Wieder einmal Krankenflügel

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Der Vorfall mit Finn hatte Lily und die Rumtreiber enger zusammen gebracht. Und das freute einen am meisten: James. Lily verdrehte nur noch bei jedem zweiten Satz, den er sagte, die Augen und schrie ihn nur noch ein mal die Woche an.

„Was habt ihr jetzt?", fragte Mary am Morgen eines kalten verregneten Tages und sah ihre Freundinnen an. „Geschichte der Zauberei," seufzte Lily. „Warum hast du das überhaupt noch? Hättest du es mal lieber abgewählt so wie Marls und ich." „Ja ich weiß.", Lily zuckte die Schultern. „Ich kann jetzt aber nichts mehr daran ändern."
Um kurz vor neun machten sie sich auf den Weg zu Professor Binn's Klassenraum. Zusammen mit Lily mussten auch Remus, James und Alice die nächste Stunde damit verbringen die einschläfernde Stimme ihres Professors zu lauschen.
Sie setzten sich in die letzte Reihe und holten ihre Federn raus. Schon nach den ersten fünf Minuten war die Klasse abgedriftet.
Alice Kopf lag auf dem Tisch, James kritzelte auf einem Blatt Pergament und Lily starte dröge aus dem Fenster. Nur Remus widerstand der einschläfernden Stimmung und schrieb mit, was Professort Binns über die Aufstände der Kobolde erzählte.

Lily's Aufmerksamkeit wurde auf ein flatterndes Etwas gelenkt, was vor ihren Augen hin und her flog. Sie schnappte es aus der Luft und entfaltete, das Pergament.

Hast du nach dem Unterricht Zeit? Remus hat mich gerade erinnert, dass wir noch Zaubertrank Hausaufgaben haben und du weißt wie schlecht ich bin. Kannst du mir vielleicht dabei helfen?
P.S Du bist echt hübsch, wenn du dich langweilst.

Lily drehte sich um und sah ein grinsend James an. Sie blickte wieder auf das Pergament und schrieb ihre Antwort

Ja klar, wenn du Hilfe von der Meisterin brauchst und so nett fragst.
P.S Wie? Nur wenn ich mich langweile.

Sie faltete es und ließ es zu James fliegen. Sie sah zu, wie er es entfaltet und es las. Ein breites Grinsen erschein auf seinem Gesicht. Lily drehte sich wieder um und blickte wieder aus dem Fenster.
Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen, die großen Tropfen fielen laut prasselnd gegen die Scheibe. Ein leichter Nebelschleier hing jetzt an den Fenstern. Das Wetter war seit den Weihnachten kontinuierlich schlechter geworden. Seit drei Wochen regnete es und es schien auch nicht, so als ob sich das bald ändern würde.
Lily hoffte, dass der Regen wenigstens bei ihrem nächsten Quidditchspiel eine Pause einlegte.

Als es endlich zur Pause leutete machten sich Lily und James auf den Weg in die Bibliothek. Sie setzten sich an einen freien Tisch.
„Also... wenn der Trank langsam bläulich wird nicht drei mal nach links, sondern zwei mal nach rechts rühren?", fragte James, nachdem sie schon eine Stunde bei der Arbeit waren.
„Genau." „Und warum? Also wo ist da der Unterschied?" „Dabei löst sich die Schlangenhaut besser auf." „Hmm. Okay." „Da wars das?" „Ja, wenn du das jetzt verstanden hast?", hakte Lily nach.
„Ja. Du solltest jetzt aufpassen damit ich dich nicht vom Thron stoßen.", lachte er.
„Davon träumst du, Potter.", auch sie lachte. Und da war es wieder, dieses atemberaubende Funkeln in ihren Augen. Ihr Lachen hatte die selbe Wirkung auf James wie Veela auf Männer.
Er wollte irgendetwas Beeindruckendes machen, etwas was ihn von anderen abhob. Er wollte ihr zeigen, wie viel sie wert war. Er versuchte seine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt zu richten.
Diese Wirkung, die Lily auf ihn hatte, hatte schon dafür gesorgt, dass James gegen Tische oder Wände lief oder dass er sich zum Trottel machte, in dem er auf einen der Haustische stieg und ihr ein improvisiertes Gedicht vortrug, was aber absolut grausam war.
Aber James hatte sich Remus' Worte zu herze genommen. James wollte mit Lily befreundet sein, ihr zeigen, was für ein Mensch er wirklich war und das war nur möglich, wenn er seinen Verstand einsetzte.
„Wollen wir zurück in den Gemeinschaftsraum?", riss Lily ihn aus seinen Gedanken. Er nickte. „Ich muss noch ein paar Trainingseinheiten planen." „Ich hoffe das Wetter bessert sich. Ich habe echt keine Lust bei dem Wetter zu spielen.", sagte Lily und sah aus dem Fenster. „Ja, das wäre echt schön aber wenn nicht bekommen wir das auch hin." „James? Ich möchte ja deinen Traum vom Pokal nicht zerstören aber du weißt schon, dass wir letzte Mal verloren habe und eigentlich nur eine auf die Schnelle zusammengestellte Mannschaft sind.", sie sah ihn mitleidig an. „Ja aber wir haben immer noch eine winzige Chance und vielleicht geschieht ja ein Wunder." „Hast du dir schon mal überlegt noch mal nach anderen Spieler zu suchen, die besser sind und wirklich spielen können?", fragte Lily und sah ihn dabei ernst an. „Nein warum?" „Naja, ich bin jetzt nicht herausragend.", murmelte sie leise. „Lily, du bist gut. Jeder verliert mal ein Spiel, das sagt aber nichts über die Leistung aus." Sie antwortete nicht, sondern lächelte ihn nur schüchtern an. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal im Quidditchteam bin.", sagte sie plötzlich. „Ich hätte das, um ehrlich zu sein, auch nie gedacht. Ich war immer der Meinung, dass du Quidditch nicht mal magst." „Ja, das dachte die meisten.", sie zuckte sie Schultern.

****

Lily's Wunsch ging in Erfüllung. Am Tag des Quidditchspieles hatte sich die Sonne durch die grauen Wolken gekämpft. Es war immer noch kalt und so saßen die Hogwartsschüler in Schale und Mäntel gewickelt auf den Tribünen als die Gryffindors und Hufflepuffs das Feld betraten.
Als der Pfiff ertönte stießen sie sich vom Boden ab und das Spiel begann.

Gryffindor führte mit 20 Punkten. James, Rose und Marlene hatte wie immer gute Arbeit geleistet.
Auch die Treiber, Sirius und Gideon waren heute gut drauf. Aber auch die Hufflepuffs hatten heute einen besonders guten Tag. Sobald Gryffindor einen Punkt machte, folgten die Huffelspuffs mit einem Anschlusstreffer, das würde eine knappe Sache werden.
Lily sah sich fieberhaft nach dem Schnatz um, sie musste ihn fangen. Sie konnte die Gryffindors nicht erneut enttäuschen.
Und dann sah sie ihn, der kleine goldene Ball flog um einen der Torringer der Hufflepuffs. Lily beschleunigte ihren Besen und raste auf den Schnatz zu. Das bliebt allerdings nicht unbemerkt, Luke, der Sucher von Hufflepuff, war ebenfalls losgeschossen. „Lily pass auf!", rief ihr jemand zu und keine Sekunde zu spät tauchte Lily ab. Ein Klatscher flog nur Zentimeter an ihr vorbei und traf Luke, der zur Seite wegklappte.
Sie sah sich nach dem Schnatz um, doch er war schon wieder verschwunden.
Lily zog erneut Kreis um das Stadium und versucht krampfhaft den Schnatz ausfindig zu machen.
Es stand nun 70 zu 80 für Gryffindor. Der Schnatz war immer noch nirgendwo zu sehen.
Ein weiterer Klatscher verfehlte Lily nur um Haaresbreite und flog auf Amos Diggeroy zu. Ihr Treiber, Wittlock holte aus um den Klatscher daran zu hindern noch einen ihrer Spiele vom Besen zu hauen. Doch anstatt den Klatscher traf er James, der gerade an ihm vorbei flog, mit voller Wucht im Nacken. James fiel sofort zu Seite und landete 8 Meter tiefer auf dem Boden.
Ein Schrei entfuhr Lily und sie stürzte ihm hinter her. „LILY!", sie blickte sich um. Sirius zeigte auf einen goldenen Schimmer, der nur wenige Meter über den Bode schwebte. Lily ging wieder in den Sturzflug. Kurz vor dem Bode bremste sie ab. Ihre Hand schloss sich um den kleine goldenen Ball. „Evans fängt den Schnatz!", rief der Stadionsprecher und die Gryffindorkurve jubelten.
Die anderen landete jetzt, doch anstatt ihren Sieg zu feiern, liefen sie zu James, der immer noch regungslos am Boden lag. „James? James?" „Vorsicht Evans, sonst denk ich noch du machst dir Sorgen um mich.", murmelte James und sein typisches Rumtreibergrinsen umspielte leicht seine Lippen. Er wollte sich aufsetzten, doch stöhnte nur. Er musste große Schmerzen haben.
„Bleib liegen, du bist gerade acht Meter gefallen." Madam Hooch kam herbei. Sie ließ eine Trage herbei kommen auf der James zum Krankenflügel gebracht wurde.
Die Rumtreiber und das Team folgten ihr.
„Mr Potter, sie schon wieder. Werden ich jemals ein Jahr erleben, in dem sie mich nicht beehren.", kam Madam Pomfrey herbei gerannt. Sie schüttelte den Kopf und fing an James' Knochen zu heilen.
„Okay wir kommen später wieder.", sagte Remus. Lily drehte sich um, um ihren Freunden zu folgen, doch jemand griff nach ihrer Hand, gefolgt von einem schmerzhaften Aufstöhnen. „James, was machst du, deine Hand in gebrochen?", fragte sie James, der sie jetzt mit schmerzverzerrten Gesicht ansah. „Kannst du hier bleiben?" „Ehm, ich weiß nicht ob Madam Pomfrey, dass..." „Bitte Lily."
„Miss Evans vielleicht wäre es wirklich besser, wenn sie bleiben. Ich kann zwar die meisten Brüche schnell heilen, aber für einige braucht es mehr Zeit. Er wird diese Nacht große Schmerzen haben, da sollte jemand hier bleiben." Lily sah sie schockiert an aber ließ sich ohne ein Wort auf ein Stuhl sinken.
„Sicher, dass ich bleiben soll? Ich kann auch Sirius oder Remus oder Peter holen.", sie sah James fragend an. „Ja." „Okay, dann bleibe ich." „Danke."

****

James wachte mitten in der Nacht auf. Sein Bein brannte wie verrückt. Er stöhnte leise. Er liebte Quidditch und war deswegen auch schon oft im Krankenflügel gewesen aber das hier war echt Schmerzhaft. Sein brannte immer mehr und fing langsam an zu zitterten. „Fuck.", stieß er leise aus.
„Hey James, alles okay?", Lily war wach geworden und sah ihn müde an. „Ja... alles gut.", zischte er durch seine Zähne und versuchte so normal wie möglich zu klingen.
„James? Hey? Madam Pomfrey meinte du wirst Schmerzen haben, das musst du jetzt nicht verstecken. Ich verrate es auch niemanden, damit du James Potter, der Quidditchheld bleiben kannst.", sie zwinkerte. Eine neue Welle aus Schmerz durchfuhr ihn. „Hey.", Lily sah ihn besorgt an und strich ihm über die Haare. „Willst du was zu trinken? Soll Madam Pomfrey holen?" „Nein brauchst du nicht mir geht's gut. Also außer du hörst dann damit auf mein Kopf zu streicheln, dann geht's mir schlecht." Lily verdrehte die Augen aber nicht, ohne ihm ein kleines Lächeln zu schenken.
„Geht's wieder?" „Ja." Sie setzte sich wieder auf das Bett neben ihn. „Du solltest schlafen.", riet sie ihm.
Er schloss die Augen.
Er würde niemanden davon erzählen aber wenn Lily bei ihm war, waren alle Schmerzen halb so schlimm. Sie war sein Fels in der Brandung, sie machte seinen Tag hundert mal schöner, sie könnte ihn aus jeder Situation wieder raus helfen. Nichts könnte James runter ziehen, wenn sie da war.


3H^

Changes | JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt