Die verdammten Gefühle

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James wachte am nächsten Morgen mit furchtbaren Kopfschmerzen auf. Er stemmte sich hoch. Sein Kopf hämmerte wie verrückt und ihm war schwindlig. Er nahm seine Brille vom Nachtisch und setzte sie auf. Die anderen Betten waren schon leer. Er stand langsam auf, um in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Er ließ sich in einen Sessel fallen und schloss die Augen. Das kleinste Licht brannte in seinen Augen und alles drehte sich. „Na Krone." „Schrei doch nicht so, Tatze." „Ich schrei doch gar nicht."
„Vielleicht solltest du, bevor du das nächste mal drei Flaschen Feuerwiskey trinkst...", Remus hielt inne, sah von seinem Buch aus und blickte James an. „Es einfach lassen." „Moony, ich bin jetzt nicht in Stimmung um eine Standpauke von dir zu ertragen."
„Willst du uns den jetzt mal erzählen, was gestern Abend passiert ist."
Die Erinnerungen an gestern Abend kamen zurück und erneut durchfuhr ihn ein schmerzhafter Stich. „Hallo James?" „Hmm?", Remus, Peter und Sirius sahen ihn an. „Was?" „Krone, spuckts endlich aus."
„Ich meinte zu Lily, sie hätte schöne Augen und dann ist sie aufgestanden und hat mich angeschrien, dass sie niemals was von mir wollen wird.", murmelte James und sah auf seine Hände.
„Bevor ihr irgendwas sagt, ich bin kein Vollidiot.", Remus sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich meine ich bin nicht dumm.", ergänzte James. „Ich weiß, dass sie kein großer Fan von mir ist-„ „Sie ist gar kein Fan.", unterbrach Sirius ihn. James sah ihn genervt an. „Ja Tatze, ich habs verstanden."
„James vielleicht solltest du aufhören es so sehr zu versuchen und dich einfach mit ihr anfreunden.", schlug Remus vor und sah ihn mit seinem typischen, wissenden Blick an.
Der gestriege Vorfall hatte James zum Nachdenken gebracht. Er wusste zwar, dass Lily einen großen Einfluss auf ihn hatte allerdings war ihm bis gestern Abend nie bewusst gewesen wie sehr sie sein Leben und seine Laune kontrollieren konnte. Er musste etwas ändern und vielleicht war dies der richtige Moment, um Lily aufzugeben. Sie wollte nichts von ihm und das hatte James nun endlich akzeptiert. Hogwarts beherbergte so viele andere und die meisten würde eine Menge dafür geben mit James zusammen zu sein. Es war Zeit Lily loszulassen.

****

Die Ferien neigten sich dem Ende und langsam trudelten alle Mitschüler, die ihre Ferien zu Hause verbracht hatten, wieder ein.
Als die Ferien endgültig vorbei waren, hatten die Siebtklässler keine Schonfrist. Die Lehrer bombardierten sie mit Hausaufgaben und es blieb ihnen kaum noch Freizeit.
So saßen die Siebtklässler von Gryffindor an einem Freitagnachmittag im Gemeinschaftsraum und brütteten über ihren Büchern und versuchten alle ihre Aufsätze fertig zu schreiben.
„Hey Babe. Hast du Lust mit runter an den See zu kommen?", Finn war in den Gemeinschaftsraum gekommen und ließ sich nun neben Lily fallen. „Ich kann nicht, ich muss noch den Aufsatz für Flitwick zu ende schreiben.", sie sah ihn enttäuscht an. „Macht nichts.", er gab ihr einen Kuss und legte einen Arm um sie. „Dann bleib ich auch hier." „Aber ist dir das nicht zu langweilig?", fragte sie und sah ihn skeptisch an. „Was könnte spannender sein als bei dir zu sein.", er lächelte sie an. Der Kuss, der darauf folgte ließ James Grinse, was er bis eben auf dem Gesicht hatte verschwinden. Er sah wieder auf sein Aufsatz und versuchte sich an die Wirkungs von Affrodilwurzeln zu erinnern. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Er blickte mit aller Kraft auf sein Pergament um nicht zu sehen zu müssen, wie das Mädchen, dass er seit Jahren vergötterte, einen anderen mit einer solchen Zueignung ansah, dass James schlecht wurde.
Mit einem lauten Quietschten wurde James aus seinen Gedanken gerissen. Als er auf sah stand eine puter rote Alice vor ihnen. „Guck mal, was mir Frank eben geschenkt hat.", sie kicherte wie ein kleines Mädchen und hielt eine Halskette hoch, an der mehrere kleine vergoldete Blüten hingen. „Oh mein Gott, die ist ja wunderschön."; schwärmte Mary und nahm Alice die Kette ab um sie genauer zu begutachten. „Die sieht dem Armband was ich von dir bekommen habe ähnlich.", sagte Lily und sah Finn strahlend an. „Welches Armband.", er sah sie verwirrt an. „Na das du mir zu Weihnachten geschenkt hast." „Ich... ich hab dir kein Armband geschenkt, du hast mein Geschenk doch nach Weihnachten bekommen, das war ein Buch.", nun sahen sie beide verwirrt drein. „Aber von wem ist es dann?" „UUh Lily hat ein heimlichen Verehrer.", kreischte Marlene. „Marls!", Lily sah sie wütend an. „Da stand nicht mal mein Name drauf, also war es wahrscheinlich gar nicht für mich." „Komm schon Lily. Ich dacht du bist die Schlauste in unserem Jahrgang.", lachte Mary. Aber Lily ging nicht darauf ein, sondern blickte zu Finn: „Samstag steht noch oder?" „Klar."

Der restliche Tag verlief schleppend bis die vier Rumtreiber am Abend in ihrem Schlafsaal saßen.
„James?", räusperte sich Remus. „Ja?", James, der bis eben noch in „Qualität für Quidditch" geblättert hatte, sah ihn fragend an. „Das Armband war von dir. Oder?" Das war eigentlich keine Frage. Remus durchschaute einen immer, manchmal sogar, noch bevor man sich selber durchschaute. „Welches Armband?", versuchte James so unwissend wie möglich zu sagen, doch er sah schon in Remus' Gesicht, dass er ihm das nicht abkaufte. „Ich... ich... ehm", er brach ab und sah aus dem Fenster, er wollte und konnte Remus Blick jetzt nicht sehen, denn er wusste was er sagen würde. „Sag einfach nichts Moony.",murmelte er, immer noch aus dem Fenster guckend. „Okay."
Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein feuriges Rot. Und da war es wieder und nicht zu bendigende Sehnsucht nach Lily. Ihre dunklen rote Haare, die ihr ins Gesicht vielen, wenn sie so konzentriert ihre Hausaufgaben machte, dass sie nichts um sich herum mitbekam. Ihre smaragdgrünen Augen, die leuchteten wenn sie lachte oder voller Stolz eine schwierige Aufgabe beendet hatte und dafür von den Lehrern gelobt wurde. Ihr Lachen, dass einen ganzen Raum erhellte und die Welt, egal wie grau sie ist, bunt erscheinen ließ. James könnte diesem Lachen dem Rest seinen Leben zu hören, ohne dass es ihn nerven könnte. Und jedes Mal wenn er sah wie Lily dabei ihren Kopf zurückwarf und ihre Haare dabei nach hinten flogen, könnte er sie küssen. Jedes Mal, jedes verdammte Mal fühlte er sich als ob ihm der Boden unten den Füßen weggerissen und er fallen würde. Und jedes Mal fühlte er sich wie ein riesen Idiot.
„Krone, du weißt ich liebe Lily, sie ist meine beste Freundin. Und du weißt ich würde mich für dich wirklich freuen wenn du dein Mädchen bekommst aber um ehrlich zu sein glaub ich nicht, dass es zur klappen wird. Sie ist wirklich glücklich mit Finn und du solltest es auch sein. Du bist der beliebteste Junge an der Schule, naja abgesehen von Tatze. Also...", Remus sah ihn unsicher an. „Hmm.", brummte James. „Wann gehen wir morgen los?", hörte James Peter von der anderen Seite des Raumes fragen. Typisch Pete. Er war so unschuldig und naiv. James war froh ihn als Freund zu haben. „So um 11?" „Ja hört sich gut an."

****

Ihre üblichen Einkäufe bei Zonkos waren schneller erledigt als gedacht und so betraten die Jungs am frühen Nachmittag die Drei Besen. „Da hinten ist noch was frei.", Remus deutete auf ein Tisch am Rand. Am Tisch daneben saß nur eine Person. „Evans?" Lily sah hoch. „Oh hey." „Was machst du alleine hier?" „Ich bin nicht alleine. Ich warte auf Finn.", sagte sie schnippisch. „Du kannst dich zu uns setzten, während du wartest.", schlug James vor. „Nein passt schon." „Okay, aber wenn du doch willst unseren Tisch hat immer ein Platz für dich frei."
Sie ließen sich ein Tisch weiter auf die Stühle fallen und bestellen vier Butterbier.
„Evans sicher dass du..." „Ja."
Es war halb sechs als die Rumtreiber beschlossen zurück zum Schloss zu gehen. Lily saß immer noch alleine an dem selben Platz. „Jungs geht schon mal vor, ich komme nach.", flüsterte Remus seinen Freunden zu. Sie nickten.
Er setzte sich neben Lily. „Hey Lily. Kommst du mit zurück?",fragte er sie vorsichtig. Sie schüttelte den Kopf. „Willst du die ganze Nacht hier sitzen?" Sie schüttelte wieder den Kopf. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm er sie in den Arm. Nach einer Weile löste er sich von ihr. „Wir gehen jetzt hoch zum Schloss. Okay?" Sie nickte. Sie liefen schweigend neben einander her bis sie im Gemeinschaftsraum an kamen. „Danke.", flüsterte sie und ging zu den Schlafsäalen der Mädchen.

****

Im Schlafsaal war nur Alice. „Hey, wie war dein- Lily alles okay?" „Finn hat mich versetzt." „Was?!" „Wohin-?", Alice konnte ihren Satz nicht zu ende bringen, denn Lily war auch schon wieder aus der Tür gestürmt. Keine fünf Minuten später kopfte sie an die Tür von Finn's Schlafsaal. Niemand antwortete. Sie klopfte erneut. Wieder nichts. Lily zögerte kurz und stieß dann die Tür auf. „Finn? Ich wollte fra-." Ihr gefror das Blut in den Adern. „Hmm.", sie räusperte sich. Zwei Personen sprangen auseinander. „Lily? Hey... ehm.", Finn stand, stottert vor ihr mit nackten Oberkörper. „Ich...ehm..." , er sah zu dem Mädchen, das jetzt unangenehm berührt auf dem Bett saß. „Du musst gar nichts mehr sagen.", sagte Lily kalt. Ihr Gesicht war emotionslos auf Finn gerichtet, der sich jetzt nervös durch die Haare fuhr. „Lily, ich..." „Nein Finn ist schon okay, wirklich.", Lily ging langsam auf ihn zu, sah ihm in die Augen und umarmte ihn. „Danke. Danke, dass du mir gezeigt hast, dass du es nicht wert bist.", sie löste sich von ihm und verließ ohne noch etwas zu sagen das Zimmer.
Sie ließ sich, als sie weit genug vom Schlafsaal entfernt war, an einer Wand hinunter sinken. Sie Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Lily wusste nicht wie lange sie schon da saß, als sie sich wieder fing. Doch, anstatt zurück in ihren Schlafsaal zu gehen, schlug sie den Weg zu Remus ein. Remus war der, den sie jetzt brauchte. Er würde sie nicht mitleidig angucken oder irgendwelche dummen Kommentare ablassen.

Changes | JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt