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Auf den Straßen, Amsterdams – circa fünf Minuten später

  Kurze Zeit später kamen wir an einem schwarzen Porsche an, welcher genauso prunkvoll und verteuert war, wie dieser beschissene Ring, der immer noch nicht von meinem Ringfinger wollte.

„Wo fahren wir hin?" fragte ich ihn, als wir beide im Auto saßen. Vater hatte mir früher immer eingeprügelt, dass ich niemals mit fremden Leuten die ich nicht kannte in Autos steigen durfte. Galt das auch für Bastarde von Ehemännern?

Er gab mir keine Antwort, startete nur den Motor und trat das Gaspedal durch. Erschrocken und immernoch mit seinem Mantel um meinen Schultern, krallte ich mich in den Griff von der Beifahrertür, wie ein kleines Kätzchen. Er war ganz eindeutig über dem Tempo Limit.

Wir rasten zusammen durch die Straßen von Amsterdam, welche um diese Uhrzeit verdammt leer waren. Vereinzelt waren Leute am Straßenrand Unterwegs oder kleine Geschäfte waren noch geöffnet, aber im Großen und Ganzen war eine Ruhe eingekommen, welche ich von Boston nicht kannte und welche ich in L. A. niemals haben würde.

Tief seufzte ich und schaute aus dem Beifahrerfenster, weil es mir vorkam als wäre das, dass Einzige was ich jetzt noch konnte. Ich musste keinen IQ von 150 besitzen um zu verstehen, dass wir zum Flughaufen fuhren und nach Hause flogen.

Immerhin würde ich meine Familie wiedersehen.

Als wir auf den großen Parkplatz einbogen, welcher der Flughaufen zur Verfügung stellte, graute es mir davor, mit Kyle in einem Flugzeug zu sitzen. Bis jetzt hatte er immer noch kein einziges Wort mit mir gewechselt, was mir auf gewisser Weise große Angst machte.

Er fuhr auf einen großen freien Parkplatz, parkte den Wagen und stellte den noch eben laufenden Motor ab. In einer fließenden Bewegung zog er den Zündschlüssel aus dem Zündschloss heraus, öffnete seinen Sicherheitsgurt und gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich ihm das nach machen sollte. Er öffnete seine Tür und stieg aus dem schwarzen Sportwagen aus.

Ich blieb sitzen. Viel zu viele Gedanken tummelten sich in meinem Kopf und ich wusste gar nicht so genau welchen ich folgen sollte. Da war zum einen das Geschehen in der Bar von vorhin, die Tatsache das meine Sachen noch immer in dem Hotelzimmer standen, Kyle mich gefunden hatte und wir nun nach Hause flogen.

Etwas schweres legte sich auf meine Brust, was mich daran hinderte ordentlich durch zu atmen.

Ich rührte mich nicht begann mich aber dennoch abzuschnallen. Der innen Raum des Porsches war schwarz und vermittelte etwas Kaltes.

Was sollte ich nur tun? Wieso war mein Leben so am Arsch das ich nicht einmal alleine irgendwo hin reisen konnte ohne, dass mich jemand zurückholte. Wie würden meine Eltern darauf reagieren, dass ich mit Kyle in der Tür ankam? Würden sie enttäuscht sein, dass ich nicht einmal allein in einer fremden Stadt klarkam?

Ein riesiger Klos legte sich in meinem Hals ab und ich begann unbewusst wieder zu zittern.

Wieso läuft alles in meinem Leben nur schief?

Die Beifahrertür wurde aufgerissen doch ich hielt meinen Blick auf einen kleinen VW gerichtet, welcher ein paar Reihen weiter parkte. Er sah abgekommen und veraltet aus. Viel lieber hätte ich in diesem Auto gesessen, weil man sah wie viel Liebe hinter diesem alten Wagen steckte. Der Porsche triefte nur vor Angeberei. Genau wie der Mensch den er fuhr.

„Steig aus!" kam es aus zusammengebissenen Zähnen von Kyle, der neben der Tür stand und sie mir aufhielt. Von außen gesehen sahen wir aus wie ein liebendes Pärchen. Wie falsch alle damit nur lagen.

Ich sagte nichts weiter, weil ich wusste ich brauchte gar nicht zu diskutieren. Meine Meinung wurde wieder einmal übergangen. Niemand interessierte sich einen feuchten Furz darüber wie es mir ging. Mit erhobenen Kinn stieg ich aus dem Auto – wenn man es noch so nennen konnte – aus und ignorierte gekonnt die Hand die mir Kyle ausgestreckt hatte. Wenn er nun ernsthaft auch noch denken sollte ich würde sie ergreifen, war er augenscheinlich sehr falsch informiert.

Es war kühl in dem Parkhaus und ich schlang mir unterbewusst Kyles Jacke enger um meine Schultern. Sollte er es ruhig mitbekommen, es war mir herzlich egal. Seine wachsamen grünen Augen musterten mich wieder, ich versuchte sie zu ignorieren aber das war wirklich nicht leicht.

Er schloss den Wagen ab und ein leises Klicken ertönte. Danach legte er mir eine Hand auf meinen Unteren Rücken und schob mich zu einer der großen Eisenstahltüren die uns zum eigentlichen Flughafen brachte. Ich wollte seine beschissene Hand abschütteln, abschneiden und über einem Feuer verbrennen, doch ich hätte mich selbst angelogen, hätte ich gesagt es würde mir nicht auf eine gewisse Weise gefallen. Auch wenn dieser Drang aus einem ganz kleinen Teil von meinem Körper kam, den ich insgeheim dafür verfluchte.

Seine Hand brannte wie Feuer und es fühlte sich so an, als wäre Sein Mantel und mein Top gar nicht vorhanden. Sie brannte sich in meine Haut ein und als er mir die Tür aufhielt und sie daher kurz entfernte nahm ich seine Berührung immer noch war.

Er dirigierte mich vorbei an allen anderen Leuten, als wir in das Gebäude eintraten. Ebenfalls vorbei zum Check-in, doch ich fragte schon gar nicht mehr nach. Ich akzeptierte es einfach wie es kam. Was blieb mir auch anderes übrig, es war nicht so, dass ich ein Mitsprache Recht hatte.   

Like the fire inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt