Das mulmige Gefühl wegen Voldemorts Angriff verfolgte Lily und James über den Jahreswechsel hinaus. Es war sicher, dass Voldemort und seine Anhänger informiert worden waren. Trotz aller möglichen Schutzzauber und Sicherheitsvorkehrungen war Voldemort mit seinen Todessern viel zu schnell an den Orten gewesen. Aber nicht nur dies war ein Punkt, der alle verwunderte. Der Orden hatte einen sehr genauen und geheimen Zeitplan für die einzelnen Rettungsaktionen ausgearbeitet. Dass Voldemort, die einzelnen Familien in genau dieser Reihenfolge aufgesucht hatte war der eindeutige Beweis dafür gewesen, dass jemand aus dem Orden Informationen weitergegeben hatte.
Und genau diese Tatsache machte Lily eine gewaltige Angst, denn was hatte diese Person noch alles weitergegeben und was würde sie noch alles verraten. Dazu kam, dass sie sich wirklich niemand vorstellen konnte, der so etwas tun würde. Jeder könnte es sein, jede Person im Orden war nun ein potenzieller Verräter. Dabei war es so wichtig gerade jetzt vertrauen zu können und Lily hatte das Gefühl genau das konnte sie nun nicht mehr. Sie hatte Angst und fühlte sich so hilflos. Vor allem seit dem sie zu Hause saß.
Sie hatte das Versprechen an James eingehalten und nur kleinere Aufgaben übernommen. Aber die meisten Zeit saß sie in Godrics Hollow in ihrem kleinen Haus und versuchte sich mit Haushalt oder mit Lernen bzw. verbessern verschiedener Zauber abzulenken. Wobei sich James köstlich darüber amüsierte, wenn Lily wieder einmal auf der Couch im Wohnzimmer saß umgeben von alten Schul- und anderen Zauberspruchbüchern.
„Man könnte meinen du bist wieder fünfzehn.", grinste James als er eines Abend nach Hause kam und Lily mit konzentrierten Blick auf der Couch fand. „Sh Potter ich versuche nachzudenken.", gab sie ohne ihn anzugucken zurück. „Sag ich ja.", sagte James ohne, dass sein Lächeln verschwand.
Er ließ sich neben Lily auf die Couch fallen. Ohne Vorwarnung, drehte er vorsichtig ihren Kopf zu ihm und gab ihr einen langen Kuss. „Und ich finde es immer noch unglaublich süß.", flüsterte er ihr ins Ohr, was Lily eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Er küsste sie ein weiteres Mal nur diesmal mit noch mehr Druck und Leidenschaft, wodurch Lily langsam nach hinten glitt bis sie auf der Couch lag mit James über ihr. Er löste sich von ihr und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf Lily fallen.
„Ouch James.", stöhnte Lily allerdings mit einem leichten Lachen, welches James offensichtlich überhörte, denn er sprang erschrocken hoch und sah Lily besorgt an. „Oh shit, tut mir leid. Hab ich dir wehgetan?" „Nein, alles gut.", versicherte sie ihm. „Sicher?", hackte er nach. „Ja, sicher. Aber vielleicht solltest du dich noch bei diesem kleinen Niffler entschuldigen", die deutete auf ihren Bauch, der nur, wenn man genau hinsah und Lily wirklich gut kannte eine winzige Wölbung zeigte.
„Niffler?", fragte James verwirrt. „Naja irgendwie müssen wir es nennen, bevor es da ist und „es" hört sich nicht wirklich liebevoll an. Wäre die Hirschkalb etwa lieber?", lachte Lily.
Ohne auf die Frage zu antworten starrte James auf Lilys Bauch. „Wie groß ist er, was denkst du?", fragte er fasziniert. „Ich weiß nicht, so groß wie eine Blaubeere vielleicht."
James sah sie überrascht an. „Das ist ja winzig." „Er hat ja auch noch eine Weile.", sie lächelte als James wieder anfing ihren Bauch anzustarren.
„Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe.", sagte er ohne den Blick von der leichten Wölbung zu nehmen.
„Ich liebe dich auch." Für einen Moment herrschte Stille.
„Petunia ist auch schwanger.", sie versuchte es so beiläufig wie möglich zu erwähnen. Doch James hatte sich abrupt aufgesetzt und sah Lily an.
„Sie war letztens auch da, als ich meine Eltern besucht habe. Natürlich war sie der Meinung ich mache das nur, um ihr die Show zu stehlen. Was ein dämlicher Unsinn, als ob das geplant war. Aber das hab ich lieber für mich behalten, sie hätte mich sonst stundenlang damit zu getextet, dass ich ein wildes Leben führe und sich das nicht gehört. Und Merlin bewahre, dann hätte sie mich noch versucht aufzuklären und das konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Sie hat auch schon einen Namen, der sicher auf Vernons Mist gewachsen. Dudley.", sie spuckte den Namen aus als sei es etwas ekliges. „Der arme Junge.", kommentierte James nur.
„Oder? Wie kann man seinem Kind nur sowas antun."
„Wir haben noch keinen Namen.", stellte James fest.
„Aber wir haben auch noch jede Menge Zeit.", sie lächelte ihn zärtlich an und gab ihm einen sanften Kuss. „Aber wenn du schon Vorschläge hast immer her damit. So lange es nicht sowas ähnliches wie Dudley ist.", sie betonte dabei jede Silbe und verzog angewidert das Gesicht.
„Wie wär's mit James. Ich finde das ist ein fantastischer Name.", er grinste breit.
„Oh ganz sicher nicht, ich möchte nicht, dass der Name am Ende auf sein Charakter abfärbt."
„Was hast du gegen meinen Charakter?", fragte James gespielt beleidigt.
„Ich will nicht jede Woche einen Brief aus Hogwarts kriegen mit der Nachricht, dass mein Sohn schon wieder etwas in die Luft gejagt hat. Außerdem was ist, wenn es ein Mädchen wird? Nennen wir sie dann Lily." „Warum nicht."
Bevor Lily noch etwas hinzufügen konnte, klingelte plötzlich das Telefon.
Lily wusste sofort, dass es eigentlich nur ihre Eltern sein konnte. Das war der eigentliche Grund gewesen warum Lily auf ein Telefon bestanden hatte. Allerdings kam es ab und an vor, dass auch Remus, Sirius oder Marlene anriefen. Sirius hatte den Dreh zwar noch nicht so ganz raus, was Lily allerdings immer sehr entertainend fand.
Lily sprang auf, wobei einige der Büche auf den Boden fielen.
„Ja?", ging sie fröhlich ans Telefon. „Oh Hi Petu..."
James beobachtete wie Lilys Gesicht zusammenfiel. Das Lachen, dass vor wenigen Sekunden noch auf ihrem Gesicht getanzt hatte, war nun verflogen.
„Aber...wann...?" Besorgt war auch James aufgestanden und stellte sich neben seine Frau, die so aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Okay.", Lilys Stimme war rau und trocken.
Sie legte den Hörer hin und sah James ernst an. „M...meine Eltern...sie hatten einen Autounfall...sie sind tot.", die letzten Worten waren kaum noch zu verstehen, denn Lily hatte angefangen zu zittern und war in Tränen ausgebrochen. Ohne Vorwarnung sank sie zu Boden, dank James schneller Reflexe konnte er jedoch verhindern, dass sie hart auf den Boden aufschlug.
„Ich verstehe das nicht.", schluchzte sie. „Sie waren doch gerade noch da.", ihre Worte waren wegen des Zitterns in ihrer Stimme nur schwer verständlich. „Sie können mich doch nicht einfach alleine lassen, ich brauche sie. Ich brauch meine Mum, die mir erklärt wie...wie man das so mit einem Kind macht. Wir wissen doch noch gar nichts. Wer soll mir denn jetzt helfen, ich brauch sie, sie können nicht gehen. Sie können nicht...das geht nicht. Sie dürfen nicht...und Petunia, sie...sie können mich nicht mit ihr alleine lassen. Warum lassen sie mich zurück. Das geht nicht, das funktioniert nicht. Ich...kann nicht ohne sie. Sie können mich doch nicht zurücklassen."
Unfähig aufzustehen oder sich sonst in einer Art zu bewegen verharrten James und Lily auf dem Küchenboden gegen den Tresen gelehnt. Lily hatte offenbar keine weitere Kraft etwas zu sagen, denn sie schluchzte nur an James Schulter. Ihr ganzer Körper hatte angefangen zu zittern, was James immer mehr Sorgen bereitete als das Zittern nicht aufhörte. Er fühlte sich hilflos. Er war nur vor wenigen Monaten in der selben Situation gewesen und er wusste, dass jetzt nichts helfen würde. Keine gut gemeinten oder tröstenden Worte, das einzige was den Schmerz leicht abmildern konnte war damals Lilys Nähe gewesen. Also blieb James neben Lily sitzen und streichelte ihr beruhigend über den Kopf. Nach Stunden, wie es James vorkam ließ das Zittern langsam nach bis er nur noch Lilys ruhigen gleichmäßigen Atem neben sich hörte. Sie war eingeschlafen. Vorsichtig, ohne sie zu wecken hob er sie hoch und trug sie zurück zur Couch. James ließ sich in den Sessel fallen und beobachtete Lily, die nun friedlich schlief. Worüber er sehr dankbar war, denn Schlaf war das einzige, was einen in so einer Situation wenigstens für einen kleinen Moment vergessen lässt.Die Regenwolken hatten sich gelichtet und Platz für ein paar Sonnenstrahlen gemacht. Der Friedhof auf dem Lilys Eltern beerdigt wurden, wirkte freundlich, soweit ein Friedhof, dass eben sein konnte. Er lag am Rande eines Waldes, abgeschieden von lauten Straßen. Die Wege und Teile der nicht genutzten Fläche waren bepflanzt. Im Frühling und Sommer musste es sehr bunt hier sein, was James für wirklich schön fand.
Er hielt Lilys Hand während der gesamten Zeremonie. Der Pfarrer sprach viel von Auferstehung, doch James hörte ihm kaum zu.
Anschließend gab es, wie bei der Beerdigung von James Eltern, ein paar Leute die etwas sagten, auch Petunia hatte sich dazu entschieden eine kleine Rede zu halten. Sie erzählte von einigen schönen Erlebnissen mit ihren Eltern, doch ließ Lily dabei in ihren Erzählungen vollständig weg. James spürte wie Lilys Hand sich in seiner verkrampfte. Erst als Petunia sich wieder gesetzte hatte entspannte sich Lily langsam wieder ein wenig.„Das war wirklich schön Petunia.", Lily sah ihre Schwester traurig an. Doch diese hatte nur einen kalten Blick für sie übrig.
„Danke.", gab sie bissig zurück.
„Vernon und ich würden euch ja noch zu uns einladen aber wir möchten eine Freak-Freie Trauer.", mit diesen Worten drehte sie sich um und ging davon.
„Unmöglich, nicht einmal jetzt kann sie das für einen Moment vergessen.", zischte Lily wütend, die Trauer um ihre Eltern kurz durch die Wut auf ihre Schwester verdrängt.
„Wir sind doch erwachsen, da kann man doch vernünftig mit einander sprechen oder.", ihre Stimme erhitze sich langsam und James spürte schon ein Wutausbruch auf Lily Evans Art, so dass er wieder ihre Hand nahm. „Lass dich von ihr nicht runterziehen, dass würden deine Eltern nicht wollen."
„Du hast recht.", sie lächelte ihn leicht an. So verließen sie mit den anderen Gästen den Friedhof.
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Changes | Jily
FanfictionDas Glas zerbrach mit einem lauten klirren. Sie hatte gar nicht gemerkt mit was für einer Wucht sie das Glas auf den Tisch stellen wollte. „Lily, alles okay?", fragte sie Marlene besorgt. „Ja.", antwortete Lily bissig und warf noch ein Blick zwei Ti...