Im Keller

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Der Frühling hatte die letzten Wochen dafür gesorgt, dass sich die Trostlosigkeit des Winters langsam verabschiedete. Zwar war es für die Jahreszeit immer noch ungewöhnlich kühl allerdings, war mit dem voranschreitenden Frühling die Welt wieder ein bisschen bunter geworden. Vor allem Lily merkte wie sehr sie diese Veränderung gebraucht hatte. Die Traurigkeit über den Tod ihrer Eltern und die ständige Bedrohung war immer noch ein ständiger Begleiter durch die Tage, doch mit dem Frühling waren auch ihre Lebensgeister wieder erwacht und sie hatte das Gefühl ihr altes Selbst war, wenigstens zum Teil, wieder da.
Da Lily seit dem Tod ihrer Eltern, und nun wegen ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft, nicht mehr für den Orden auf Missionen ging hielt sie sich meistens in ihrem Haus in Godrics Hollow auf.
Im Januar bevor sie von dem Unfall ihrer Eltern erfahren hatte, war sie meist damit beschäftigt gewesen Zauber zu wiederholen oder neue zu lernen. Das hatte sie nun aufgegeben, nicht, weil es ihr zu langweilig oder anstrengend geworden war, sondern schlichtweg, weil sie alle ihre Bücher bereits mehrfach zugearbeitet hatte und James ihr streng verboten hatte alleine raus zu gehen.
Somit war Lily gezwungen worden, sich eine neue Beschäftigung zu suchen. Daher saß sie nun auf der kleinen Bank im Garten und lass in einem Muggle Schwangerschaftsratgeber. Es war dafür nicht einmal nötig gewesen, dass Haus zu verlassen um diese zu bekommen, denn Sirius, der offensichtlich besessen davon war, brachte ihr seit Wochen immer wieder ein neues Buch über alle möglichen Tipps mit. Allerdings war das nicht alles, bei jedem seiner Besuche, begrüßte er weder sie noch James sondern stürmte sofort zu Lily und fing an mit ihrem Bauch zu reden, was James langsam ziemlich auf die Nerven ging.
Der Gedanke, dass Sirius Black der Pate ihres Kindes sein würde, hätte Lily vor ein paar Jahren noch in Panik ausbrechen lassen. Sirius Black war nicht gerade ein Mensch gewesen, den Lily sich mit einem Kind, geschweige denn mit einem Baby vorstellen konnte. James Vorschlag ihn trotzdem zum Paten zu machen, war Lily erst skeptisch gegenüber gewesen. Doch nun wusste sie, dass es keinen Besseren gab.
Sirius war jetzt schon unendlich vernarrt in das Kind und Lily fand das unglaublich süß.

Sie lächelte in Gedanken versunken, als James sie zurück in die Realität holte.
„Ich geh jetzt los, bin zum Abendessen wieder da. Dumbledore meinte es wäre nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme, vielleicht schaff ich es auch schon zum Nachmittag.", er küsste sie zum Abschied und verließ den Garten. Doch bevor er endgültig verschwand blickte er noch einmal zu Lily zurück, die schon wieder in ihr Buch versunken war.
„Hey Evans, ich liebe dich!" Grinsend hob Lily den Kopf und strahlte James an. „Ich dich auch, Potter."

Etwas ungeschickt, landete James auf der gepflasterten Straße von Hogsmead. Ein wenig Wehleidig blickte James hoch zum Schloss. Wie sehr vermisste er die Zeit in Hogwarts. Das Leben war irgendwie unbeschwerter gewesen. Natürlich war nicht alles immer schön gewesen, die Berge von Hausaufgaben, die Lehrer und die immer wiederkehrenden Abweisungen von Lily hatten ihn zwischenzeitlich schon ganz schön fertig gemacht, aber wenn er jetzt zurück blickte würde er lieber einen sieben Rollen Pergament langen Aufsatz über Zaubertränke schreiben, als immer zu mit der Angst leben zu müssen, dass einem seiner Freunde oder Lily etwas passierte.
Er wandte sich von dem gewaltigen Schloss ab und lief die Straße weiter entlang. James war auf der Suche nach einem Zauberer, Timothy Crosswood. Er war einer der Zauberer, die seit Voldemorts Attacke kurz vor Weihnachten überwacht wurden. Der Angriff hatte große Fragen aufgeworfen. Wie konnte Voldemort über so vieles, was im Orden geschah Bescheid wissen? Woher hatte er diese Insiderinformationen? Und darauf gab es nur eine Antwort: Ein Spion im Orden oder unter Freunden und Bekannten von Ordensmitgliedern. Und genau so ein Bekannter war Timothy Crosswood. Er war ein eher unscheinbarer Mann, der selber nicht viel leistete aber sich immer bei hochrangigen Leuten einschleimte. Dumbledore hatte auch ihn für den Orden anwerben wollen, aufgrund seiner Fähigkeit viel mitzubekommen, was ihn eigentlich nichts anging. Doch Timothy Crosswood gehörte zu den Menschen, die es bevorzugten sich nicht in Unannehmlichkeiten zu bringen. James hatte allerdings ein anderes Wort für Crosswood: Feigheit. Er hatte einfach nur schiss, dass wenn herauskam, dass er Mitglied im Orden ist, jederzeit umgebracht werden könnte. Timothy Crosswood würde seine Seele verkaufen, nur um besser dazustehen. Und genau deshalb war er ein möglicher Kandidat für einen Spion. Er hatte die nötigen Kontakte und wusste daher viel mehr als er eigentlich sollte und diese Informationen würde er ohne zu zögern an Voldemort weitergeben, wenn er dafür in Frieden gelassen wird.
Um diese Theorie entweder zu bestätigen oder zu wiederlegen wurde er von Zauberer aus dem Orden überwacht um möglicherweise zu beobachten wie er Informationen weiter gab. Crosswood war natürlich nicht der einzige, den Dumbledore observieren ließ. Dumbledore hatte mindestens zwanzig Zauberer, die in Frage kam ein Spion für Voldemort zu sein aber James kannte nicht alle ihre Namen. Die meisten waren einfach nur Idioten, die zwar eine Menge Blödsinn von sich gaben aber rein gar nichts mit Voldemort oder seinen Anhängern zu tun hatten. Die Missionen waren eher langweilig, denn man saß meistens irgendwo rum und sah zu wie sich die jeweilige Person zum Vollidioten machte.
James brauchte nicht lange um Crosswood zu finden. Er saß in den Drei Besen und war bereits sturzbetrunken. James setzte sich an einen der Tische in der Ecke, die durch das dunkle Licht gut geschützt waren und zückte ein Buch, eins von denen, die Sirius bei seinem letzten Besuch mitgebracht hatte. ‚Baby Betriebsanleitung' stand in weißen Lettern auf dem Umschlag. Er schlug das Buch auf und beobachtete dabei den kleinen, etwas dicklichen Zauberer, der jetzt in sehr uncharmanter Weise Madame Rosmerta versuchte zu beeindrucken. Doch anhand ihres Gesichtsausdruckes war ziemlich deutlich, dass das nicht funktionierte. Er spuckte schon fast beim reden und James sah wieder Madame Rosmerta angewidert das Gesicht verzog und sich umdrehte. Crosswood folgte ihr nicht, sondern ließ sich wieder auf seinen Platz fallen und fing an wild mit einem anderen Zauberer zu diskutieren, den James nicht kannte. Allerdings war das Gespräch nicht sonderlich interessant und hatte auch rein gar nichts mit irgendwelchen Ordensgeheimnissen zu tun. Seufzend ließ James seine Augen über einige Zeilen des Ratgebers fliegen, das würde wieder ein sehr langer langweiliger Tag werden.
Während James Seite für Seite der Anleitung für Babys las, schaute er immer wieder zu Crosswood, der aber weiterhin nichts Auffälliges tat.
James war so versunken, dass er nicht bemerkte wie zwei Männer den Pub betraten. Erst als sie direkt vor ihm standen registrierte er die Männer, doch da war es schon zu spät.
Sie packten den unvorbereiteten James und schleiften in aus dem Pub, James konnte sich nicht einmal an das plötzliche helle Licht von draußen gewöhnen, da wurde er schon in die Dunkelheit gezogen.

Changes | JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt