Zweisamkeit

270 12 0
                                    

Mit einem beklemmenden Gefühl schlug Lily den Tagespropheten auf. Sie überflog einige Artikel, die alle aber keine Neuigkeiten beinhalteten. In dem einen beschrieb der Autor, die Nebenwirkungen eines Medaillons, welches angeblich jeden Zauber abwehren konnte. Dabei musste der Träger jedoch damit rechnen, dass ein unkontrollierbares Bellen einsetzt.
Der nächste berichtete nur von einer berühmten Hexe, die geheiratet hatte. Lily schüttelte den Kopf, was interessierte jetzt irgendjemand wer heiratete. Sie blätterte weiter bis sie auf die Todesanzeigen stieß. Die Vielzahl der Anzeigen über Todesfälle und Übergriffe war auf eine Doppelseite gequetscht. Die Doppelseite war der einzige Teil, der Zeitung, der über den Krieg berichtete, der Rest war überseht von unwichtigen Mitteilungen, unbrauchbare Tipps, die ganz sicher nichts gegen Todesser ausrichten würden und Entscheidungen über neue Regeln in Bezug auf die Dicke von Kesselböden und andere belanglose Themen.
Lily holte tief Luft bevor sie anfing sich jede einzelne Anzeige durchzulesen. Ihr Magen verkrampfte sich durch die Angst einen bekannten Namen zu lesen. Als sie am Ende der Seite angekommen war entspannte sie sich langsam. Der ein oder andere Name kam ihr bekannt vor, jedoch war niemand ihrer engsten Freunde und Familie dabei. Das machte die einzelnen Geschehnisse allerdings nicht weniger traurig. Unter anderem war ein achtjähriger Muggle Junge von Fenrir Greyback angegriffen worden. Der Kleine hatte bei seinem ersten Vollmond seine gesamte Familie getötet.
Greyback war auf die Familie aufmerksam geworden, weil der reinblütige Onkel ein Muggle geheiratet hatte und sich aus der Zauberer Welt zurückgezogen hatte. Die Familie war nicht auf eine Werwolf Verwandlung vorbereitet gewesen.
Eine weitere Meldung berichtete über eine junge Muggle Frau, die dem Imperiusfluch unterworfen wurde und ihre Nachbarschaft ermordet hatte, bis den Mugglebehörden und dem Zaubereiministerium dies aufgefallen war, war es schon zu spät gewesen.
Lily schluckte schwer, faltete den Propheten zusammen und legte ihn beiseite.
Sie starrte aus dem Fenster, von dem aus man einen perfekten Blick auf den See hatte. Neben dem See lag ein kleiner Wald, in dem James gerade nach Holz für den großen Kamin im Wohnzimmer suchte.
James hatte darauf bestanden, dass trotz des Krieges und der täglichen Gefahr die Flitterwochen nicht ausfallen sollten. Stundenlange Diskussionen über die Pros und Contras und das Zureden ihrer Freunde hatte Lily schlussendlich dazu gebracht doch zu zustimmen, allerdings unter der Bedingung, dass sie nur eine Woche weg waren. Zusätzlich würden James und Lily die nächsten Tage statt auf einer Traumreisen auf die Malediven, in einem Haus von James' Familie verbringen.
Das Grundstück lag von jeglicher Zivilisation abgelegen und war durch alle möglichen Schutzzauber geschützt. Allerdings befanden sie sich nicht allzu weit entfernt von London. Sie waren also in der Nähe sollte doch etwas passieren.
Als die Haustür mit einem lauten Krachen aufflog fuhr Lily zusammen. „Ich denke, dass sollte erstmal reichen.", James ließ das Holz vor den Kamin fallen.
„Etwas Neues?", fragte James mit einem Blick auf den Tagepropheten. „Immer noch Übergriffe auf Muggle und alle Hexen und Zauberer, die nicht auf Voldemorts Seite stehen aber es war niemand von uns dabei. James nickte und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder. Er ließ sich auf die Couch fallen und schloss die Augen. „Hey, wir können zurück.", Lily hatte sich neben James gesetzt.
Er schüttelte den Kopf. „Wir können das nachholen, wir haben nach dem Krieg alle Zeit der Welt."
James schüttelte erneut den Kopf. „Das...das weißt du nicht."
„Natürlich James, wir haben den Orden und Dumbledore.", sie lächelte. In ihrer Stimme und ihrem Lächeln lag so viel Optimismus und Zuversicht, dass James nicht anders konnte als ihr zu glauben. Er zog sie näher zu sich heran und küsste sie. Es dauert nicht lange bis der Kuss sich von einem sanften in einen leidenschaftlichen verwandelte. Langsam glitt seine Hand ihren Oberschenkel entlang. Mit einem Schwung setzte sich Lily auf James und intensivierte den Kuss. Ein leises Stöhnen entfuhr James als Lily ihre Hand unter sein T-Shirt schob.

Als Lily die Augen öffnete wurde es draußen bereits dunkel. Sie sah zu James, der immer noch seine Augen geschlossen hatte und ruhig atmete. Eine Gänsehaut machte sich bei Lily breit. Vorsichtig, um James nicht zu wecken, schob sie die Decke beiseite und stand auf um das Fenster in der Küche, was immer noch einen Spalt offen war, zu schließen. Obwohl es bereits Mitte Mai war, waren die Abende und Nächte immer noch sehr kühl. Immer noch fröstelnd setzte Lily Wasser für einen Tee auf. Sie hoffte dass James davon nicht wach wurde. Er hatte die letzten Wochen und Monate viel zu tun gehabt. Fast jeden Tag Wachen bis spät in die Nacht, dazu kamen die Kämpfe, von denen er sich durch den Schlafmangel nie wirklich erholen konnte. Zusätzlich machte er sich, ebenso wie Lily, Sorgen um seine Freunde und Familie, die genau wie sie beide jeden Tag in Gefahr schwebten.
Er gab es zwar nicht zu aber Lily wusste, dass er erschöpft war, geschafft von der Situation und beherrscht von der täglichen Angst.
„Mit diesem Ausblick könnte ich jeden Tag aufwachen.", murmelte James noch verschlafen hinter Lily. Sie grinste als sie sich zu James umdrehte.
„Kaum zu glauben, dass ich das auch kann, Mrs. Potter.", er zwinkerte. Lily lief leicht rosa an.
„Willst du auch Tee?", fragte sie etwas peinlich berührt ohne James weiter anzugucken. „Gerne."
„Wir sollten schwimmen gehen.", schlug James plötzlich vor.
„Es ist arsch kalt draußen und der See ist bestimmt auch noch eisig."
„Na und, ist doch egal."
„James, warte.", doch James war schon aufgestanden und aus der Tür spaziert. Etwas unbeholfen stand Lily in der Küche mit den beiden Tassen Tee in der Hand. Nach einigen Sekunden stellte sie diese auf den Tisch und folgte James.
Als sie am See ankam, sprang James gerade mit einem lauten Platsche ins Wasser.
„Ist das kalt.", rief er.
„Hab ich dir doch gesagt.", erwiderte Lily bevor sie vorsichtig einen Fuß in das Wasser setzte. Sofort hatte sie das Gefühl ihr Fuß wäre in einem Eisklotz. Sie schüttelte sich kurz als ob sie versuchen würde so die Kälte abzuschütteln, dann sprang sie ebenfalls mit einem Kopfsprung in den See. Sie hatte das Gefühl die Kälte des Wassers würden für einen kurzen Moment jegliche Sorgen wegschwemmen.
Sie tauchte neben James auf, der sie breit angrinste. Sie waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, weshalb Lily nichts außer seiner haselnussbraunen Augen sehen konnte. Sie hatte das Gefühl das Dunkel würde sie mit ziehen, würde in ihm verschwinden.
James strich eine nasse Haarsträhne hinter Lily's Ohr. Die Berührung ließ sie kurz zusammenzucken.
„Weißt du eigentlich wie wunderschön du bist.", seine Stimme war kaum ein Flüstern. Das Grinsen war von seinem Gesicht verschwunden, er sah sie ernst an und in diesem Augenblick fühlte sich Lily so geliebt und geborgen wie nie zuvor in ihrem Leben. Es war egal, dass sie langsam erfror oder dass irgendwo da draußen Lord Voldemort herum lief und sie in Gefahr war. Das einzige was zählte, war, dass sie mit James hier war und sie für einander da waren. Für immer. 

Changes | JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt