„Fabian, komm doch rein."
Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper, als ich Henry mit ruhiger und beschwichtigender Stimme auf den uneingeladenen Besucher einreden hörte. Und gleichzeitig stieg eine unaufhaltbare Hysterie in mir hoch.
Was war, wenn der Fremde mich sehen wollte, um sich selbst zu vergewissern, dass die Schreie nichts Schlimmes prophezeit hatten?
Innerlich rang ich mit mir. Henry hatte mir die klare Anweisung gegeben, mich hinzuknien und zu warten und mein Inneres schrie mich regelrecht an, sich an diesen simplen Befehl zu halten. Trotzdem wollte ich nicht, dass mich ein anderer Mann so sah.
„Herr Arndt ich kann ihnen versichern, dass ich mich nicht um den Finger wickeln lasse. Ich habe die Schreie einer Frau gehört!"
„Ja und weiter?"
Mit einem mal klang Henrys Stimme nicht mehr beschwichtigend, sondern düster. Selbst ich fühlte mich in diesem Moment eingeschüchtert, obwohl er nicht einmal mit mir sprach, geschweige denn vor mir stand.
„Ich will wissen was hier vorgeht."
Ich konnte hören, wie der Fremde die Worte aussprach: zögerlich und mit gedämpfter Stimme. Trotzdem musste ich es ihm hoch anrechnen, dass er den Mut aufbrachte, sich persönlich nach dem Problem erkundigte, anstatt es zu ignorieren. Oder noch schlimmer: gleich die Polizei zu rufen.
„Wer hat geschrien?"
„Mein Sub. Sie heißt Aurora, wenn du willst, kannst du dich persönlich vergewissern, dass es ihr gut geht!"
Nein! Das konnte nicht sein Ernst sein!
Panisch blickte ich mich um, auf der Suche, nach etwas zum Überziehen, doch mir fehlte eindeutig die Zeit dafür. Ich hörte bereits Schritte. Mit zitternden Fingern löste ich deshalb zumindest meinen ohnehin bereits zerstörten Zopf und meine langen Haare ergossen sich auf meinem Rücken. Eilig kämmte ich sie mir nach vorne, sodass sie zumindest meine Brust verdeckten und war einen Blick in den Spiegel.
Mein Atem Stockte, als ich neben meiner Silhouette in dem Spiegelbild zwei Gestalten im Türrahmen erkennen konnte. Mein Blick flog automatisch als erstes zu Henry, der breitschultrig und lässig dastand und zufrieden auf mich hinabsah. Erst dann wanderte mein blick zu dem deutlich schlaksiger gebauten Jungen neben ihm.
Wie demütigend!
Der Junge musste circa in meinem Alter sein. Er trug ein einfaches Shirt und eine Brille. Er sah gut aus, trotzdem strahlte er wenig Autorität aus. In einem Saal voller Studenten wäre er mir nicht aufgefallen, aber in diesem Moment sah er ein Mädchen, vor ihm knien.
Was dachte er nur von mir?
„Sie, sie haben sie geschlagen?"
Ich sah wie ein Lächeln Henrys Lippen verzogen und meine Finger gruben sich in meine Oberschenkel. Der Moment war wirklich grausam und ich konnte regelrecht spüren, wie Henry meine Empörung und Hilflosigkeit genoss.
„Noch nicht richtig."
Der Fremde, Fabian, sog scharf die Luft ein. Er hatte definitiv Mitleid und sein Blick spiegelte Verwirrung und Entsetzten wider. So hätte ich sicherlich auch noch vor wenigen Wochen reagiert gehabt, als diese lustvolle Welt aus Schmerz und Hingabe mir noch völlig fremd gewesen war.
„Sie steht gewissermaßen darauf. Ich habe nichts gegen ihren Willen getan, du kannst sie gerne fragen."
Ich sah Fabian mit großen Augen an und versuchte eine selbstsichere Haltung zu wahren. Mein Äußeres sprach bereits für sich. Meine Haare waren zerzaust, meine Augen waren verquollen und meine Haut war an einigen Stellen gerötet, von den Floggerschlägen.
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Aurora
RomanceVorsicht: Dieses Buch beinhaltet detailliert beschriebene sexuelle Handlungen und thematisiert u.a. BDSM. •♡•◇•♤•♧• Aurora. Es ist das einzige, was sie von sich preisgibt. Doch die Lüge, welche hinter diesem Namen steht, reicht meist für die junge...