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Im Garten der Giordano's - eine Stunde später

„Auf das Brautpaar!" rief irgendein Gast eine Stunde später und ich leerte mein Champagnerglas in einem zug. Anders würde ich diesen Tag nicht überstehen.

Nachdem die Zeremonie ihr Ende gefunden hatte, behielt Kyle mich an seiner Seite, als wir durch unseren Wohnraum hinaus ins freie in unseren großen Garten – auch als meinen Lieblingsort – bekannt. Super, dass Kyle mir auch das noch nahm.

Er war wie eine Stechmücke, welche immer mehr Blut aus einem heraussaugte. Doch anstatt Blut, waren es die schönsten Erinnerungen die ich in meinem Leben je gemacht hatte.

***

„Darf ich?" fragte Kyle, der neben mich gekommen war und seinen Arm schon besitzergreifend, um meine Hüfte, geschlungen hatte.

Ich schaute ihn mit großen Augen an, erwiderte aber nichts darauf, weil es nichts gebracht hätte und ich nicht, für noch mehr Drama sorgen wollte. Mein drittes Champagner Glas, welches ich innerhalb der letzten Stunde hinunter gespült hatte wie Wasser, stellte ich auf ein Tablett, von einer kleinen Kellnerin, mit hohem Pferdeschwanz, und erbarmte mich dem Tanz mit Kyle.

Er zog mich auf die „Tanzfläche" in der Mitte des, für den heutigen Tag errichteten, Pavillons. Sie war nicht sonderlich groß, aber doch schon so das mehrere Leute Platz hätten zu tanzen, doch seit dem Moment an, ab welchem Kyle mich auf die Fläche gezogen hatte, war es augenblicklich mucksmäuschenstill geworden und jeder beobachtete uns. Kyle schien es zu genießen, doch ich brauchte diese Aufmerksamkeit nicht.

Angekommen in der Mitte, zog er mich harsch an sich, dass sich auch kein anderer Mann in diesem Raum, zu lange etwas von mir abschaute. Pfff.

Langsame Musik setzte ein und ich wusste nicht wo ich meinen Blick hin verfrachten sollte, denn Kyles Augen waren ganz sicher keine Option. Ich glaubte, wenn ich auch nur einmal anfangen würde in sie hineinzuschauen, wäre ich nicht mehr in der Lage gewesen, jemals wieder wegzuschauen. Ich versuchte über seine Schulter zu gucken, doch er war einfach viel zu groß und ich hätte selbst in diesen hohen Schuhen, nichts gesehen.

Er nahm eine Hand von meinem Rücken, welche ich erst jetzt bemerkte und legte sie sachte unter mein Kinn. Langsam aber bedrohlich drückte er gegen mein Kinn und mir blieb nichts anderes übrig, als in sein verdammt perfektes Gesicht zu schauen.

Er sah mich mit einem unergründlichen Blick an und seine Katzenaugen waren nun, wieder mit ganz vielen Farben gefüllt, welche ich gerne gezählt hätte.

Verdammt, wieso schwebten solche Gedanken in meinem Kopf?!

Wie als hätte ich es laut über ganz New York geschrien, erschien ein wissendes Grinsen auf seinem Gesicht und ich senkte den Kopf wieder.

Wieso konnte dieser Kerl mich wie ein offenes Buch lesen?

Doch er hatte anscheinend nicht das Bedürfnis mich in Ruhe zu lassen, denn er hob mein Kinn erneut an und ich war gezwungen ihn wieder in die Augen zu schauen. Ich wollte sämtliche Schutzmauern hochfahren und einen unbeteiligten Blick auf mein Gesicht pflanzen, doch das konnte ich in seiner Anwesenheit nicht. Wofür ich ihn innerlich verfluchte.

„Wie fühlst du dich?" fragte er und mir entwich ein kurzer Lacher.

„Als ob dich das wirklich interessieren würde." Sagte ich stattdessen und hatte ein Grinsen auf dem Gesicht. Er warf mir wieder einen intensiven Blick zu und ich hatte wieder einmal das Gefühl, als würde er ein Lasso um meine Augen schmeißen, denn sie wollten nicht mehr aufhören ihn anzuschauen. Erst jetzt, im nahen, konnte ich erkennen, dass seine eine Augenbraue viel dünner wirkt als die andere und seine Pupillen, beide ein klein wenig unterschiedlich waren, denn seine linke war ein müh größer und seine rechte ein Stück kleiner. Aus der Ferne hätte man das niemals gesehen, doch weil ich nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war, konnte ich nun mehr erkennen.

„Wenn es mich nicht interessieren würde, hätte ich dich nicht gefragt." Sagte er mit einem komischen Ausdruck auf seinem Gesicht. Nicht direkt Verwirrung oder so, nein, es war einer, welchen ich noch nicht kannte. Ich hatte keine Sekunde länger mehr Zeit seine Augen zu beobachten, oder gar noch mit ihm zu sprechen, denn im nächsten Moment kamen seine Mutter, die atemberauend aussah, und mein Vater zu uns und erlösten uns, voneinander.

In der nächsten Stunde wurde durchgetanzt, aber hauptsächlich nur Standardtänze, welche meine Füße umzubringen versuchten. Einen weiteren Tanz mit Kyle hatte ich nicht, dafür mit seinem Vater, Damiano, Paolo, meinem Cousin, und noch ein paar anderen Bedeutenden Männern, die heute hier erschienen sind. Kyle, ließ mich keine Sekunde lang außer Augen und ich dachte schon er würde Damiano eine Pistole an den Kopf halte, weil er mich während unseres Tanzes zum Lachen gebracht hatte. Dem Ausdruck in seinen Augen zu folgen war er auch nur ganz kurz davor gewesen.

Genau diesen Punkt verstand ich schon wieder nicht. Klar, wurde das darauf geschoben das ich eine „Frau" war und nicht so erzogen wurden war wie ein Mann, doch wunderte es mich, dass Kyle eigentlich einen verdammten fick auf mich gab, aber jetzt, wenn ich auch nur in die Nähe meines verdammten Cousins kam, er so aussah als würde er gleich jeden Mann einzeln die Eier abreißen, wenn diese mich auch nur eine Sekunde, zu lang anschauten.

Und da meint man, wir Frauen waren kompliziert.

***

„Iss..." Flüsterte mir Kyle eine halbe Stunde später zu, als wir am Kopf einer langen, voll gedeckten, Tafel saßen und ein glücklich verheiratetes Ehepaar spielten. „...wir haben diese Nacht noch viel vor." Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und ich aß mit Absicht nichts von den köstlichen Leckereien, um ihn zu provozieren. Gut, vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich panische Angst vor dieser Nacht hatte, die Nacht, welche mich endgültig, zu seinem Eigentum machte.

Like the fire inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt