Verdammt! Ich drehte meinen Kopf soweit es mir möglich war nach hinten, um einen Blick in den Spiegel zu erhaschen. Kritisch betrachtete ich den tiefen Rückenausschnitt des Cocktailkleides, welches für meine Verhältnisse zwar nicht zu viel Haut zeigte, aber leider genau die Stellen freilegte, welche entweder bläulich oder hellrot leuchteten.
Verfluchter Rohrstock!
Mit einer raschen Bewegung streifte ich mit dem glatten Stoff wieder über die Schultern und katapultierte das Kleid zurück in meinen Kleiderschrank. Frustriert griff ich nach Plan B und wandte mich wieder meinem Spiegelbild zu.
Es war ja nicht gerade so, dass ich schnell die Geduld verlor, wenn es darum ging ein passendes Outfit für eine schicke Lokation zu besorgen, aber heute kam einfach genug zusammen, dass mich selbst das hier gerade ziemlich stresste. Ich zog ein deutlich kürzeres goldenes Kleid über, welches dafür aber den kompletten Rücken bedeckte.
Was gab ich mir denn auch solche Mühe?
Eine Bluse und eine schicke Jeans hätten vermutlich auch gereicht um den Dresscode zu erfüllen. Ich hatte ohnehin immer noch nicht verstanden, wieso Mika auf diesen Abend bestanden hatte, aber ich wollte ihn nicht weiter provozieren. Was er mir heute Nachmittag an den Kopf geworfen hatte, war genug für ein ganzes Jahr gewesen.
Er verdient dich nicht Alex, siehst du das nicht? Mal ganz davon abgesehen, wie er sich behandelt.
Es hatte keinen Sinn ihm zu erklären, dass ich das genauso wollte und ich konnte es ihm auch nicht übelnehmen. Immerhin hatte ich mir selbst bis vor guten zwei Monaten nicht vorstellen können, dass ich diese Art von Beziehung haben wollte- mich regelrecht nach ihr verzehrte!
Trotzdem habe ich ihm versucht zu erklären, dass ich Henrys wirklich etwas bedeutete- und er mir ebenfalls. Und dann war Mika mit einem mal ganz still geworden. Ich kannte diesen Jungen jetzt schon mein halbes Leben und wir waren oft durch Dick und Dünn gegangen, aber diesen Gesichtsausdruck kannte ich bisher nicht bei ihm.
Fast schon ein wenig unheimlich, wie er da vor mir gestanden hatte. Bildete ich es mir nur ein, oder war ein berechnender Ausdruck in seinen Augen zu erahnen gewesen?
Also schön, dann beweise ich es dir eben. Ich hole dich 18 Uhr ab. Zieh irgendwas Schickes an, wir gehen ins Heritage.
Mit diesen Worten hatte er sich von mir abgewandt und war zurück in die Schule marschiert. Und ich hatte wie eine Idiotin mindestens fünf Minuten vor dem Eingang gestanden und habe die Welt nicht mehr verstanden. Trotzdem war ich froh, dass Mika mich nicht von sich stieß. Bisher war das zwar nicht oft vorgekommen, aber die paar wenigen male, hatte es verdammt weh getan.
Ich tauschte den Stehplatz vor dem Spiegel und setzte mich vor meinen kleinen zierlichen Schminktisch. Das wohl einzige Möbelstück in meinem kleinen WG-Zimmer, was wirklich mir gehörte und was ich nicht vom Vermieter übernommen hatte. Soweit ich wusste, stammte er aus dem Nachlass meiner Urgroßmutter, der Tochter des Mannes, der unsere kleine Bäckerei aufgebaut hatte.
Mit ein paar raschen Handgriffen begann ich mein Haar zu frisieren und mit kleinen Nadeln hochzustecken. Alleine diese Szene erinnerte mich daran, wie ich vor guten acht Wochen in der selben Situation gewesen war und mich für einen ausgelassenen Abend fertig gemacht hatte.
Wie viel sich seitdem geändert hatte!
Und dieses mal würde ich auch nicht ausgelassen in einem halb legalen Szeneclub feiern, sondern in einem Nobelschuppen unter der Highsociety Hamburgs anstoßen. Zwei völlig unterschiedliche Welten! Und eigentlich gehörte ich nicht in die zweite...
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Aurora
RomanceVorsicht: Dieses Buch beinhaltet detailliert beschriebene sexuelle Handlungen und thematisiert u.a. BDSM. •♡•◇•♤•♧• Aurora. Es ist das einzige, was sie von sich preisgibt. Doch die Lüge, welche hinter diesem Namen steht, reicht meist für die junge...