Ungewissheit

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„Du hast was?", Marlene sah Lily entgeistert an. Diese saß mit müden Augen gegenüber von Marlene am Gryffindortisch und stocherte in ihrem Müsli.
„Jetzt guck mich nicht so an Marls.", sagte Lily in genervten Ton.
„Du hast mir gerade erzählt das du James Potter geküsst hast. James Potter, den arroganten Idioten, den du so sehr hasst und sagst mir jetzt, dass ich dich nicht so angucken soll.", Marlene sah sie ungläubig an.
„Ich hasse James nicht.", protestierte Lily.
„Wäre auch besser, wenn du mit ihm knutscht."
„Ich knutsche nicht mit ihm, wir haben uns ein einziges Mal geküsst."
„Lily du machst mich fertig.", sie schüttelte nur den Kopf und widmete sich nun auch ihrem Frühstück.
„Aber heißt das, ihr seid jetzt zusammen?"
„Marlene!", stöhnte Lily auf.
„Was? Ich will halt wissen, was im Leben meiner besten Freundin vor sich geht.", sie blickte Lily unschuldig an.
„Bei Merlins Bart Marlene ich weiß doch auch nicht mehr als du. Er kam gestern während der Party zu mir und hat mich geküsst, danach haben wir getanzt bis ich um halb drei in den Schlafsaal bin, wo du, mal ganz Nebenbei, mit Sirius rum gemacht hast. Wir haben seit dem nicht geredet."
„Dann solltest du ihn fragen.", schlug Marlene nun mit ein wenig Mitleid in den Augen vor.
„Spinnst du.", nun war es an Lily ihre Freundin mit völliger Entgeisterung anzustarren.
Doch Marlene hatte keine Zeit noch etwas dazu zu sagen, den James und seine Freunde betraten gerade die große Halle und kamen schnur straks auf sie zu.
„Guten Morgen Lady's. Habt ihr gut geschlafen?", begrüßte Sirius sie.
„Also ich ja aber unser Lieblingsrotschopf ist heute etwas müde. Was aber auch kein Wunder ist, wenn man erst um halb drei schlafen geht.", zwinkerte sie mit einem Blick auf Lily.
„Was hat unsere brave Schulsprecherin den so lange gemacht.", grinste Sirius.
Anscheinend hatte James ihm nichts von gestern Abend erzählt, was Lily einen merkwürdigen Stich versetzte. Nicht das sie erwartet hatte, dass er gleich losrennt und es freudestrahlend der ganzen Schule erzählt aber sie hätte gedacht, dass er es seinem besten Freund erzählen würde.
Vielleicht konnte er sich gar nicht daran erinnern, er hatte schließlich einiges getrunken gestern oder vielleicht war es für ihn gar nicht so ein großes Ding wie für sie, auch wenn sie das niemals zu geben würde.
Erst jetzt bemerkte Lily wie die anderen sie ansahen, wartend auf eine Antwort.
„Ich hab nichts gemacht, was du nicht auch gemacht hättet.", sagte sie und blickte dabei Sirius an.
„Oho willst du mir damit sagen du hast mit jemandem geknutscht.", wackelte Sirius mit den Augenbrauen.
Lily spürte wie ihr aufeinmal heiß wurde und sich ihre Wangen rot färbten, was sie versuchte mit einem Augenrollen zu überspielen.
„Krone, hast du gehört.", er stieß seinem besten Freund an, der bis da hin nur angestrengt auf sein Teller geschaut hatte.
„Wir sollten los Marlene, wenn wir pünktlich sein wollen.", wechselte Lily schnell das Thema und war froh darüber, dass Marlene darauf ansprang und sich sofort von ihrem Platz erhob und Lily aus der Halle folgte.

*****

James saß da, als hätte ihm jemand einen eiskalten Eimer mit Wasser über den Kopf gekippt.
Wie ein zurückgelassener Hund blickte er Lily hinterher. Das entging seinen Freunden natürlich nicht.
„Hör auf wie ein liebeskranker Trottel zu gucken, Krone.", lachte Sirius, als er den Blick seines Kumpels bemerkte.
Doch anstatt ihm, wie sonst, einen Konter entgegen zu schmettern, schaute James auf seine Hände.
„Krone, ist alles okay?", fragte Peter vorsichtig.
„Wenn alles okay wäre, würde er dann so gucken", sagte Remus.
„Hat bestimmt was mit Evans zu tun.", stellte Sirius nüchtern fest und widmete sich weiter seinem Toast.
„Komm schon Krone, dir musst doch klar gewesen sein, dass sie irgendwann jemanden hat.", schmatze er mit seinem Toast im Mund.
James stöhnte genervt auf und wollte sich schon von seinem Platz erheben als Remus ihn festhielt.
„Nicht hilfreich, Tatze.", zischte er und wandte sich dann an James. „Vielleicht war das a nicht ernstes.", versuchte er seinen Freund aufzumuntern.
Doch das waren anscheinend nicht die Worte, die James hören wollte, denn er stand abrupt auf und eilte nun auch aus der großen Halle.


Als er vor dem Verwandlungsklassenraum ankam holte er das erste mal wieder tief Luft. Obwohl der Unterricht erst in fünfzehn Minuten beginnen würde ließ sich James schon auf seinen gewohnten Platz in der letzten Reihe nieder.
Er hatte gedacht, dass Lily nach dem Kuss gestern Abend offener und freundlicher mit ihm reden würde. Aber stattdessen hatte er das Gefühl, das sie wieder am Anfang standen.
Sie hatte ihm kaum in die Augen geschaut, sie hatte ihm nicht einmal einen Guten Morgen gewünscht.
Die Worte von Remus hatten auch nicht wirklich geholfen seine Zweifel zu zerstreuen. Eher hatten sie dazu beigetragen, dass er sich nun noch unsicherer war.
So nah wie in den letzten Monaten war er Lily noch nie gewesen. Er hatte sich tatsächlich Hoffnungen gemacht, dass er sie nun endlich von sich überzeugt hatte aber anscheinend war dies nicht der Fall.
Sie hatte auf James gewirkt, als würde die den gestrigen Abend mit all seinen Geschehnissen bereuen, und das versetzte James einen schmerzhaften Stich.
Er wusste nicht, ob er das noch allzu lange ertragen konnten.

Fünf Minuten später betrat der Rest der Klasse den Raum. Sirius setzte sich neben James und beugte sich besorgt zu ihm rüber.
„Hey Kumpel, was war den los?"
„Will nicht drüber reden.", murmelte James und sah nun nach vorne zu Professor McGonagall, die gerade mit dem Unterricht begann.
Doch Sirius ließ nicht locker. „Jetzt hör mal, tut mir leid was ich vorhin gesagt, dass Evans jemanden hat. Vielleicht ist da ja niemand. Vielleicht...", doch bevor Sirius weiter reden konnte, unterbrach James ihn. „Ich hab sie geküsst, gestern Abend."
„Du... du hast...", Sirius sah ihn überrascht an.
„Sie geküsst."


„Aber dann hat sie ja niemand anderen. Warum guckst du dann so? Müsstest du nicht vor Freude in die Luft springen?",auf Sirius Gesicht erschien nun Verwunderung.
„Hast du nicht bemerkt wie sie heute morgen drauf war, sie konnte mir nicht in die Augen schauen. Remus hat Recht, sie bereut es und empfindet nicht das Selbe."
„Woher willst du das wissen, vielleicht wusste sie einfach nicht wie sie auf dich reagieren soll und ob nun zusammen seid oder nicht."
„Tatze, ich sollte mir einfach nichts mehr vor machen. Sie ist einfach eine Nummer zu hoch für mich.", deprimier t ließ James sein Kopf auf den Tisch sinken.

Von der Stunde bekam er nicht viel mit und als esendlich zu Pause läutete, war er der Erste, der das Klassenzimmer verließ. Erhatte kein Nerv auf das ewige Gefrage seiner Freunde und Mitschüler, ob denalles okay sei. Also ließ er sich für den Rest des Tages krankschreiben.

****

Aber James war nicht der Einzige an diesem Tag, der sich am liebsten imSchlafsaal versteckt hätte.
Auch Lily war heilfroh als sie die letzte Stunde überstanden hatte.
Während Marlene, Alice und Mary zum Abendessen gingen, machte sich Lily schonmal auf den Weg in den Gryffindor Turm.
Der Gemeinschaftsraum war so gut wie leer. Verständlicherweise, denn diemeisten Schüler saßen jetzt in der großen Halle beim Essen.
Nur am Kamin saßen zwei Jungs. Als sie näher trat, stellte sie mit Erstaunenfest, dass es Remus und Sirius waren. Sie war schon fast unbemerkt an ihnenvorbei gekommen als sie ihren Namen hörte.
„Lily!"
Sie drehte sich zu den beiden um.
„Wir müssen mit dir reden.", Remus sah sie ernst an, was ihm anscheinend auchaufgefallen war, denn er zwang sich zu einem halbwegs freundlichen Lächeln.
Unsicher ließ sie sich in einem Sessel, den beiden gegenüber sinken.
„Was gibt's denn?", fragte sie.
„Es geht um James."
Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. War das jetzt sein Ernst, seine Freunde zuschicken um ihr zu sagen, dass er eigentlich gar kein Interesse an ihr hatte.
„Okay?"
„Es ist echt fertig, weißt du.", fing Remus an.
„Wieso das?"
„Naja, du hast ihn heute Morgen wohl ziemlich ignoriert und er hatte gehofftdurch den Kuss wärt ihr euch näher."
Damit hatte Lily nicht gerechnet.
„Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Mir war das ehrlich gesagt ein bisschenunangenehm, dass ihr alle von gestern Abend geredet habt und naja... er hatteeuch ja auch nichts erzählt, also bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass esfür ihn nicht bedeutet hatte.", zum Ende hin wurde sie immer leiser.
„Glaubst du das echt?", fragte Sirius jetzt und sah Lily entgeistert an.



„Er könnte jede haben, ich will noch nur was von mir, weil ich ihn bis jetztabgewiesen habe. Ich bin doch nur eine Art Challange, die er gewinnen kann. Undda ich, dass nicht mehr tue, verliert er natürlich das Interesse an mir."
„Evans, ich versteh echt nicht wie du so gute Noten haben kannst undgleichzeitig so dumm bist.
Für James bist du nicht nur irgendein Preis oder Herausforderung. Er mag dichwirklich und wir wissen das. Wir müssten uns seid Jahren sein Gerede anhören.Der arme Junge ist hin und weg von dir, ein liebeskranker Trottel. Er meint eszu hundert Prozent ernst mit dir und es macht ihn echt fertig, dass er keineGewissheit hat, was du von ihm denkst. Er ist total verwirrt.", lachte Sirius leichtund sah Lily belustigt an.
„Sag dem armen Kerl endlich, was du für ihn fühlst und erlöse ihn. Das heißt,natürlich nur, wenn du ihn auch magst."
„Natürlich.", platzte es aus Lily heraus, bevor sie darüber nachdenken konnteund sie fühlte wie sich ihr Gesicht erhitzte.
„Na wo ist dann das Problem.", Sirius grinste.    

Changes | JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt