Changes | Jily

Urlaub vom Krieg

Die Sonne, die von draußen durch die Vorhänge schien war bereits heiß doch Lily Potter starrte gegen die Decke ihres Schlafzimmers. Seit einer Stunde lag sie so dar, obwohl sie wusste, dass es schon längst Zeit war aufzustehen. James war bereits in den frühen Morgenstunden aufgestanden um zu seiner Schicht für den Orden zu gehen. Aber Lily war einfach nicht im Stande ihr Bett zu verlassen. So lange sie hier war, fühlte es sich sicher an, als würde die Welt da draußen für einen kurzen Augenblick still stehen.
Ein lautes Hupen von draußen stoppte Lily's Gedankenfluss. Erschrocken sprang sie auf, lief zum Fenster, das zum Garten gerichtet war und schob vorsichtig die Vorhänge beiseite. „Das ist doch nicht ihr ernst.", stöhnte Lily. Mit schnellen energischen Schritten stürmte sie die Treppe runter und riss die Tür auf. „Was zu Merlins linken Ohr ist denn euer Plan?", rief sie der Gruppe junger Frauen zu, die vor ihrem Garten stand.
„Wonach sieht's denn aus? Wir fahren weg.", grinste Marlene. „Aber vielleicht solltest du dir vorher was anderes anziehen und pack ein Bikini ein.", ergänzte sie mit einem Blick auf Lily's Pyjama.
„Ihr seid doch verrückt. Wir sind...es ist gefährlich wir können nicht...", doch Lily's Argumentation wurde von Alice unterbrochen.
„Doch Lily Maus, wir machen Urlaub vom Krieg. Wir haben uns das deutlich verdient."
„Energie tanken, nennt man das. Und davon brauchen wir noch einiges, wenn wir Du-weißt-schon-wen fertig machen wollen.", fügte Mary hinzu.
„Ja okay, gebt mir zehn Minuten.", kopfschüttelnd lief Lily zurück ins Haus. In Eile zog sie sich eins ihrer Sommerkleider an und stopfte ein zweites Kleid, ein Bikini, Sonnencreme und ihre Sonnenbrille in eine Tasche. Ihre Haare band sie zu einem Zopf zusammen und ließ ihre Augenringe mit ein wenig Concealer verschwinden.
„Sieben Minuten, Rekordzeit würde ich das nennen.", grinste Lily als sie zurück zum Auto kam.
Sie setzte sich neben Alice auf die Rückbank. „Wo hast du das eigentlich her?", fragte Lily Marlene, die sich währenddessen auf den Fahrersitzt fallen gelassen hatte.
„Arthur Weasley, du weißt der vom Orden, der Mann von Molly. Die Rothaarige. Er kannte jemand, der Mugglefahrzeuge verkauft."
Marlene startete den Motor. Ihr Weg führte sie aus der Stadt raus, nach einer Weile fuhren sie eine lange Landstraße entlang. „Wohin fahren wir eigentlich?", fragte Lily. „Ans Meer. Wasser ist das entspannenste Element.", antworte Mary und drehte sich zu Lily um, dann sah sie wieder zu Marlene und sah sie fragend an. „Sag mal wie hast du eigentlich geschafft die Fahrprüfung zu bestehen?"
Das war offensichtlich eine Frage die Marlene unangenehm war, denn ihre Ohren liefen scharlachrot an. „Naja...also Sirius musste ja auch...wegen dem Motorrad und naja... wir haben zusammen gelernt." „Achso?", hackte Mary nach und grinste ihre Freundin wissend an.
„Die größere Frage ist eher, warum Lily ihren Führerschein nicht hat.", lenkte Marlene das Thema weg von sich.
„Ich hab halt keinen heißen Lernpartner.", gab Lily zurück worauf Marlene wieder rot anlief.
Doch sie erwiderte nichts sondern schaltete das Radio an. Aus den Boxen erklang laut Honey, Honey von Abba. „Oh nein.", stöhnte Marlene, das wurde allerdings durch Alice und Lily übertönt, denn die beiden hatten beim ersten Ton bereits angefangen den Text mitzusingen. „Warum tun sie das immer?", seufzte Marlene leise, so das nur Mary es hören konnte. Mary grinste sie nur frech an und fing ebenfalls an zu singen. Sie wusste wie sehr Marlene Abba hasste. Nicht unbedingt, weil sie die Musik wirklich nicht mochte, es lag eher daran, dass es immer gespielt wurde sobald Lily und Alice in der Nähe waren.

„Na endlich.", rief Marlene erleichtert als sie den Strand erblickte. Sie fuhr auf den kleinen Parkplatz, der Menschenleer war.
Auch der Strand selber war nicht allzu voll, nur in einiger Entfernung konnten sie weitere Besucher erkennen.
Sie breiteten zwei Decken aus worauf sie ihre Taschen abgestellten. Mit einem Schwung ihrer Zauberstäbe waren sie umgezogen. „Wer kommt mit?", fragte Mary, die bereits auf das Meer zu lief.
Das Wasser war gar nicht so kalt wie Lily gedacht hätte. Sie war früher öfter mit ihren Eltern und Petunia ans Meer gefahren, aber England war nicht unbedingt bekannt für seine heißen Sommer. Das Wasser war meistens trotz der warmen Sonne furchtbar kalt. Aber dieses Jahr hatte der Sommer eine rekordverdächtige Hitze erreicht und das über mehrere Wochen. Dadurch war das Wasser tatsächlich angenehm.
Abgekühlt und zufrieden lagen sie auf den Decken. „Wer will was trinken?" Marlene hatte eine Flasche Wein aus ihrer Tasche gezogen. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabs flogen vier Gläser herbei. „Auf die Zukunft.", sagte Alice und hielt ihr Glas. „Auf die Zukunft.", stimmten die anderen drei zu und hoben ebenfalls ihr Glas.
„So Sirius also?", fragte Lily und sah ihre Freundin an. „Ich dachte immer das wäre nur so eine nette Affäre." „Wer sagt, dass es was anderes ist?", zwinkerte Marlene und nahm einen weiteren Schluck.
„Dein Gesicht Marls, dein Gesicht.", antworte Alice und lachte.
„Was ist mit meinem Gesicht?"
„Es verrät eindeutig, dass da mehr ist als eine kleine Affäre. Du weißt ich erkenne sowas, ich hab damals auch Lilys Gefühle für James gesehen, bevor sie selbst etwas davon wusste. Also Marls was ist da los? Ist das was Ernstes", fragte Alice nochmal.
„Naja... ihr wisst wir haben in Hogwarts schon öfter mal...na sagen wir, wir hatten unsere kleinen Treffen.", sie machte eine kurze Pause und sah ihrer Freundinnen an, die sie alle wissend angrinsten. „Und nach unserem Abschluss haben wir uns weiter getroffen...erst so weitere kleine unzwängliche Treffen. Ihr kennt ihn ja, ich bin immer davon ausgegangen, dass ich nicht das einzige kleine Treffen bin. Daher hab ich ihn irgendwann, eher aus Spaß, gefragt, ob seinen anderen weiblichen Freundinnen nicht eifersüchtig sind, weil er so viel Zeit mit mir verbringt...und...naja er wurde plötzlich sehr ernst und meinte, dass da niemand anderes wäre und hat mich dann gefragt, ob ich denn andere treffen. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich die meiste Zeit mit ihm verbringe. Eigentlich haben wir ständig was zusammen gemacht und nicht wie früher...ich meine...nicht nur körperliche Aktivitäten, wenn ihr wisst was ich meine. Es war eher so, wir haben uns fast täglich gesehen und wenn nicht hat er mir geschrieben, nur kurze Briefe mit Dingen wie ‚Ich hab heute Patrouille, wann hast du Schicht? ' oder ‚Ich bin heute mit James unterwegs'. Und wenn wir uns gesehen haben, dann haben wir was unternommen oder er hat was gekocht. Wusstet ihr das? Der Mann kann wirklich kochen, also wirklich, so richtig. Naja oder wir haben halt gelernt für die Prüfung."
„Klingt für mich sehr nach einer Beziehung.", warf Alice ein.
„Ja, das ist uns irgendwann auch aufgefallen und Sirius naja er hat dann gefragt, ob das für mich okay ist und naja...", sie brach ab.
Ein lautes Quietschen ertönte von Mary. „Ich würde daher mal behaupten, dass wir irgendwie, so komisch das auch klingt, sowas wie zusammen sind.", beendete Marlene ihre Erklärung und lief wieder rot an.
„Du bist als die Freundin von Sirius Black. Sirius Orion Black.", grinste Lily. „Scheint so."

„Wisst ihr ich kann mir das wirklich vorstellen, so mit ihm, also ich meine so für immer. Wie du und Frank und du und James.", sagte Marlene nach einer Weile und drei weiteren Gläsern Wein.
„Dann brauchen wir ja nur noch einen Heiratsantrag."
„Sirius Black, der einen Antrag macht? Das kann ich mir irgendwie so gar nicht vorstellen.", überlegte Mary. „Aber wenn dann für dich Marls.", fügte sie hinzu.
„Das muss ja noch nicht jetzt sein. Aber so in ein paar Jahren.", sie sah aufs Wasser und ihr Blick verschwamm.
„Und wie sieht's bei dir aus Mary?"
„Nichts Neues. Ich versuche wie ihr einfach zu überleben da ist keine Zeit jemanden kennenzulernen."
„Was ist denn mit Remus?"
„Remus ist toll aber er ist mein Freund, da könnte niemals was sein. Aber das ist auch okay so, ich bin erstmal so zufrieden wie es ist.", sie lächelte.
„Und bei dir Alice?"
„Naja...Frank und ich...wir versuchen...also wir wollen eine Familie.", jetzt war es Alice, die tief rot wurde.
„Was? Und das sagst du erst jetzt?", schrie Lily schon fast. „Ich freu mich so für euch."
„Noch bin ich nicht schwanger.", grinste sie. „Wir haben lange darüber gesprochen, wegen des Krieges und so. Wie schlau ist es jetzt schwanger zu sein bzw. ein Kind in diese Welt bringen? In dieses gefährlichen Zeiten. Aber wir wollen es und man weiß nie wie viel Zeit einem bleibt. Schlussendlich gibt es wohl nie einen perfekten Zeitpunkt daher ja...", sie lächelte schüchtern.
„Da hast du Recht. Ich finde es sehr schön und mutig. Das ist in den Zeiten wenigstens etwas Schönes."
„Habt ihr schon Namen?", fragte Mary aufgeregt.
„Nein, Mary ich bin noch nicht mal schwanger."
„Heißt ja nicht, dass du noch keine Namen im Kopf hast."
„Also klar ein paar schöne gibt es aber noch nichts Explizites."
„Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Waren wir nicht gerade alle in unserem ersten Jahr in Hogwarts. Hast du nicht.", Marlene sah zu Lily. „James gerade noch gehasst und ihn als Idiot bezeichnet, der nichts anderes im Kopf hat als seine dämliche Frisur und Quidditch. Und jetzt bist du mit ihm verheiraten, Alice hat bald eine Familie und wir kämpfen in einem Krieg. Das klingt alles so erwachsen. Dabei fühl ich mich noch gar nicht so.", seufzte Marlene. Für eine Weile waren alle still und sahen den leichten Wellen zu, wie sie auf den Strand trafen.

„Versprecht mir dass wir das nochmal machen nach dem Krieg, versprecht mir, dass wir alle leben werden.", unterbrach Mary die Ruhe.
„Mary, ich verspreche dir, dass wir alle, sagen wir am 16. Juni. 1982 wieder hier sitzen vielleicht dann schon mit dem kleinen Frank oder einer kleinen Alice. Und einer mit Sirius Black verheirateten Marlene." Marlene gluckste während sie ein Schluck aus ihrem Glas nahm.
„Wieso gerade der 16. Juni 1982?", fragte Mary verwirrt.
„Bis dahin ist der Krieg ganz sicher vorbei. Mehr als drei Jahre brauchen wir nicht um ihn aufzuhalten.", sagte sie mit einem siegessicheren Lächeln.
„Ich finde das klingt nach einem Plan.", Alice schenkte alle den letzten Rest des Weines ein.
„Darauf, dass wir in drei Jahren wieder genau hier sitzen."