr als andere bedeutet. Davon habe ich nur nicht von Anfang an erzählt, weil es noch eine so zerbrechliche Bindung ist und ich mit jeder Sekunde Angst habe sie zu verlieren. Das konntest du nicht wissen und du hattest definitiv nicht verdient, dass ich dich so abwertend behandle!"
Man konnte merken, wie schwer es Henry fiel diese Worte auszusprechen. Seine Stimme klang belegt und sein Körper wirkte selbst in diesem Moment, in welchem er Veronika umarmte, zum bis Bersten gespannt.
Erst jetzt spürte ich, dass ich angefangen hatte zu weinen. Still liefen mir die Tränen übers Gesicht, während Henry sich vorsichtig von Veronika löste und sie ansah und irgendwas vor sich hinmurmelte, er habe sie nicht verletzten wollen. Meine Gefühlswelt stand Kopf, schon wieder.
Doch in mir hallte der Klang seiner Worte, die er offensichtlich an mich gerichtet hatte noch nach.
Weil ich mit jeder Sekunde Angst habe sie zu verlieren.
Der Moment schien noch einen weiteren schmerzhaften Moment anzudauern, doch dann zerriss ein lautes Brummen die Stille. Mein Herz setzte vor Schreck einen Moment aus und ich schaffte es nicht sofort mich aus meiner Schockstarre zu lösen, doch Veronikas Hände glitten beinahe augenblicklich zu ihrer kleinen schwarzen Tasche auf dem Waschbeckenrand und fischten eilig ein Handy raus.
„Das ist mein Vater."
Sie beeilte sich den Anruf anzunehmen, während ich Henrys Blick suchte. Während Veronika bereits ein Dutzend Tücher aus dem Handtuchspender riss und zur Tür hastete, hatte ich mich zumindest soweit gefangen, um ihr Platz zu machen. Dankbar, dass ich endlich nicht mehr den Anblick von Henry und ihr in inniger Umarmung ertragen musste, lehnte ich mich gegen die Wand.
Das war einfach alles zu viel für mich.
Man sah deutlich, wie sich eine eisige Anspannung auf ihn legte und sich seine weichen und verwundbaren Züge verhärteten. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, eilte Veronika, ihr Handy ans Ohr gepresst, aus dem kleinen Bad und ließ uns endlich alleine.
Stille legte sich über uns und mein eigener Puls rauschte unangenehm dumpf in meinen Ohren. Ich wollte als erste das Wort ergreifen. Henry anschreien, was zum Teufel er mit dieser Frau hier wollte. Warum um alles in der Welt er es drauf anlegen konnte, und dann auch noch ausgerechnet mit ihr!
Doch er war schneller.
Wie ein Raubtier stürzte er auf meinen zusammengekauerten Körper und drückte mich noch weiter an die Wand. Ehe ich mich versah, lagen seine Lippen auf meinen und forderten mir einen gierigen und verzweifelnden Kuss auf die Lippen. Ich keuchte überrascht auf, schloss aber fast unwillkürlich meine Augen.
Haltsuchend presste ich mich an diesen Mann, während ich mit selber Leidenschaft und Angst den Kuss erwiderte. Unsere Lippen schmeckten salzig und mein Herz machte bittersüße Freudensprünge, auch wenn ich wusste, dass damit nicht alles gut war.
Reiß dich zusammen Alex! Lass dich nicht um den Finger wickeln.
Es kostete mich alle Kraft mich von Henry zu lösen und der verletzte und wütende Ausdruck in seinen Augen machte es nicht gerade leichter für mich. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und sammelte mich kurz, bevor ich ihm direkt in die Augen sah.
„Was zum Teufel machst du hier? Mit ihr?"
Doch Henry wehrte meine Frage mit einer abschätzigen Geste ab und nahm mein Gesicht in seine Hände. Sein Daumen fuhr über meine tränenbenetzte Wange und er erwiderte mein Blick mit einer erschütternden Ernsthaftigkeit.
„Mit wem bist du hier?"
Verwirrt blinzelte ich. Vermutlich hätte ich wütend sein müssen, dass Henry offensichtlich abzulenken schien, doch irgendetwas in seinem Blick ließ mich eine ehrliche Antwort über die Lippen bringen.
„Mit Mika, er hat mich eingeladen."
Ich glaube ich hatte Henry noch nie wütender erlebt und ich dachte, spätestens ich hätte ihn bereits oft genug gesehen, wie er die Fassung verloren hatte. Doch jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun. Dieser Henry machte mir Angst.
Mit einer kontrollierten Bewegung drückte er mir einen weiteren harten Kuss auf die Lippen.
„Warte hier!"
Eine Anweisung die so kalt und endgültig klang, dass ich es nicht schaffte sofort zu widersprechen. Denn im nächsten Moment riss Henry schon die Tür auf und stürmte aus dem Raum und lies mich in diesem Strudel aus atemberaubenden Emotionen allein.
__________________________________________________________________________________
Okay.... ich bin mit 564 (ich meine, wtf?) Benachrichtigungen hier begrüßt wurden. Ich gehe diese sofort durch, nur wollte ich zuvor ENDLICH dieses Kapitel hochladen.🥰
Ich meine es wurde definitiv Zeit, oder?🙈
Ich wünsche euch einen wundervollen Tag. Bei mir scheint die Sonne und ich habe seit längerem mal wieder eine Tagesstruktur, was mir glaube ich recht gut tut.👍
Und nur weil ich lange nichts hier hochgeladen habe, heißt das nicht, dass ich kein 🌟 möchte!!!
Bis bald
Eure Lady in red🌹
DU LIEST GERADE
Aurora
RomanceVorsicht: Dieses Buch beinhaltet detailliert beschriebene sexuelle Handlungen und thematisiert u.a. BDSM. •♡•◇•♤•♧• Aurora. Es ist das einzige, was sie von sich preisgibt. Doch die Lüge, welche hinter diesem Namen steht, reicht meist für die junge...