52♧

3.5K 211 13
                                    

Henry POV

Mein Herz schlug unnatürlich schnell und fluchend raste ich mich viel zu hoher Geschwindigkeit auf den Parkplatz der Hochschule. Die Ränder meines Wagens quietschten, als ich abrupt abbremste und den Zündschlüssel zog.

Ohne einen weiteren Blick auf die digitale Uhr auf dem Armaturenbrett zu werden, stieg ich aus und schwang mir meine Tasche um die Schultern. Ich wusste ohnehin, dass ich zu spät war, auf die einzelne Minute kam es da auch nicht mehr an.

Mit eiligen Schritten überquerte ich den großen Platz, welcher bereits die Sonnenstrahlen absorbierte und eine unsägliche Hitze über den grauen Pflasterstein zog. Wie sehr ich mich nach dem Kälteeinbruch der Wintermonate sehnte.

Ich hasste diese unsägliche Hitze. Sie schien jegliches Leben zu verschlucken und spiegelte damit meinen inneren Zustand fast perfekt wider.

Ich stand völlig neben mir und langsam nahm mein Zustand unverantwortliche Ausmaße an.

Wütend über mich selbst, öffnete ich die Tür zu meinem Vorlesesaal und trat hastig hinter das Podium. Ungeachtet der Tatsache, dass ich die Hälfte meiner Aufzeichnungen im Vorbereitungsraum liegen hatte, legte ich einen Stapel bedruckter Blätter auf die glatte Holzoberfläche und holte tief Luft.

Die Gespräche im Saal verstummten langsam und ich spürte die Blicke der Studenten auf mir. Ich musste meinen Kopf nicht heben, um sie in dem Meer aus neugierigen Gesichtern zu suchen. Ich wusste, dass sie nicht hier war.

Als würde ich ihre Abwesenheit wahrnehmen können. Wie ein Süchtiger auf Entzug.

„Ich bitte Sie ihre Aufzeichnungen der letzten Vorlesung rauszuholen. Ich möchte Sie mit etwas Neuem konfrontieren, um zu sehen wie Sie sich in der Anwendung von unserem Rechtswesen so schlagen."

Fast schon augenblicklich hörte ich Blöcke rascheln und aufgeregtes Getuschel.

„Sie werden jetzt von mir eine detaillierte Beschreibung einer Straftat vorgelegt bekommen und sie bekommen die folgende Stunde Zeit um diesen zu bearbeiten. Ich möchte, dass sie sich in die Rolle des Rechtssprechers versetzten.

Ich erlaube ihnen ihre Aufzeichnungen zu benutzten und zusätzlich werden sie die vorliegende Gesetztestexte interpretieren. Bitte achten sie auf die Eigenheiten des angewandten Gesetztes, ich möchte, dass sie gut nachdenken und bedacht Schritt für Schritt ihr Handeln als Rechtssprecher in diesem Fall durchplanen.

Natürlich ist dies nur eine Aufgabe, welche sie auf ihre folgenden Staatsexamina und die Zeit danach vorbereiten soll. Ich gebe aber gerne zweien von euch die Chance ihre Ergebnisse vorzutragen und diese anschließend zu bewerten."

Während ich sprach legte ich den Papierstapel auf einen der vorderen Bänke, hinter welchem ein dunkelhaariger Junge saß und den Stapel an seinen Nachbarn weiterreichte. Während die Blätter im Vorlesungssaal verteilt wurden, hob eine Studentin aus den hinteren Reihen ihren Kopf und fokussierte mich.

„Was ist, wenn niemand seine Ergebnisse vortragen will, Herr Arndt?"

„Dann wähle ich eben zwei aus."

Empört biss das Mädchen die Zähne zusammen und auch einige der anderen Studenten wirken nervös und ein wenig fassungslos.

„Herr Arndt?"

Ich richtete meinen Kopf, aus welchem ich die tiefe Stimme vernahm und nickte dem Typen knapp zu. Ich meinte, es war der junge Mann gewesen, welcher in meiner ersten Stunde hier ein wenig unwirsch sich auf die Seite von Alex fiktiver Mandantin geschlagen hatte.

Die Erinnerung an den Moment, in welchem ich Alex damals im Vorlesungssaal erblickt hatte, raubte mir immer noch fast den Atem. Ich war fassungslos gewesen, doch dieses faszinierende Wesen hatte mich sogar noch weiter um den Verstand gebracht gehabt.

Wie sie selbstbewusste nach vorne gekommen war und sich wirklich wacker geschlagen hatte. Immerhin hatte ich sie mit einem Fall konfrontiert gehabt, an welchem selbst ich zu knappern gehabt hatte.

Nicht, weil er rechtlich zu verstrickt war. Nein! Das garantiert nicht. Aber er hatte einen moralischen Knackpunkt.

Aurora hatte mich vom ersten Moment an fasziniert. Doch als Alex vor all den anderen Studenten und mir, mit einer Leidenschaft und Empathie sich in diesen Fall vertieft gehabt hatte, zog mich diese Frau regelrecht in ihren Bann.

„Wir haben uns doch noch gar nicht mir dem Arbeitsrecht befasst, wie können sie von uns verlangen, dann einen solchen Fall zu bearbeiten?"

Die Frage des jungen Mannes riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Als weitere die Seite überflogen hatten, folgte zustimmendes Gemurmel und empörte Ausrufe.

„Ruhe! Ich verlange nichts von euch, wozu ihr nicht in der Lage sein solltet. Ich habt alles was ihr zur Bearbeitung braucht vor euch liegen und ich setzte sowohl Ehrgeiz, als auch die Fähigkeit sich neues selbst anzueignen voraus."

Ich beließ es dabei und die überbrückte die Zeit, indem ich meine Unterlagen sortierte, meine Mails checkte und Fragen der Studenten beantwortete. Fast unweigerlich musste ich dennoch immer und immer wieder an Alex denken.

Ich wusste, dass sie ihre Freunde mit der Anwendung des Arbeitsrechtes gehabt hätte, aber sie war nicht hier. Fast unweigerlich begann ich mir Sorgen um sie zu machen und es war schmerzhaft mir erneut vor Augen führen zu müssen, warum sie nicht hier war.

Weil ich vermutlich ihre komplette Welt zerstört hatte und sie es all die Zeit, welche sie bei mir war, nicht gewusst hatte.

Ich nahm das, was um mich herum geschah nur verschwommen war. Ein blonder Schönling bestand darauf seine Lösung vorzustellen und ich hatte alle Mühe ihm zu folgen.

An sich hatte er verstanden, worum es in diesem Fall ging, aber seine Argumente waren schwach und teilweise völlig aus der Luft gegriffen. Noch bevor ich einen zweiten aufrufen konnte, schwang die Tür auf und Veronika betrat den Saal.

„Henry, dürfte ich dich um eine Minute bitten."

Ich gab mir alle Mühe einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren, jedoch war diese Frau einer der letzten Personen mit welchen ich jetzt sprechen wollte. Nicht mal eine besagte Minute. Zudem empfand ich ihre Anrede als äußerst unhöflich. Vor allem da ihre Frage offensichtlich eher eine Anweisung war.

„Entschuldige, aber wie du siehst bin ich gerade beschäftigt."

Ich deutete auf den Vorlesungssaal, doch sie lächelte nur falsch und schüttelte in einer erhabenen Geste den Kopf.

„Deine Vorlesung ist sowieso in fünf Minuten zu ende, ich bin mir sicher, du kannst das Thema auch noch am Donnerstag zu Ende führen."

Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass ihre Worte auf die Goldwaage gelegt wurden und tatsächlich stürmten Sekunden später schon die ersten Studenten zur Tür raus.

Wütend schob ich meine Sachen zusammen und folgte dem Andrang nach draußen, wo Veronika mit verschränkten Armen bereits auf mich zu warten schien.

„Mein Vater möchte mit dir sprechen Henry. Wie du sicherlich weißt ist er der Direktor dieser Lehranstalt, man lässt ihn nicht warten."

Fuck. Was wollte Herr Geiz denn von mir?

______________________________________________________________________________

Meine Lieben: zwei Kapitel in zwei Tagen😎- was sagt ihr dazu?

Nach meiner langen Pause fast schon Rekordverdächtig- nicht wahr?
Und was meint ihr: wird es für die beiden noch ein Happy End geben oder sind wir erst an der Spitze des Eisberges?,😋💁‍♀️

Ich habe noch so einiges mit unseren lieben Aurora vor, aber bis wir so weit sind, verweise ich auf eine alte Tradition hier:⭐🌟⭐🌟⭐🌟

Bis dahin
Eure Lady in red🌹

AuroraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt